(75:02, CD, Bandcamp, RecPlay, 2018)
“Yesterday And Today (A 50th Anniversary Tribute To Yes)” – Ein weiteres Tribute-Album reiht sich in die endlose Schlange von Veröffentlichungen dieser Art ein. Alleine Yes-Ovation gibt es bereits in erklecklicher Anzahl. Meist mit ausgesprochen kreativen Namen wie “Tales From The Edge” oder “Tales From Yesterday“. “Yesterday And Today” zeichnet sich zumindest durch eine beeindruckende Liste teilnehmender Musiker aus. Darunter sind sowohl Legenden wie Steve Hackett, Sonja Kristina mit Curved Air oder Ex-Yes Tastenmann Tony Kaye, wie auch zahllose bekannte Musiker aus nachfolgenden Generationen. Zu guter Letzt finden sich mit Jon Davison, Billy Sherwood und Geoff Downes auch drei aktive Yes-Mitglieder unter den Beteiligten.
Die Titelliste bietet neben etlichen Klassikern wie etwa ‘Starship Trooper’ oder ‘Yours Is No Disgrace’ auch einige überraschende Momente. Allen voran ‘Machine Messiah’ und ‘I’m Running’. Dass einige eigentlich unvermeidliche Songs ausgelassen wurden, darf man mit Dank erwähnen.
Trotzdem drängt sich beim Hören mehr und mehr die Frage nach dem Warum auf. Warum nimmt man ein solches Album auf? Um Tribut zu zollen? Jungs, das nimmt euch doch keiner ab. Um zu zeigen, dass ihr das auch alle könnt? Das wissen wir doch sowieso. Um ein paar Dollars und Euros zu machen? Ganz schlechte Geschäftsidee im Jahr 2018. Warum? Wieso und weshalb?
Es macht einfach keinen Sinn, auch wenn etwa ‘Machine Messiah’ wirklich perfekt eingespielt ist. An keiner Stelle wird der Musik von Yes irgendetwas bislang Unentdecktes abgewonnen. Niemand unternimmt den Versuch, einen Song in anderem Kontext zu präsentieren oder vielleicht ein Stück der eigenen Persönlichkeit mit in die Musik einzubringen. Nicht einmal Steve Hackett klingt in ‘Cinema’ wie Steve Hackett, obwohl er Gitarre und nicht Mundharmonika spielt. Alles klingt nach “Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der schönste Klon im Land?”
Es mag ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen wirken. Aber irgendwann in den Neunzigern machte mal die Band Terry Hoax aus der Elektro-Pop-Nummer ‘Policy of Truth’ von Depeche Mode einen veritablen Rocker. Ein Ryan Adams ist in der Lage, einem gesamten Taylor Swift Album (“1989”) seine eigene DNA zu injizieren. Dass die Band Yes selbst ebenfalls zu solchen Vorhaben fähig war, zeigten sie bereits auf dem Debüt-Album mit dem Beatles-Cover ‘Every Little Thing’. Den Geniestreich ‘America’ (im Original von Simon & Garfunkel) durfte man gar das eine oder andere mal live bewundern.
Hätte man sich bei “Yesterday And Today” auch nur im Ansatz die Mühe gegeben, der Musik von Yes einen neuen Anstrich zu geben, in neuem Licht scheinen zu lassen, dann hätte man von einer Tributleistung, einer Wertschätzung und Ehrung sprechen können.
In der dargebotenen Form ist es jedoch nichts weiter als Malen nach Zahlen. Wenn mal etwas auffällt, dann ist es unangenehm. Da wäre der Gesang in ‘I’m Running’, der an der Schmerzgrenze kratzt. Auch das brave Musterschüler-Akustik-Medley mit Jon Davison ist allenfalls im Religionsunterricht zu gebrauchen.
Auf die Frage nach dem Warum findet sich auf über 70 Minuten sturen Rezitierens keine Antwort. Wer soll sich ein Album wie “Yesterday And Today” mehr als ein oder zweimal anhören? Der eine oder andere Die Hard-Fan stellt sich das Teil ins Regal. Der Staub freut sich schon.
Bewertung: Ratlosigkeit
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