Soup – Live Cuts
(47:47, CD, LP, Crispin Glover Records/Stickman Records, 2017)
Ein melancholischer Harmonie-Tsunami: Wonnevolle Melodien und edle Wehmut schlagen nachdrücklich über dem nichtsdestotrotz verzückten Hörer zusammen. Dies war immer schon das Markenzeichen von Soup, denen Anni bei Ihrer Besprechung des eindeutigen “Siegers” unserer Betreuer-Jahres-Charts 2017, des “Remedies”-Albums, attestierte: “manche Passagen erinnern an spontane Improvisationen während einer Live-Darbietung”. Umso passender nun dieses Live-Album. Es versammelt vor Publikum gespielte Versionen von fünf Stücken der Alben “Come On Pioneers” (2007), “The Beauty Of Our Youth” und besagtem Allheilmittel “Remedies”.
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Der samtweiche Gesang von Bandgründer/Keyboarder Erlend Aastad Viken hat weiterhin in etwa Stimmlage und Feeling von Dewey Bunnell (America), was einen reizvollen Kontrast zu den bisweilen flirrend-irisierend abhebenden Schaumkronen der Post-Rock-Gitarren ergibt. Doch Soup sind so viel mehr als nur eine weitere Post-Something-Band. Sie sind gleichzeitig kaum glaublich retro – so intensiv wie überzeugend. Ihre Stücke entwickeln in ihren besten Momenten einen Flow, einen hypnotischen Sog, wie ihn auch stilistisch nun wirklich völlig anders geartete Ausnahme-Bands wie beispielsweise The Allman Brothers erzeugen konnten.
Das die Live-Retrospektive eröffnende ‘The Boy And The Snow’ mit seinem wunderbaren E-Piano-Pointillismus und das in seinem Kontrast zwischen melancholisierender Gitarrencoda und Mellotron-Trauerflor besonders schön erdrückende ‘Nothing Like Home’ (beide vom letzten Album) bieten passende Belege für diese gewagt erscheinde These. Doch auch das zehn Jahre ältere ‘Whore’ mit seiner großartigen Bassfigur (Jan Tore Megård), den Space-Effekten und der fast, nein definitiv auch körperlich spürbaren Steigerung fügt sich bruchlos in diese genussvoll nach unten ziehende Spirale ein.
Besucher der aktuellen Live-Suppenausgabe, beispielsweise anlässlich des diesjährigen Gloomaar-Festivals haben ihn schon entdecken können, den einzigen “Makel”, den man dem norwegischen Quintett überhaupt anlasten kann: Dass ihre Musik auch wieder verstummt, dass ihr Auftritt irgendwann – und immer viel zu früh – vorbei ist. Dies geschieht in diesem Fall immerhin erst nach ‘Clandestine Eyes’ von “The Beauty…” mit seinem wunderbaren Kopfstimmengesang und Flötensounds.
Das Artwork für dieses Gesamtkunstwerks (auch auf türkisem oder orangem Vinyl erhältlich) übernahm erneut Lasse Hoile – und das ist auch gut so!
Bewertung: 13/15 Punkten
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