O.A.K. – Giordano Bruno

(71:48, Doppel-LP inkl. CD, Aereostella, 2018)
Zunächst einmal darf man kurz etwas verwirrt sein mit den ganzen Namen. Heißt der verantwortliche Künstler Giordano Bruno oder Bruno Giordano? Oder heißt die Band O.A.K.? Bands dieses oder ähnlichen Namens sind ja momentan angesagt, ob sie jetzt aus Norwegen stammen und beim diesjährigen Night Of The Prog-Festival auftreten oder kürzlich einen Orkan-belasteten Sonntag adäquat beendeten.

Nein, die Band heißt O.A.K, was für Oscillazioni Alchemico Kreative steht. O.k., bleiben wir bei O.A.K. Und der Name, der eigentlich dahinter steckt, ist Jerry Cutillo, denn von ihm stammt das Konzept, die musikalische Umsetzung geschah zwar nicht im Alleingang, doch Mastermind Cutillo liefert hier als Multiinstrumentalist eindeutig den Löwenanteil an Arbeit ab. Und zwar beeindruckend gute Arbeit, dies sei vorweg konstatiert.

Die enorme Bandbreite seines Talents wird in der nachfolgenden Auflistung deutlich, denn er singt nicht nur, sondern spielt auch folgende Instrumente:
Acoustic guitars / 12string guitar / mandolin / ebow guitar / bass guitar / percussion / keyboards / Hammond organ / tubular bells / time generator / flutes / orchestral arrangement.

Nun sollte man allerdings kein hauptsächlich instrumentales, Mike Oldfield-ähnliches Solowerk erwarten. Nein, hier geht es um ein recht pompös angelegtes Symphonic Prog Konzeptalbum, bei dem auch der Gesang eine wichtige Rolle spielt. Bei ‘Diana/Morgana’ beispielsweise kommt einem angesichts der Gesangsperformance Curved Air in den Sinn. Und tatsächlich, das ist Sonja Kristina, die hier zu hören ist! Die höheren Parts in diesem Song übernimmt Kollegin Valentina Ciaffaglione. Eine weitere markante Stimme lässt sich schnell auf ‘Dreams of Mandragora’ erkennen, das ist nämlich Richard Sinclair. Zusätzliche Lead-Sängerinnen auf dem Album sind Jenny Sorrenti, Gertrude Urner, Alexa Trinity und Anna Maria Manzi.

Ein weiteres erwähnenswertes Merkmal ist das Einbringen des Saxofons, das gelegentlich schwer an Van der Graaf Generator erinnert. Das ist auch kein Wunder, denn gespielt wird es von David Jackson.

Die Liste der beteiligten Musiker wird vervollständigt durch:
Derek Wilson – drums
Giacomo Pettinelli – drums
Charles Yossarian – drums
Francesco De Renzi – grand piano / Hammond organ
Fab Santoro – bass
Maart Allcock – bass
Pat Rowbottom – additional vocals
Sue Llewellyn – additional vocals
Daniele Nuzzo – additional vocals
Mirko Valtulini – Timpani.

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Hier wird die Geschichte des Titelhelden erzählt, der im Februar 1600 auf seine Hinrichtung wartet und in seinen letzten Minuten in Erinnerungen an die Vergangenheit schwelgt und gleichzeitig Zukunftsvisionen hat. Er lebte in England, Italien und Deutschland, und dementsprechend sind nicht nur die Songtitel in unterschiedlichen Sprachen verfasst, sondern der Gesang wird auch in der entsprechenden Sprache vorgetragen. Dies gelingt sehr gut, allerdings dauert es beim ‘Wittenberger Fuchstanz’ etwas, bis man erkannt hat, dass Cutillo sich an Deutsch versucht, was ganz offensichtlich nicht zu seinen alltäglichen Gewohnheiten zählt.

Wie bereits eingangs erwähnt, handelt es sich hier um ein großformatiges Symphonic Prog-Projekt, das auch deswegen beim Schreiberling so gut abschneidet, da es recht erfrischend aus den Boxen kommt. Und, na ja, der anonyme Mellotroniker freut sich hier natürlich besonders, denn das Mellotron spielt durchaus eine gewisse Rolle. Doch auch die Flöte gehört zu den charakteristischen Merkmalen, die in Zusammenhang mit O.A.K. zu nennen sind. Mal erinnert das Ganze an die ungarischen Symphonic Progger Solaris, doch an diversen anderen Stellen ist die Assoziation eine andere, denn diese wird nicht nur durch das Flötenspiel, sondern auch durch das Spiel an der akustischen Gitarre und nicht zuletzt sogar durch den Gesang geweckt. Man höre sich zum Beispiel mal den Song ‘Circe’ an, das erinnert dann an wen wohl? Und zwar totull? Natürlich – Jethro Tull! Und das gilt nicht nur für diesen Song. Dieser Einfluss zieht sich durch das Album und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Cutillo bestimmt mal in einer Tull-Coverband aktiv war. Ein Blick in die Historie belegt dann auch deutlich die besondere Nähe zu Jethro Tull.

https://www.facebook.com/OAKJerryCutillo/videos/vb.168476073169821/547738762374057/?type=2&theater

Doch O.A.K. ist viel mehr als das, denn sie verknüpfen folkigen Tull Sound mit symphonischem Hochglanz-Prog. So erinnert ‘La Cena Delle Beffe’ in seiner Verspieltheit beispielsweise ein wenig an die Flower Kings. Die VdGG Bezüge sorgen ebenfalls für eine spezielle Note. Wirklich schräg wird es nie, stattdessen werden folkige und symphonische Elemente geschickt miteinander verbunden. Sämtliche Kompositionen stammen aus der Feder Cutillos, lediglich bei ‘Danse Macabre’ handelt es sich um eine Adaption des Titels von Camille Saint-Saëns.

Das Ganze wird als Doppelalbum mit opulentem Cover von Ed Unitsky veröffentlicht und ist doch glatt einen Teapot of the Week wert, den es bei Rezension bei Erscheinen im Oktober 2018 auch unfehlbar erhalten hätte. Tolles Album!
Bewertung: 13/15 Punkten (JM 13, KR 12, KS 11)

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