Die Berliner Band smalltape um Mastermind Philipp Nespital trat rund ein Jahr nach ihrem letzten Auftritt dort wieder im Kölner Café Lichtung auf.
Als Support hatte man für diese Veranstaltung das Kölner Duo „Oh Boy“ eingeladen. Dieses besteht aus Luca (Gesang, Gitarre) und Thomas (Tasteninstrumente, Gesang) und spielt eine Mischung aus Singer/Songwriter und Indie/Alternative. Dem Motto des Abends entsprechend waren sie, ebenso wie der Top-Act, (halbwegs) unplugged unterwegs. Sie präsentierten Songs ihrer EP „My Dear“, die sie im Sommer vergangenen Jahres veröffentlicht hatten, mit akustischer Gitarre und dezenten Keyboardklängen. Was anfangs noch etwas schüchtern wirkte, konnte im Laufe der Zeit mit schönen Melodien und feiner Stimme überzeugen. Eine schöne Einleitung also für die Gäste aus Berlin, die im Vergleich zum Vorjahr in leicht veränderter Besetzung auftraten. Ebenfalls anders war der Spielort, denn im letzten Jahr fand es noch im unteren Raum statt, diesmal im vielleicht etwas intimeren Ambiente mit Sesseln im Erdgeschoss des Kulturcafé Lichtung.
(links: eine Hälfte von Oh Boy, Foto: Roland Koch)
Nach kurzer Umbaupause legten dann die Berliner Durchstarter mit ihrem Set los. Dabei war dieser bewusst auf akustisches Material ausgelegt und sollte damit eine etwas andere Seite der Band zeigen. Eine Wiederholung ihres Night of the Prog-Auftritts war also nicht angesagt.
Und so kam es denn auch, dass nicht das zu recht hochgelobte aktuelle Album “The Ocean“ den Hauptbestandteil des Abends ausmachte, sondern überraschenderweise viele Titel vom Debütalbum „Circles“ gespielt wurden. Neben Mastermind Philippe Nespital (Gesang, akustische Gitarre, Tasteninstrumente, Effekte), Alexandra Praet (Bass, Tasteninstrumente, Gesang) und Flavio De Giusti (Gitarren, Gesang) waren noch Drummer Diego Catano, der auch schon auf der Loreley zu überzeugen wusste, und Omri Abramov (Saxophon, EWI, Effekte) dabei.
Die Berliner wurden ihrem exzellenten Ruf vollauf gerecht und begeisterten das Publikum mit ihren atmosphärisch dichten Songs. Ob melodiebetonte Nummern mit Wiedererkennungswert oder auch mal sperrigeres oder gar psychedelisch-spaciges Material, die Band konnte ihre Stärken voll ausspielen und in allen Bereichen glänzen. Ein als Akustik-Set angekündigtes Konzert muss also keineswegs langweilig sein. Im Gegenteil, smalltape zeigten, wie man dies zu einem besonders unterhaltsamen Abend gestalten kann. Dabei war der Schreiberling speziell von den eingestreuten Ambient-Parts positiv überrascht. Gerade diese sehr leisen Parts können ordentlich in die Hose gehen, wenn das Publikum mehr quatscht, als dass etwas von der Musik zu hören ist. Doch in diesem Falle lauschte das Publikum andächtig bis zum Schluss und belohnte die Band mit kräftigem Applaus.
Passend zum teilweise experimentellen Ansatz wurde das EWI eingesetzt, ein elektronischer Blaswandler, der für interessante Töne sorgte. Toll gelungen war auch eine Passage mit eingeblendeten übereinander gelegten Stimmen, was dank Phillips guter Stimme sehr gut rüberkam. Und neben den Gesangsleistungen wussten zudem die feinen Gitarrenlinien von Flavio De Giusti zu gefallen. Dass die Rhythmusfraktion ebenfalls eine gute Figur abgibt, ist ja spätestens seit dem Loreley Auftritt bekannt.
Mit ‘Asylum’ beschloss dann ein neuer Song ein sehr schönes Konzert, das neugierig auf neues Material von smalltape macht. Und auch auf das Side Project „Mt. Amber“ – dazu hier schon mal ein bisschen was – und bald einiges mehr!
Der Eintritt war übrigens frei, bei beiden Bands konnte jeder seinen Beitrag in einen Hut geben – hoffentlich haben die Bands – und der Veranstalter – das bekommen, was sie verdient haben.
Die Setlist:
Open up (1)
Circles (1)
The mess in me (1)
The shore (2)
Fade (1)
The sailor‘s tale (2)
The diver (2)
The purgatory pug (1)
——
Asylum (3)
Dabei sind die Quellen: (1) Circles, (2) The Ocean, (3) Noch nicht veröffentlicht.
Alle Bilder stammen von Roland Koch. Vielen Dank dafür.
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Konzertbericht Smalltape, 13.01.18, Köln, Kulturcafe Lichtung
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Ein Kommentar
Lieber Jürgen, sehr schöner Bericht des Club-Gig smalltape in Cologne !! Prima gemacht !! Auch das Material von Circles ist erstklassig und in der Breite sehr gut geeignet Akustisch präsentiert zu werden. Wir haben hier in Germanien nicht so viele junge Künstler die sich an anspruchsvolle Rock-Musik ran trauen. Und mit dem Kollektiv um Philipp haben wir eine großartige Band (mit Mt. Amber nun zwei) die mehr Unterstützung und Lorbeeren verdient hat/haben. Wir weiter arbeiten dran. Ich habe das Mt. Amber Debüt Another Moon schon x-mal durchgehört, wieder mal ein echter Kracher !! Eine Rezension ist fast fertig !! Ich schicke Philipp den Text, er leitet den an Dich weiter !! Klingende Grüsse von Roland A. Koch alias Der SchoTTe aus Dortmund