Soen – Lotus
(54:07, CD, Vinyl, Digital, Silver Lining Music, 2019)
Erst als der hier schreibende Betreuer das neue Album der schwedischen Progressive Rocker Soen auf dem Privatrechner rippte, um es anschließend auch auf dem Smartphone im kompakten MP3-Format verfügbar zu haben, fiel ihm auf, dass es den Ordner Soen auf dem Laufwerk für die gerippten Alben schon gab. Und siehe da: das Debütalbum “Cognitive” aus dem Jahr 2012 lag bereits dort, hatte aber offenbar keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und mittlerweile weiß der Betreuer auch: zurecht! Denn “Lotus” spielt in einer ganz anderen Liga.
Tatsächlich ist “Lotus” bereits das vierte Album der Supergroup um den ehemaligen Opeth-Drummer Martin Lopez. Neu an Bord ist der gebürtige Kanadier Cody Ford an der Gitarre. Und während man der Band in den Anfangstagen mitunter vorwarf, sich etwas zu sehr am Sound der Band Tool zu orientieren, so ist das spätestens mit dem aktuellen Album Geschichte. Tatsächlich trifft ein Kommentar unter dem hier verlinkten YouTube Video zu ‘Covenant’ den Nagel auf den Kopf: “OMG Katatonia and Tool had a baby!”
Widmen wir uns den Songs. Derer neun haben es auf das Album geschafft, und bei Songlängen von fünf bis sechs Minuten (lediglich das Album abschließende ‘Lunacy’ ist mit acht Minuten ein kleiner Ausreißer nach oben) ergibt das eine Spielzeit von 54 Minuten. Dabei sind die einzelnen Songs relativ eingängig – den Stempel “Progressive” mag man nicht direkt zücken. Nein, sie folgen letzten Endes alle dem bekannten Strophe-Refrain Muster. Gleichwohl sind die Tracks sehr abwechslungsreich und strotzen vor Ideen. Und so kommt es nicht selten vor, dass der erste Refrain erst nach über zwei Minuten erreicht wird. Und was bis dahin aus den Boxen dröhnt, das schmeichelt den Ohren halt ungemein:
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Da wären der Opener ‘Opponent’, die Single ‘Martyrs’ oder auch das mitreißende ‘Rival’, in denen die Band aus allen Rohren feuert und gerade im letztgenannten Song ein wahres Riff-Monster geschaffen hat, bei dem alles passt. Da sind natürlich auch ruhigere Stücke wie der Titeltrack ‘Lotus’, ‘River’ oder das abschließende ‘Lunacy’, in denen Joel Ekelöf, der bei den lebhafteren Songs eher durchdringend wirkt, vergleichsweise piano singt und hier auch gefühlvoll überzeugt. Und mit ‘Covenant’ mittig auf dem Album platziert ist da noch diese Perle von einem Song, der so leichtfüßig, fast schon simpel beginnt und sich dann doch als vertrackter, cleverer Prog-Hit entpuppt und einmal mehr mit einem bombastischen Refrain aufwarten kann, beim das stoische, mathematisch präzise Getrommel hervorsticht.
Tolle Gitarrenarbeit mit einer irren Ansammlung von Riffs, starkes, präzises Drumming, betörender Bass (Tool lässt sich dann doch nicht ganz verleugnen!), guter Gesang, starke Songs mit gesunder, aber nie übertriebener Härte, ein ganzer Korb voller Ideen, der eigentlich für mehrere Alben reicht – Musikfreund, was willst Du mehr?
Bewertung: 13/15 Punkten (AI 13, KR 13, FF 13)
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