Rudolf Heimann – Die Unendlichkeit des Augenblicks
(68:45, CD, Spheric Music, 2019)
Ein stellenweise ungewöhnliches Album, das uns Lambert Ringlage auf seinem Spheric Music Label als erste Veröffentlichung im neuen Jahr vorstellt. “Die Unendlichkeit des Augenblick”“ – auf dem Frontcover schön dargestellt durch eine Uhr ohne Zeiger. Zwar ist auch die für das Label typische Sequenzer-betonte Musik zu hören, doch hier wird der Fokus erstaunlich oft auf einen sinfonischen Ansatz gewählt. Beispielhaft sei das überragende ‘Niemand kennt Zeit noch Stunde’ genannt. Hier agieren Synthesizer und Cello in traumhafter Weise zusammen, das Ganze erinnert an Klaus Schulzes Album “X”. Auch der tolle Opener ‘Wem die Stunde schlägt’ schlägt in eine ähnliche Kerbe.
Im Booklet, wie auch die meisten Albumtitel komplett in Deutsch gehalten, findet sich lediglich die Information, dass sämtliche Musik von Rudolf Heimann komponiert und produziert und im Wohlklang Studio Iserlohn aufgenommen und abgemischt wurde. Welche Instrumente benutzt wurden und ob Gastmusiker mit von der Partie waren, ist nicht abgedruckt, so dass eher davon auszugehen ist, dass der Protagonist alles im Alleingang eingespielt hat. Und da scheinen nicht nur Keyboards zu agieren, auch Gitarren – und das erwähnte Cello – sind zu hören. Auf Nachfrage stellte sich schließlich heraus, dass dies tatsächlich ein kompletter Alleingang ist (mal vom Sprecher abgesehen) und die moderne Technik so einiges hergibt.
Ein Kernstück des Albums ist der abschließende Track, der nicht nur vom Namen her recht lang ausgefallen ist, sondern dem satte 32 Minuten gewidmet sind. Und dieses Stück Musik fällt wirklich etwas aus dem Rahmen. ‘Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei’ – da stellt man sich nicht unbedingt ein instrumentales Elektronik-Stück vor. Ist es auch nicht. Also nicht komplett. Denn zur musikalischen Begleitung durch Heimann spricht Roland Paroth seinen Text, der aus dem Roman “Siebenkäs” von Jean Paul (Johann Paul Friedrich Richter) stammt. Also eine Art Lesung mit Musik und einem Text, der Ende des 18. Jahrhunderts veröffentlicht wurde. Hier wird es dann, anders als in den vorangegangenen Titeln, gelegentlich etwas düster.
Sehr schön auch das vergleichsweise kurze ‘Ad Infinitum’, auf dem eine schöne Kirchenorgel zu hören ist.
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Gerade durch den letzten Titel ein recht spezielles Album, wobei allerdings auch die Freunde der Berliner Schule auf ihre Kosten kommen. Wer sinfonische, melodische Elektronik Musik mag, sollte hier dringend zugreifen, denn dies ist eine der bisher besten Veröffentlichungen des Spheric Music Labels.
Bewertung: 12/15 Punkten
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