Joe Jackson – Fool

Joe Jackson - Fool (earMusic, 2019)(50:30, LP/Single, EarMusic/Edel, 2019)
Die Zeiten, in denen die Kapazität der Spielzeit einer CD in nicht unerheblichem Maß die Länge eines Albums bestimmt hat, sind ja nicht erst seit gestern passe´. Immer mehr Künstler, für die der Begriff Album mehr ist als nur eine lose Songsammlung, kehren zum klassischen LP Format zurück. Joe Jackson kennt sich aus den frühen Tagen seiner Karriere noch bestens damit aus. Zweimal vier Stücke auf Seite A und B einer LP. Der Eichstrich bei jeweils 20 Minuten. Die ideale Füllhöhe, um den Hörer bei der Stange zu halten und sich selber vor Durchhängern zu schützen. Hatte sich Jackson beim Vorgänger “Fast Forward” am klassischen Doppelalbum versucht, begnügt er sich auf ‘Fool’ mit der beschriebenen Erfolgsformel. Dabei beschert er uns einmal mehr eine kompetent eingespielte, arrangierte, stilistisch breitgefächerte und klanglich erstklassige Sammlung typischer Jackson-Songs. Insbesondere die erste Seite der LP ist quasi perfekt gelungen. Der engagiert-wütende Opener ‘Big Black Cloud’ und das waveige ‘Fabulously Absolute’ zeigen Jackson so direkt wie lange nicht mehr. Das folgende ‘Dave’ und die feine Ballade ‘Strange Land’ halten die Balance zu seinen ruhigeren Momenten.

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Die zweite LP-Seite folgt einem ähnlichen Ablauf, allerdings nicht ganz so zwingend. Das hohe Lied auf die platonische Beziehung ‘Friend Better’ klingt ein wenig nach Steely Dan, erreicht aber nicht ganz deren Qualität. Im Titelsong ‘Fool’ bringt Jackson Punk-, Latin- und orientalische Einflüsse unter. Das ist schon erstaunlich, aber angesichts seiner Wahlheimat Berlin-Kreuzberg durchaus nachvollziehbar. Trotzdem ist weniger manchmal mehr. ’32 Kisses’ ist charmant und ‘Alchemy’ eignet sich ideal als Rausschmeißer aus einer schmuddlig-schummrigen Bar in der Oranienstraße morgens um halb-Sechs.

Eine limitierte Sonderauflage enthält noch eine 7′ -Single mit zwei Coverversionen von ‘Peter Gunn’ (Henry Mancini) und ‘Night By Night’ (Steely Dan), die man als nette Dreingabe betrachten kann. In Hinblick auf die Tatsache, dass gerade im Vinyl-Segment die Sammler inzwischen oft mit gleich mehreren unterschiedlichen Sonderauflagen einer Veröffentlichung geködert werden, bekommt man hier tatsächlich einen gewissen Mehrwert geboten. Auf eine lind-grüne oder rot-weiß gepunktete LP muss man leider verzichten. Hier sei auf die aktuellen Neal Morse- und Dream Theater-Kollektionen verwiesen, die in allen gängigen Modefarben verfügbar sind.

Will man ein Resümee ziehen, dann ist Joe Jackson also auch im vierzigsten Jahr nach seinem Debüt mit “Look Sharp” in bester Form und alles andere als altersmilde. Fans dürfen blind zugreifen.
Bewertung 11/15 (DH 11, KR 10)

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