Kaum vergeht ein Wochentag, an dem die Betreuten Progger nicht irgendwo eine Veranstaltungshalle in Deutschland oder dem angrenzenden Ausland unsicher machen. So wurden auch an diesem Tag keine Mühen und Kosten gescheut, um aus der Oberhausener Turbinenhalle zu berichten.
Diesmal stand mit den polnischen Hauptakteuren Riverside ein besonderer musikalischer Leckerbissen auf der Tagesordnung. Zuvor durften sich allerdings als Supportact die ebenfalls aus Polen angereisten Progmetaller Mechanism (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Vertretern aus Nordamerika!) austoben.
Bis es aber zum erhofften abendlichen Highlight kommen sollte, war wie so oft eine große Hürde zu überwinden. Man konnte sich des Eindrucks nicht verwehren, dass alle NRW’ler gleichzeitig den Feierabend nutzten, um ins Ruhrgebiet zu fahren. Nicht nur gefühlte 2 Stunden sowie einige Schleich- und Umwege benötigte es, um endlich an den Veranstaltungsort im Ruhrpott zu gelangen. Wobei sich uns die bis dato noch unbekannte Turbinenhalle in Oberhausen für derartige Events als bestens geeignet erweisen sollte.
Pünktlich um 19 Uhr eröffneten die aus dem polnischen Gdansk stammenden Progressive Metaller Mechanism das abendliche Programm. Wie nicht anders erwartet, ja fast befürchtet, legten die vier Musiker sich mächtig ins Zeug, und damit meine ich nicht nur die Lautstärke. Die bereits seit einigen Jahren bestehende Band begeisterte die rund 820 Besucher mit schweren Gitarrenriffs und dynamisch, druckvollen Rhythmen, für den mehr oder weniger melodischen Part sorgte weitestgehend der Sänger. So war es auch dieser, der während des gesamten Auftritts äußerst bemüht war, das Publikum mit einzubinden, was ihm sogar größtenteils gelang.
Nach gut einer Stunde und einer anschließenden, kurzen Umbaupause gab es beim Auftritt des Hauptacts für alle Anwesenden dann keine Zurückhaltung mehr. Begleitet von tosendem Applaus betraten die Jungs um Mastermind Mariusz Duda endlich die Bühne. Riverside, 2001 gegründet, hat sich in den letzten Jahren als eine der führenden Bands des Genres endgültig in der europäischen progressiven Szene etabliert. So erklärt sich auch der hohe Zuspruch, nicht nur in Oberhausen. Ebenso spricht für die Polen die erfreulicherweise gute Mischung des Publikums aus jung und alt, das macht Hoffnung für die Zukunft.
Seit jeher bewegen sich die Musiker zwischen Rock und Metal, die besondere Mischung aus verschiedenen Einflüssen und die Ausstrahlung der Musiker machen den progressiven Unterschied aus und dürften der wichtigste Erfolgsgarant sein. Nach dem im Februar 2016 unerwarteten Tod des legendären Gründungsmitglieds Piotr Grudziński und einer Zeit der Trauer stieß 2017 der Gitarrist Maciej Meller (ehemals bei Quidam) zum verbliebenen Trio um Sänger und Bassist Mariusz Duda. Wie sich sehr schnell zeigte ein ebenbürtiger Ersatz einerseits auf dem aktuellen Album „Wasteland“, andererseits aber auch auf der namensgleichen Tour. In der Aufzählung sollten der Drummer Piotr Kozieradzki und der Keyboarder Michał Łapaj natürlich nicht fehlen. Gerade der Letztgenannte verstand es, während des gesamten Konzerts mit seiner Kontaktaufnahme zum Publikum für positive Emotionen zu sorgen.
Die Setlist war in erster Linie mit Tracks aus „Wasteland“ gefüllt, ergänzt durch Songs der Vorgängeralben, wie z.B. „Out of Myself“ und soweit ich mich erinnere „Second Life Syndrome“ sowie „Anno Domini High Definition“. Riverside und vor allem Entertainer Mariusz Duda waren von Beginn an mit Herz und Seele dabei, halt ein echter Live – Act. Die Fans brauchten auch nicht lange aufgefordert oder animiert werden, bis der Funke übersprang. Ob allerdings am Ende die gesanglichen Qualitäten der Menge den hohen Ansprüchen der Musiker genügt haben, wird ihr Geheimnis bleiben. Egal, es hat zumindest allen Beteiligten bei ihren Oh-Oh-Oh oder was auch immer Gesangsrhythmen viel, viel Spaß bereitet und war ganz bestimmt ein Beleg für diesen unvergesslichen Abend. Neben ihrer bekannten, gesunden und wohldosierten Härte legten die Polen sehr großen Wert auf eine einfühlsame und emotionsgeladene Performance. Eindrucksvoll wurde diese durch eine hervorragende Licht- und Lasershow und bestens abgestimmte, im Hintergrund abgespielte Videosequenzen unterstützt. Eine Show, die man in ihrer Gesamtheit nicht so leicht vergessen wird.
Bleibt noch mein abschließendes Resumee, trugen anfangs noch die widrigen Verkehrsverhältnisse auf dem Weg nach Oberhausen zu Stress und Ärger bei, so verflogen diese Gedanken unweigerlich im Kreise der Fans. Vor allem Riverside hatte mit Ihrem professionellen und emotionalen Auftritt einen wesentlichen Anteil daran. Gab es beim Supportact Mechanism noch ein paar zu verschmerzende Probleme mit dem Sound und einigen Rückkopplungen, so war dieser dann bei Riverside nicht mehr zu beanstanden, nicht zu laut aber dennoch druckvoll genug um alle Anwesenden bis zum Schluss voll zu begeistern.
Dass sich die Jungs trotz ihres Tourstress tatsächlich noch die Zeit genommen hatten für die obligatorischen Fotos und Autogramme, sollte am Rande noch erwähnt werden, ist ja leider nicht bei allen Bands mehr selbstverständlich.
Riverside ist und bleibt eine Reise wert. Live sind sie eine Klasse für sich und absolut jedem Progrock-Fan zu empfehlen.
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Fotos: Andrew Ilms
Text von Horst-Werner Riedel unterstützt durch Timo Riedel