(51:47, 2LP, French Kiss, 2009/2019)
Lange war es still um die in New York ansässige Indie-Band “The Antlers”. Peter Silberman, Sänger und musikalischer Kopf der Formation litt im Anschluss der Tour zum Album “Familiars” zunächst unter einen Tinnitus. Auf seinem Solo-Album mit dem Titel “Impermanence” hatte diese Krankheit insofern direkten Einfluss, dass es ausgesprochen leise, bedächtig und sparsam ausfiel. Zwischenzeitlich deutete eine vielsagende Antort auf einen Tweet eines Fans aus dem Bandumfeld gar das Ende der Band an.
Zum zehnten Jubiläum von “Hospice”, dem Album, das im Jahr 2009 den internationalen Durchbruch der Band bedeutete, fand man sich jedoch endlich wieder zusammen. Zwar ohne den Multi-Instrumentalisten Darby Cicci, werden Silberman und Schlagzeuger Michael Lerner den zehnten Geburtstag von Hospice mit einer Akustik-Tour feiern, die die Band auch nach Deutschland führt.
Für Vinyl-affine Fans dürfte jedoch insbesondere das Re-Release des Albums auf zwei weißen LPs das eigentliche ausserplanmäßige Weihnachtsgeschenk sein. War doch die ursprüngliche Vinyl-Pressung aus dem Jahr 2009 eine ganz traurige Angelegenheit, und zweifellos eine der lieblosesten Vinyl-Veröffentlichungen seit der Renaissance der schwarzen Scheiben.
“Hospice” ist sicher eines der ungewöhnlichsten Konzeptalben der vergangenen Jahre. Erzählt wird die Geschichte/Beziehung einer todkranken, an Knochenkrebs leidenden jungen Frau und einem Krankenpfleger, die der Künstler selbst als “Story of an emotionally abusive relationship” beschreibt. Seine aussergewöhnliche Intensität zieht das Werk aus seinem ganz eigenen Sound, einer Mischung aus DIY-Recording, Lo-fi, Shoegaze, Post-Rock und Indie-Elementen. Über allem schwebt Silbermans Falsetto-Stimme, die vielleicht nicht jedermans Geschmack trifft. Lässt man sich auf “Hospice” ein und gibt dem Album zwei bis drei Hördurchgänge, dann sollte dem Hörer klar werden, warum das Werk solch weit verbreitete Anerkennung erfahren hat. Einmal mehr zeigt sich, dass es nicht immer aussergewöhnlich gute Musiker braucht, um ein großes Stück Kunst zu schaffen.
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Die vorliegende Doppel-LP auf weißem Vinyl, ist sorgfältig gemastert und lässt das Album etwas luftiger wirken als bisher. Die Pressung ist gut, was gerade bei den vielen leisen Passagen zum Tragen kommt. “Hospice” ist defintiv ein Album für Kopfhörer und “Augen zu”. Nachteil der Doppel-LP ist, dass man zwischendurch drei mal aufstehen muss.
Auch wenn man für Vinyl keine Schwäche hat, ist das Jubiläum von “Hospice” Grund genug, das Album kennen zu lernen.
Bewertung 14/15 Punkten (DH 14, KR 12)
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