(46:33, Stream, PogoRecords, 2018)
Jars steht unter Verdacht, die beste Band Russlands zu sein (man bedenke, dass Russland ein ziemlich großes Land ist). Das mag wahrscheinlich auch daran liegen, dass Jars sehr gerne und sehr intensiv touren. Das letzte Mal ist das Trio in 29 Tagen von Moskau nach Ulaanbaatar gereist und das auch noch im legendären, sagenumwobenen “Gazelle of Death”, ein Van der bereits seit einem Jahrzehnt Musiker durch die Welt begleitet. Darüber hinaus haben die Jungs auch mit bekannteren Namen wie Tera Melos, The Wytches und Iceage gespielt. Das passt ganz gut, da Jars ebenso unkonventionell sind. Letztes Jahr ist das neuste Album erschienen, welches den Bandnamen in kyrillischen Buchstaben trägt und von Rock bis Metal, Post-Hardcore, Noise und Punk reicht: Es ist hauptsächlich laut, experimentell und stellenweise verrückt.
Abgesehen davon, dass Jars während ihrer Touren und für die Aufnahmen noch Verstärkung haben, besteht das Trio aus Anton Obrazeena (Gitarre, Gesang), Vladimir Veselik (Bass) und Alexander Seleznev (Schlagzeug), wobei Anton das beständige Mitglied ist.
Das Album besteht aus neun Stücken; das Kürzeste ist erreicht nicht einmal die zweite Minute und das Längste geht 14 Minuten. Die Vocals bleiben in der Landessprache und das ist auch Pluspunkt, wenn man mal etwas anderes als Englisch hören möchte. Die Warnung “EXPLICIT” bei fast jedem Titel sollte denjenigen, die die Sprache nicht beherrschen reichen, um zu wissen, dass Anton auch mal rotzig fluchen kann. Glaubt man Antons Aussage in einem Interview, dann sind die Texte sowieso nicht sehr tiefgründig, was die Band umso sympathischer macht. Man kann auch mal auf die Nichtigkeiten der Welt anstoßen!
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Hört man in die frühere Werke der Band rein, merkt man schnell, dass das aktuelle Album mehr an Dichte gewonnen hat. Auch hier ist es so, dass die Band nicht direkt mit den ersten Songs überzeugt, sondern erst ab der Hälfte das “Eigenartige” entwickelt, das den Hörer neugierig macht. Im Laufe der 46 Minuten wird es immer hysterischer, wütender und das Tempo nimmt zu, bis das Album dann in einem 14-minütigen Massaker mündet, in dem sogar ein Saxophon sein Unwesen treibt. Danach ist es ein Wunder, wenn man nicht atemlos auf dem Boden liegt. Allerdings passiert das sicher, wenn man ein Jars-Konzert besucht. Übrigens: Das ließe sich doch gleich am 1. März in Berlin einrichten?
Bewertung: 11/15 Punkten (KR 11, DW 11)
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