(14:46, MP3 VBR fairly high, The Crawling Chaos Records, 2019)
Wie entzückend! Der Sommer steht vor der Tür, da wird es Zeit, die Gehörgänge mit dem Sandstrahler zu reinigen. Dazu eignet sich aktuell keine Veröffentlichung besser, als die von RAPTVRE. “Feast Upon Their Flesh” ist ein Demo mit drei Tracks, gedacht als Appetithäppchen für den für später im Jahr geplanten Debüt-Longplayer. Drei Kompositionen, die es in sich haben. Der Opener ‘Feast Upon Their Flesh’ zeigt direkt, wo der Hase fürs Fest geschlachtet wird. Blast Beats mit atonalen Riffs, die einem fast ein wenig Angst machen. Die harmonischen und rhythmischen Wechsel zwischen den Riffs wirken fast schon wahnsinnig und schwer zu fassen.
Die zweite Nummer ‘Torn To Shreds’ schlägt da in eine ganz andere Kerbe. Eine massive Wand aus Riffs prügeln einem ins Gesicht, lösen sich dann in ein fast bluesiges Lick auf, das von Blast Beats untermalt wird und auf diese Weise etwas Episches entfaltet. Langeweile kommt beim Hören des Demos definitiv nicht auf, sorgen RAPTVRE doch immer wieder für Abwechslung und Bewegung. Die Musik ist wahrlich ein Einblick in Abgründe, denn es klingt stellenweise so böse und wütend, das man beim Hören verstört umher schauen muss, ob man nicht vielleicht doch schon in der Hölle angekommen ist. Das mag vielleicht auch an den tonal so ungewöhnlichen Gitarren-Riffs liegen. Verwenden andere Bands atonale Riffs, um punktuell Akzente zu setzen, ist es bei RAPTVRE ein festes Stilmittel. Ganz sicher aber nicht zum Selbstzweck, sondern vielmehr um die eigene, ganz spezielle Dynamik zu entfalten. Wirken versöhnliche Riffs und Melodien doch um einiges stärker, wenn Sie neben diesen Wänden des (Sound-) Wahnsinns platziert werden.
‘Devouring Mist’, der dritte und letzte Song auf dem Demo, wird getragen von einem pulsierendem Grundsound, der abermals bedrohlich wirkt. Angenehm, wie sich der Song dann in eine Kick-Ass Black’n’Death Nummer verwandelt, die maßgeblich vom Bass getrieben wird.
Für die Kompositionen sind ausschließlich Kirill Gromada (Gitarre) und Stefan Braunschmidt (Bass) verantwortlich. Sie sind RAPTVRE. Beide sind auch noch in anderen Bands tätig. Während Kirill noch bei Ayahuasca und Pripjat spielt, malträtiert Stefan die Stahlseile auch für Shitshifter und NVRVD. Thorn, gleichzeitig Sänger bei Necrotic Woods, ist für den Gesang verantwortlich. Und der Gesang steht den Instrumentalisten in Sachen Wahnsinn in nichts nach. Thorn gibt dem brutalen Instrumenten-Gewitter die nötige Prise Theatralik, die das Ganze auch musikalisch auf ein lyrisches Niveau hebt. Überhaupt fügen sich die Beiträge aller Musiker nahtlos ineinander.
“Feast Upon Their Flesh” ist ein verdammt rundes Paket aus brutalen, psychotischen Metal und einer gehörigen Portion Tiefgang. Auch wenn die Musik atonal und wahnsinnig erscheint, ist immer eine gesunde Portion Spielfreude zu vernehmen, die das Ganze nicht zu Verbissen wirken läßt.
Bewertung: 13/15 Punkten