(66:56, CD, InsideOut Music / Sony Music, 2018)
Als offiziell zehntes Studioalbum in 15 Jahren – die diversen Livealben, und halboffizellen Veröffentlichungen mal außen vor gelassen – wird “Proxy” von The Tangent von der Plattenfirma und ebenso von der Band beworben. Und einmal mehr gehören gewisse personelle Veränderungen bei der Band um Mastermind Andy Tillison (Gesang, Keyboards) zur ständigen Konstante dieser international, inzwischen vermehrt britisch agierenden Band.
Damit sind zwar einmal mehr Jonas Reingold (Bass), Theo Travis (Saxophon, Flöte) Teil des langjährigen Bandgefüges, auch Luke Machin (Gitarre) ist bereits seit einigen Jahre mit von der Partie, dafür ist Schlagzeuger Steve Roberts (u.a. Magenta, Godsticks) neu mit dabei, während als Gastvokalist Göran Edman (u.a. Karmakanic) zum ersten Mal, wenn auch recht zurückhaltend, in Erscheinung tritt.
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Ansonsten setzt Tillison auf langjährig bewährte Zutaten, wie einen stilistischen Mix aus Retro Prog, prägende, auf diesem Album wesentlich dominantere Canterbury-artige Jazz Rock Anleihen, sozialkritische Texte, analoge Keyboardsounds (u.a. Hammond, Synthesizer) in teilweise ausschweifenden Arrangements (zwei Tracks bringen es auf über 16 Minuten). Das Album entstand zum Großteil während der gemeinsamen Tour mit Karmakanic, was mehr Raum für die Ausarbeitung der Ideen, dem Gefühl eines echten Bandgefüges bot und somit einen organischen, sehr groovigen Sound ermöglichte.
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Bereits der das Album eröffnende Titelsong groovt, webt jazz-rockige Klangtupfer an Saxophon und Gitarre ein, hat jedoch jene Retro Prog Färbung, die man eben auch von anderen The Tangent Longsongs kennt. Das folgende Instrumental ‘The Melting Andalusian Skies’ lässt ganz dem Titel folgend lässiges mediterranes Feeling erkennen, ist zudem fast komplett und damit sehr konsequent im Fusion / Jazz Rock verwurzelt, anders als man dies von The Tangent gewohnt war. Interessant auch die persönliche Sichtweise auf ‘A Case Of Misplaced Optimism’, die man vollmundig als fehlende Verbindung von Porcupine Tree und Jamiroquai tituliert. In Wirklichkeit steckt dahinter die Idee, mit mehr funkiger Rhythmik dem jazzigen Retro Prog einen zugänglichen, zeitgemäßeren Anstrich zu verpassen. Jamiroquai? Entfernt erkennbar. Porcupine Tree? Nicht erkennbar. Trotzdem ein guter, in sich schlüssiger Song.
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Beim zweiten Longsong ‘The Adulthood Lie’ geht es noch mehr um treibenden Rhythmus und virtuos eingesetztes Tempo. Zwar wird der Track von fließenden Elektro Grooves durchzogen, doch geht es mal melodischer, und vor allem gegen Ende mal abstrakter und schräger zur Sache. Die nervöse Geschwindigkeit prägt den Song, der dennoch mit einem bombastischen Progfinale seinen innerlichen Frieden findet. Das das Album abschließende ‘Supper’s Off’ startet als flotte Rocknummer, entfaltet aber im weiteren Verlauf seine leicht jazzige Färbung. Zu guter letzt findet man erstaunlicherweise das auf dem Tangekanic Livealbum “Hotel Can’taffordit” enthaltene ‘Sanctuary In Music’ hier nicht wieder, was darauf schließen lässt, dass man mit dem sonstigen Material bereits die perfekte Mischung gefunden hatte.
“Proxy” ist deutlich als The Tangent-Album erkennbar, dennoch eine interessante, aktuellere Fortentwicklung mit rhythmischer, virtuoser Finesse und mehr flottem Jazz Rock.
Bewertung: 12/15 Punkten (WE 12, GH 12, KR 12, KS 12)
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Abbildungen: The Tangent / InsideOut Music