(3 CD, 1 Blu-Ray, Legacy/Sony Music, 2018)
Es gibt ja so Aha-Erlebnisse. Ein solches hatte der Rezensent vor ein paar Jahren auf dem Herzberg, als er Samstag Morgens in der Freak City seinen Kaffee schlürfte und dabei einer Hendrix-Tribute-Band aus dem Nürnberger Raum lauschte, die in kleinem Kreis ordentlich Stimmung machte. Und er dabei merkte: Mensch, den guten Jimi hast Du ja echt schon viel zu lange nicht mehr gehört.
Geht vielleicht manchem so. Jeder kennt Hendrix‘ Namen, in den Beste-Gitarristen-Aller-Zeiten-Listen taucht er regelmäßig auf, aber hört man ihn heutzutage denn noch? Dabei war er Ende der 60er DER heisse Scheiss und begeisterte den gemeinen Fan wie auch den musikalischen Promi gleichermassen: mit seinen Songs, seiner Bühnenpräsenz, seiner unvergleichlichen Gitarrenarbeit.
Und natürlich gehört er dem legendären The-Best-Die-Young-Club an, starb er doch schon mit 27 Jahren. Nur drei reguläre Studioalben wurden zeitlebens von ihm veröffentlicht, und “Electric Ladyland” war schon sein letztes. Die Aufnahmetechnik war so gut wie nie zuvor, die Umstände der Aufnahmen noch nie so chaotisch, die Liste der Gastmusiker mit u.a. Steve Winwood, Al Kooper und Buddy Miles beeindruckend. Und das fertige Doppelalbum zeigte dann die begeisternde Bandbreite von Hendrix‘ Musikalität mit Titeln wie ‘Crosstown Traffic’, ‘Burning Of The Midnight Lamp’, ‘Voodoo Child’ und natürlich ‘All Along The Watchtower’, von dem selbst Dylan meinte, es sei die beste Version seines Songs, die jemals eingespielt wurde.
50 Jahre ist die Veröffentlichung jetzt her, und dies feiert und würdigt die vorliegende Box gebührend. Sie kommt sehr wertig daher, in Form eines Buches, welches Fotos, ausführliche Liner Notes, Anekdoten und viele Original-Notizen von Hendrix enthält und als Cover das von Jimi eigentlich gewollte “Familienbild” der Experience aufweist (die unbekleideten Damen zierten damals ohne sein Zutun das Original-Doppelalbum).
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CD 1 enthält ein aktuelles, sehr akkurates Remaster des Albums von Bernie Grundmann. CD2 dann Early Takes und Demoversionen, wobei die Intimität und Zärtlichkeit, mit der Jimi die sich entwickelnden Songs vorträgt, doch immer wieder erstaunt, genau wie die Erkenntnis, wie viel von Howlin’ Wolf und John Lee Hooker doch in ihm steckte, wie viel Tradition doch Basis seiner spektakulären Neukreationen war. Auf CD3 ist ein bisher noch nicht veröffentlichtes Konzert von 1968 in der Hollywood Bowl zu hören, wobei merkbar das Beste aus den alten Soundboard-Aufnahmen heraus geholt wurde. Auf der Blu-ray dann ein schon sehr hörenswerter Album-Surround-Mix in exzellenter Klangqualität, der neu vom Original-Aufnahmeleiter Eddie Kramer beigesteuert wurde. Und eine Making-Of-Video-Dokumentation, die im Kern nicht neu ist, aber mit reichlich bisher noch nicht veröffentlichtem Material ergänzt wurde und jetzt zweifelsfrei einen ultimativ informativen In-Depth-Review der Albumgeschichte darstellen dürfte.
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“Electric Ladyland” war wohl der Höhepunkt des Hendrixschen Schaffens, bevor es drogenbedingt doch zunehmend bergab ging. Dabei zeigt das vorliegende Material, was vielleicht noch von ihm zu erwarten gewesen wäre. Hätte ihn nicht der frühe Tod ereilt, vielleicht würde uns heutzutage sein Alterswerk begeistern. Spekulation natürlich nur, aber eines zeigt die Anniversary Edition doch definitiv: Jimi Hendrix und seine Musik sind aktuell wie eh und je. Und sie haben uns noch sehr viel zu sagen.
Bewertung: 15/15 Punkten
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Wikipedia Electric Ladyland
Wikipedia Jimi Hendrix