Christian Fiesel & Jack Hertz – The Lighthouse

(63:24, 53:23, Do-CD, Aural Films, 2018)
Einer der beiden Musiker ist hier bereits des Öfteren vorgestellt worden, der andere war bis dato für den Rezensenten eine unbekannte Größe. Was aber nicht heißt, dass es sich um einen Newcomer handelt. Im Gegenteil, Hertz kann schon auf eine umfangreiche Diskographie verweisen, die auch belegt, dass er viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit anderen Elektronik Künstlern hat (wie u.a. Wolfgang Gsell oder Scott Lawlor). Er macht bereits seit über 30 Jahren Musik, zusammen mit Fiesel hat er bereits zahlreiche Alben produziert. „The Lighthouse“ ist die aktuelle Co-Produktion und wird als Doppelalbum angeboten, wobei dieses Doppelpack in Form von zwei getrennten CDs im Pappschuber daherkommt.

Es ist immer schwierig, bei einer Zusammenarbeit zweier Elektronikmusiker herauszuhören, was jetzt gerade von wem stammt – ist es gerade ein Fiesel, ein Hertz oder ein Fiesel mit Her(t)z. Bei den intensiven Mellotronpassagen fällt der Verdacht schnell auf den deutschen Part des Duos, da gerade die Mellotronchöre bei ihm oft sehr effektvoll eingesetzt werden. Hertz hingegen scheint ein adäquater Partner zu sein, wenn es darum geht, gemeinsam interessante Stimmungen in ihren Klangskulpturen auszuarbeiten. Das funktioniert bei diesem Duo offenbar recht gut.

Es gibt logischerweise keine Liedtexte, die klar machen, worum es auf dem Album geht, aber in diesem Falle sagen die Songtitel schon, welche Thematik dahinter steckt bzw. was man sich gedanklich bei den einzelnen Nummern vorstellen darf. Strand, Küste, Leuchtturm … Augen zu und durch? Nein, Augen zu und die Fantasie walten lassen.

Jede CD enthält fünf Titel, auf CD 1 meist im 14-Minuten Bereich, CD 2 enthält mit rund acht-minütigen Nummern eher „kurze“ Titel, das 20-minütige Titelstück schließt dieses Ambient/EM-Album standesgemäß ab. Gleich beim Auftakttitel ‚Birds Nest At The Coastline‘ funktionieren diese Gedankenspiele angesichts der angenehmen elektronischen Klänge sehr gut. Doch man sollte jetzt kein seichtes New Age Geplänkel erwarten, denn manche Klanggebilde kommen auch mal etwas unbequem daher, da mag dann eher raue Seeluft herrschen.

Für Fiesel-Fans sicherlich keine Enttäuschung. Eignet sich auch für Neueinsteiger, die mal diese Art von EM fernab von Berliner Schule kennenlernen möchten.
Bewertung: 10/15 Punkten

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