(42:29, Vinyl, Eigenverlag (Babi Yaga), 2019)
Die Zeichen stehen auf Abschied. Mit der Veröffentlichung des zweiten Werks unter dem Namen A Mote Of Dust verkündet Craig Beaton das Ende seiner Karriere als Musiker. Es war ein langer Weg von Aereogramme, über The Unwinding Hours zu A Mote Of Dust. Craig B., wie er sich üblicherweise nennt, kann auf eine beeindruckende und erstklassige Diskografie zurückblicken. Dass er trotzdem nur einem Nischenpublikum bekannt ist, und hoffentlich auch in Erinnerung bleibt, liegt sicher auch an der tiefen Melancholie, die seiner Musik seit jeher innewohnt.
Die brachialen Post-Rock-Ausbrüche aus Aereogramme-Zeiten sind lange passe. A “Mote Of Dust II” ist Minimalismus, die Reduktion auf ein fragiles Grundgerüst, dass die markante Stimme des Künstlers ins Zentrum stellt. Und gerade um diese oft trauige und emotionale Stimme ist es ausgesprochen schade. Auch die Worte wird man vermissen. Craig B. ist ein kluger Mann, der die Gesellschaft, den täglichen Wahnsinn ohne Umschweife beschreibt, Zweifel formuliert und unangenehme Fragen stellt. Beten wird nicht helfen, um unsere Welt für die Zukunft zu retten. Selten hat man so viel Enttäuschung und Wut in solch sanfte Songs gesteckt. Er geht hart mit uns ins Gericht. Vor Craig B.s Lyrics kann man sich nicht wegducken.
“These glorious lights
And rivers of gold
Were built upon theft
Upon blood
Upon bone
And we’re taught to behave
To sit down
To feel saved
But what if they’re lying to you?
So what, if they’re lying to you?
Find out who’s lying to you”
Feine Pickings, Pianotupfer und sanfte Percussion als Stilmittel zur finalen Generalabrechnung. Darauf muss man erst einmal kommen. Lässt man sich auf die bittere Pille als Abschiedsgeschenk von A Mote Of Dust ein, wird einem die ganze Tragödie unserer Unterhaltungsindustrie mit “Menschen, Tanzen, Welt” in seiner vollen Tragweite bewusst. Wenn uns der ganze Laden am Ende um die Ohren fliegen, soll keiner sagen, er hätte uns nicht gewarnt.
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A “Mote Of Dust II” ist noch einmal ein ganz großes Stück Kunst. Gerade haben wir Mark Hollis wirklich endgültig verloren. Craig B. ist ein Mensch, der auf seine eigene Weise ein ähnlich unverbiegbarer Charakter ist. Wünschen wir ihm Glück, bei dem was er in Zukunft tut. Bei Mark haben wir vergeblich gehofft, dass er wieder kommt. Vielleicht kommt es bei Craig B. ja doch anders.
Bewertung 12/15 Punkten (DH 12, HK 12, KR 12)
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