Banco Del Mutuo Soccorso – Transiberiana

(68:54, CD, InsideOut / Sony Music, 2019)
Nachdem bereits Premiata Forneria Marconi (oder kurz P.F.M.) mit ihrem letzten Album “Emotional Tattoos” bei InsideOut gelandet sind, steht inzwischen mit Banco Del Mutuo Soccorso (oder kurz Banco) die zweite legendäre Italo-ProgBand aus den 70ern beim gleichen Label unter Vertrag.

Doch im Gegensatz zu P.F.M., die ab den 2000er Jahren mit unterschiedlichen Projekten und Veröffentlichungen immer wieder präsent waren, gab es bei Banco lediglich einige Liveveröffentlichungen und Boxsets, bei denen häppchenweise einige neue Titel untergebracht wurden. Das letzte Studioalbum “Il 13” erschien bereits 1994, zudem musste man in den letzten Jahren die tragischen Todesfälle vom charismatischen Gründungsmitglied und Sänger Francesco Di Giacomo, sowie dem seit den Siebzigern aktiven Gitarristen Rodolfo Maltese verkraften.

Damit lag es letztendlich in der Verantwortung von Keyboarder Vittorio Nocenzi, die Band am Leben zu erhalten und ein neues Line-Up zusammenzustellen, somit Banco in gewisser Weise weiterzuführen: “Für zu viele Jahre widmete sich die Band lediglich nur Liveauftritten. Deswegen war es an der Zeit, dass wir uns wieder ums Komponieren, das Zusammenspiel und die Aufnahme von neuem Material kümmern”.

Zur aktuellen Besetzung der römischen Band gehören neben Vittorio Nocenzi der langjährige Gitarrist Filippo Marcheggiani, sowie Tony D’Alessio (Gesang), Nicola Di Già (Gitarre), Marco Capozi (Bass) und Fabio Moresco (Schlagzeug), die man bereits auf dem Bonusmaterial der Wiederveröffentlichung vom legendären 73er Album “Io Sono Nato Libero” zu hören bekam. Interessanterweise schaffte es jedoch keines der in den letzten Jahren veröffentlichten Titel auf “Transiberiana”, so dass man hier wirklich ein komplett neues Album zu Gehör bekommt.

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Wie fällt nun der Vergleich zu den Klassikern aus den 70ern bzw. dem eher geradlinigen Material auf “Il 13” aus? “Transiberiana” ist nicht nur aufgrund des veränderten Personals ein echter Neubeginn, auch musikalisch setzt man auf einen Mix aus progressiver Tradition, südländischer Emotionalität und einer gewisser klanglichen Neuorientierung mit trotzdem deutlich erkennbarem Retro- und Sinfonik-Einschlag. Im Grunde genommen handelt es sich um eine recht eigenständige Band, die die Banco Historie in Ansätzen aufgreift und fortführt. Naturgemäß hat es Sänger Tony D’Alessio besonders schwer, dem Vergleich mit der markanten Stimme von Francesco Di Giacomo stand zu halten. Doch sein voluminöses Organ verfügt über genügend stimmliche Eigenständigkeit und Ausdruckskraft, um sich mit dem Gesang in italienischer Muttersprache zu emanzipieren.

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Erschien gerade das Bonusmaterial auf der 2017er Neuauflage “Io Sono Nato Libero” noch etwas unausgereift und auf der Suche nach der stilistischen Richtung, so verfügen die elf Titel auf dem konzeptionell angelegten “Transiberiana” (als Bonus durch Liveaufnahmen der beiden Klassiker ‘Metamorfosi’ und ‘Il Ragno’ ergänzt), über mehr inhaltliche Geschlossenheit.

Inhaltlich zusammengehalten als metaphysische Lebensreise, weist das Material trotzdem mitunter gewollte Brüche und sperrige Parts auf. Selbst wenn Vittorio Nocenzi  zuweilen mit modernen Sounds und Elektronik flirtet, so setzt er gerade mit diversen Piano-, Orgel- und Synthiesoli charakteristische Klangtupfer. Die Gitarrenarbeit schwankt als instrumentaler Kontrapunkt zwischen moderater Härte und sanfter Melodik. Doch gelingt es Banco, eine gesunde Balance zwischen schwungvoller Virtuosität (‘Lo Sciamano’) oder sanfter, mediterraner Schönheit (‘ Campi Di Fragole’, ‘Eterna Transiberiana’) zu kreieren.

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“Transiberiana” überzeugt als frischer musikalischer Reset. Kein offensichtliches Banco-Album, doch mit genügend Verweisen auf die 70er, die eigene Historie und inspirierenden neuen Ideen. Erhältlich als Limited Edition CD Mediabook, Gatefold 2LP (mit CD), sowie als Digital Album.
Bewertung: 12/15 Punkten (KR 10, KS 12)

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Abbildungen: Banco Del Mutuo Soccorso / InsideOut Music