Familienausflug in Düsseldorf – nach einigen Jahren Pause gaben sich die legendären Clannad wieder einmal die Ehre.
Für einige Zeit war die vom Autor sehr geschätzte Formation vom Radar verschwunden – kein Wunder, denn sie hatte zwischenzeitlich eine längere Pause eingelegt. Durch Zufall wurde dann entdeckt, dass die Band tatsächlich ein neueres Album vorweisen kann, nämlich „Nádúr“. Naja, neu trifft es nicht unbedingt, denn es wurde 2013 produziert. Aber das frisch der Sammlung einverleibte Werk wusste zu gefallen und so kam die Einladung gerade recht, einem Clannad-Konzert beiwohnen zu können.
Es gibt wohl nur sehr wenige Bands, die über einen solch langen Zeitraum eine derart konstante Besetzung aufweisen können. Dass der Name nicht von ungefähr kommt, dürfte bekannt sein, denn hier handelt es sich tatsächlich um eine Familie, die fast durchweg in der Fünfer-Besetzung der Geschwister Brennan (Moya Brennan, Ciarán und Pól Brennan) sowie deren Onkeln, den Zwillingen Noel und Pádraig Duggan auftrat. Und dies bereits in den frühen Siebzigern. Damals war auch noch Moyas Schwester Enya dabei, die bekanntlich später eine erfolgreiche Solokarriere einschlug.
Mitte letzten Jahres erschien mit ”Turas 1980” ein Live-Dokument, das nun zum Anlass genommen wurde, mal wieder eine kleine Tournee zu unternehmen. Eine gute Idee! Nun war es also mal wieder so weit, die Iren waren auf Tour und hatten unter anderem Düsseldorf auf ihrem Plan, und zwar mit dem Robert-Schumann-Saal eine durchaus beeindruckende Location. In blaues Dämmerlicht eingehüllt sah man das Instrumentarium auf der Bühne aufgebaut, das sah schon nach mehr als vier Akteuren aus. Doch zunächst betraten zwei junge Musiker die Bühne und belegten die hinteren Plätze auf der Bühne. War doch eine Vorgruppe angesagt? Nein, denn kurze Zeit später folgten bekannte Gesichter, es ging also gleich mit Clannad los.
Es konnte allerdings nicht exakt so sein wie früher, denn in der Zwischenzeit ist Pádraig Duggan, bei dem letzten Album noch dabei, leider verstorben. Clannad wären nicht Clannad, wenn nicht auch die erwähnten jungen Musiker zur Familie gehören – und in der Tat, bei Aisling und Paul Jarvis handelt es sich schließlich um Moyas Kinder.
Gleich zu Beginn wurde das Konzert als Teil einer „Unplugged“-Tour angekündigt und so ging es auch mit einer Uralt-Nummer sehr folkig los. Man ging zurück ins Jahr 1980, zu ihrem fünften Album „Crann Ull“, auf dem auch Enya mitgewirkt hatte. Ein flotter Start und man merkte gleich, dass das Publikum gut mitging. Viele der folgenden Songs wurden auf Gälisch vorgetragen und der Opener sollte nicht der einzige Song aus ganz alten Zeiten sein. Selbst das Debütalbum von 1973 fand Berücksichtigung.
Die Stärken der Band kamen auch hier wieder zum Tragen: Moyas markante Stimme, die perfekt abgestimmten Harmoniegesänge sämtlicher Beteiligten, ob im Song eingebunden oder als Acappella-Variante. Auf der Bühne scheint Pol zunächst federführend zu sein, denn er ist der große Stimmungsmacher, beeindruckt durch seine Vielseitigkeit und Spielfreude. Ob an der akustischen Gitarre, Tasten, Querflöte oder insbesondere auch an der Tin Whistle – da macht das Zuhören wie auch Zusehen richtig Spaß. Und natürlich ist da die charismatische „First Lady of Celtic Music“, Moya Brennan, die der Musik nicht nur mit ihrem Gesang den Stempel aufdrückt, sondern auch durch ihr Harfenspiel Akzente setzt.
Nach einer rund 20-minütigen Pause kamen sie zurück und setzten ihren Set mit einer Mischung aus alten, teils weniger bekannten Nummern und erwarteten Hits fort, wobei nun auch mehr Synthesizer zum Einsatz kamen, komplett unplugged war das Ganze also natürlich nicht. Auf eine stimmungsvolle Nummer mit Synthesizer und Klanghölzern folgt wieder eine alte Nummer von „Dulaman“, die als „gemischter Salat“ angekündigt wird. Satzgesänge in der Art von Gentle Giant kamen dort ebenso vor wie ein Solo-Spot am Kontrabass von Ciarán Brennan. Daran schloss sich ‚Down By The Salley Gardens‘ an, das dem verstorbenen Padraig Duggan gewidmet wurde und bei dem eine gewisse Ergriffenheit spürbar war. Die bekannten Melodien aus der TV-Serie Robin Hood vom „Legend“-Album durften natürlich ebenso wenig fehlen wie der betörende Clannad-Klassiker ‚Theme From Harry’s Game‘ mit dem legendären Acappella-Gesang, der die Band so auszeichnet.
Ein tolles Konzert einer glänzend eingespielten Band, die mit ihrer Spielfreude das Publikum begeistert hat.
Hinweis: Wir verwenden mit Dank Fotos von Tim Jarvis, Moyas Ehemann. Diese wurden während der Tour aufgenommen, sind aber nicht in Düsseldorf geschossen worden.
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