Lamb Of God, Bleed From Within, 19.06.19, Köln, Essigfabrik

Zwischen all dem betreuten Prog muss es auch mal ein bisschen auf die Fresse in Form von kompromisslosem Metal geben, dachte sich der Betreuer. Und je nachdem, wo man nachliest, wird Lamb Of God ja durchaus dem Prog-Metal zugeordnet. Und auch wenn sie eigentlich so unproggy sind wie nur was, haben wir uns die Groove Metal-Maschine aus Richmond mal angesehen und sind heftig dazu abgegangen. Ein kurzer, knackiger Konzertbericht, genauso wie das Konzert.

Das Konzert fand in der Essigfabrik in Köln statt. Draußen sah es nach Unwetter aus, das wirkliche Gewitter sollte später drinnen stattfinden. Während die Schotten von Bleed From Within drinnen bereits den Putz von der Decke spielten und ihren Vorbildern wie eben dem Headliner oder Whitechapel erfolgreich nacheiferten, tranken die meisten Kuttenträgerinnen und -träger vor der Halle, auf dem Parkplatz und sonst überall ihr Bier. Man sah auch von weiter weg bereits Lamb Of God Sänger Randy Blythe zwischen Tourbus und Halle hin- und herschlendern. Der Sänger war während der Europatournee 2012 wegen Körperverletzung mit Todesfolge verhaftet verhaftet worden. Er soll bei einem Konzert in Prag im Jahre 2010 einen auf die Bühne gekletterten Fan geschlagen haben, woraufhin dieser auf den Hinterkopf gefallen sein soll und später seinen Verletzungen erlegen ist. Nach einem Monat Untersuchungshaft wurde Blythe gegen eine Kaution entlassen. Dementsprechend groß war der Respekt (die (Ab-)Scheu? d. Schlussred.) der Fans, die ihn von weiter weg beäugten.

Um kurz nach neun traten dann nach sich aufbauendem Intro die fünf Männer von Lamb Of God auf die Bühne und legten direkt alles kurz und klein. Die Band aus Richmond gibt es bereits seit 1990 (damals noch als Burn The Priest). Unter dem Namen Lamb Of God sind sie seit 2000 unterwegs. Die Band war zuletzt als Support von Slayer in Köln und hatte dementsprechend in einer etwas größeren Location gespielt. Der kleinere Rahmen schien die Metaller jedoch nicht zu stören und Frontmann Randy Blythe betonte, wie sehr die Band diese intimeren Gigs schätzt. So legte die Band auch direkt von Anfang an die Messlatte hoch und ließ der tobenden und moshenden Meute keinen Augenblick, sich auszuruhen geschweige denn, Bier zu holen.

Die fünf Musiker spielten ausnahmslos Songs der vier Alben “Ashes Of The Wake”, “Sacrament”, “Sturm und Drang” und “As The Palaces Burn”. Für den diensthabenden Betreuer war es ein kleiner Wehmutstropfen, am Schlagzeug nicht wie gewohnt den legendären und technisch virtuosen sowie spielerisch stets überraschenden Chris Adler zu sehen und zu hören. Später erfuhr man, dass Adler einen Motorradunfall gehabt hatte und auf dieser Tour durch Art Cruz ersetzt wurde. Der füllte souverän aus, aber so manche Adler-typische feine Spielerei vermisste man dann doch.

Die Stimmung war grandios, das Publikum schrie zwischen den Songs immer wieder nach “Lamb Of God” und hatte – genauso wie die Band – eine beeindruckende Ausdauer. In der Mitte gab es einen durchgehenden Moshpit. Als dritter Song kam ‘Walk With Me In Hell’, der die bereits tobende Menge absolut zum Ausrasten brachte. Oder wie ein Fan formulierte: “Bis dahin zahlte sich das Abfeiern aus, dann konnte man zum Wahnsinn übergehen. Geil!” Passend zu dem deutschen Albumtitel “Sturm und Drang” versuchte sich Randy Blythe auch immer wieder auf deutsch zu unterhalten. Vor allem “heiß” und “Scheiße” sind ihm geläufig. Als ‘Laid To Rest’ und anschließend ‘Redneck’ gespielt wurden, gab es eben jenes bereits erwähnte Gewitter in der Halle. Alles kochte und bebte und dann war es vorbei. Die Band hatte etwa eine Stunde und 15 Minuten gespielt. Manche Fans warteten noch auf eine Zugabe, doch man wurde von Mitarbeitern und Security freundlich nach draußen gebeten.

Draußen wurde dann bei Bier noch getrocknet und das Konzert diskutiert. Dass Lieder wie ‘Set To Fail’ oder ‘Rise’ gefehlt hatten, verwunderte manchen Fan doch sehr, doch insgesamt war man mehr als glücklich. Einziger großer Minuspunkt, der manchen Fans zum Ende des Abends doch sehr gegen den Strich ging: Die Pfandbecher, die man drinnen bekommen hatte, konnte man nicht mehr zurückgeben. Da ging einem nicht nur das Geld flöten, man hatte auch keine Möglichkeit, die Becher zu entsorgen, während man rauskomplimentiert wurde. Was natürlich darin resultierte, dass die meisten Metaller ihre Becher auf dem Weg zur Bahn kreuz und quer nach links und rechts warfen. Das kann einem aus mehreren Gründen den Abend madig machen.

Dafür war das Konzert einwandfrei gewesen. Leider war es uns nicht vergönnt, professionelle Fotos zu schießen. Da es während des Moshens aber sowieso schwierig ist, Fotos zu schießen, war dies halb so wild. Das Gewitter war an Köln vorbeigezogen, in der Halle hatte es stattgefunden.

Text und Live-Fotos: Philipp Röttgers

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