(41:31, CD, Vinyl, Digital, Rare Noise, 2018)
Eigentlich fing alles vor ein paar Jahren, genauer 2004, an. Hier erschien nämlich das Album „Derbe Respect, Alder“, auf welchem die Pioniere des experimentellen Krautrock, Faust, eine überaus ertragreiche Kollaboration mit der amerikanischen Industrial Hip Hop-Fraktion Dälek eingingen. Das Resultat dieser Zusammenarbeit ließ eine gänzlich neue Sichtweise auf den Hip Hop zu, und wenn sich die Spielart großmäuliger Labersäcke nicht gänzlich im progressiven Rock festsetzen konnte (die Experimente von Archive in eben dieser Richtung wurden von deren Fans nun einmal überhaupt nicht goutiert), setzte dieses Album wohl erst einmal ein Ausrufezeichen.
Anguish nun versammelt mit Dälek-Frontmann Will Brooks, Dälek-Gitarrist Mike Mare sowie Faust-Keyboarder Hans-Joachim Irmler einige der Aktiven von einst, welche hier kongeniale Unterstützung von Saxophonist Mats Gutafsson und Schlagzeuger Andreas Werliin von den schwedischen Free-Jazzern Fire Orchestra erhalten. Und eben so klingt „Anguish“ – ein heftiger Crossover aus dunklem Hip Hop, Krautrock und introvertiertem Freejazz. Diese Konstellation nun wirkt hochprogressiv und avantgardistisch. Lässig dräuen die krautrockigen Beats in einem Track wie ‚Anguish‘, arrangieren sich mit dem Rap von Brooks ehe mit Gutafsson am Sax sprichwörtlich die Pferde durchgehen.
Das mächtige ‚Gut Feeling‘ kommt mit einem Massive Attack-Groove und Archive-Ästhetik, das achtminütige ‚Healer’s Lament‘ nach einem Gedicht von Kamau Daáood (aus dessen Buch „The Language Of Saxophon“) ist bedrohlich in seiner trügerischen Ruhe, seinen auf- und abschwellenden, sich zu Drones verdichteten Saxophonflächen und seiner nachdenklichen Aura. Sicher ist Anguish verdammt sophisticated, denn das Projekt schert sich einen Dreck um sowieso nur hemmende Konventionen.
Bewertung: 10/15 Punkten
Surftipps zu Anguish:
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Rare Noise Records