3 Crows – It’s A Murder

(40:16, CD, unsigned/Just For Kicks, 2019)
Was sínd das für Vögel? Selbst erfahrenen Prognithologen könnte diesmal die Bestimmung nicht ganz leicht fallen. So besteht bei flüchtiger Betrachtung beispielsweise die Gefahr, sie mit beispielsweise THE Three Crows zu verwechseln. Sollte man sich mit so einem fragwürdigen Fall also überhaupt befassen? Die babyblauen Kollegen z.B. stellten beruhigt fest, dass die “eigentlich gar keinen Prog” machen. Wozu sich wie stets mal fein jeder seine eigene Meinung bilden sollte. Entschieden unübersichtlich wird die Situation jedenfalls dadurch, dass es bereits frühere Inkarnationen des Projekts gegeben hat, bei denen neben den auch heute noch beteiligten Brett Garsed (Gitarre) und Hauptkomponist Chris Buck (Bass, Gesang) Virgil Donati (u.a. Planet X, Allan Holdsworth, UK) am Schlagzeug beteiligt war. Und Andy Kodiwein an der Gitarre (obwohl der den Krähen auch heute noch verbunden ist, siehe unten). Und George Whitty an Keyboards. Und so weiter.

Endgültig verwirrend wird es dadurch, dass auf den ersten Videos, die man zum Thema “It’s A Murder” findet, ein alter Bekannter von Trey Gunn oder UKZ/Eddie Jobson (daher auch der Minnemann-Kontakt) Gitarre spielt, und nicht Brett Garsed:

‘Islave’ feat. Alex Machacek on Guitar (Not the album version)

‘It’s A Murder’ feat. Alex Machacek on Guitar (Not the album version)

Aber genug personelle Verwirrung an dieser Stelle, let the music do the talking!

Das Titelstück führt sich mit Bucks hohem, klaren Gesang und Marco Minnemanns (u.a. UKZ, The Aristocrats, Steven Wilson) wohlbekanntem Powerplay blendend ein. Bis zum ersten Refrain scheint es allerdings zunächst für diese Spielklasse etwas arg vorhersagbar zuzugehen, das Stück bekommt aber spätestens ab Bucks pumpenden Bass-Solo und Brett Garseds (u.a. Adrian’s Wall, Garsed/Helmerich, Planet X) elegant solierendem Einstieg gut die Kurve. Das an Stanley Clarke erinnernde ‘Raven’s Way’ verrät überdies: Diese Tiere lieben den Funk! Das trotz Shredding-Tempo abgrundtiefe Wummern des Basses kontrastiert hier schön mit dem Splitterspiel auf einer Akustikgitarre sowie einem brennenden E-Gitarrensolo. Und Original-Krähenkrächzen in der Coda.

Die ersten Takte von ‘Islave’ gehören dem deutschen Wundertrommler Minnemann ganz allein. Im Folgenden will einem der Refrain merkwürdig bekannt vorkommen (fällt jemand ein, wo der hergeflattert ist?). ‘Psychedelic Prelude’ klingt bis auf die Benediktiner-Mönche aus der Konserve vor allem nach einem Probenkeller-Spaß, aber warum auch nicht?

Das ruhig bleibende ‘Bird’ hingegen ist ein richtiger “Song” und verschafft Chris Bucks Gesang und Brett Garseds Spiel ein wenig mehr Freiflug in der Volière.

Das furiose Instrumental ‘Tres Quervos’ handelt immer noch nicht von three-eyed Ravens, sondern von drei Rabenvögel der normalen Sorte. Und markiert wohl spielerisch wie kompositorisch den Höhepunkt des Albums.

‘The Rhythm’ lässt streckenweise an Phasen von Billy Cobhams Bandschaffen denken:

Und für ‘Franqy’ kehrte Ur-Projektmitglied Andy Kodiwein zurück:

Auch das Artwork von Mattias Norén ist wie stets attraktiv und konsequent durchgezogen. In Summe antestenswert! FFO: Cosmosquad, CAB, Stanley Clarke, Chad Smith’s Bombastic Meatbats, Billy Cobham etc.
Bewertung: 11/15 Punkten

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