(43:37, CD, Vinyl, Digital, Atypeek Music, 2018)
„All sounds improvised by Spectrum Orchestrum…“. Nun weiß man nicht, ob das nun nur Info oder schon Drohung ist. Das Quintett aus dem französischen Lille hat es mit Improvisationen. Und das hör- sowie eben auch spürbar. So trägt ein Album des Spectrum Orchestrums schon einmal den Titel „Improvisarium III“ und enthält mit dem halbstündigen ‘20121027’ (knapp an ‘2112’ vorbei, d. alberne Schlussred.) gerade einmal einen Track. Und der wurde dann natürlich vollständig aus einer Laune heraus improvisiert. Wie auch sämtliches Material auf „It’s About Time“, dem neuen Oeuvre der Franzosen, das gerade einmal mit drei Tracks auskommt.
Reflektiert man, dass „Three To One“ als Opener gerade einmal eine Minute währt, wird die Anzahl der Titel sogar schnell auf zwei reduziert. Dafür bringt es das dreigeteilte ‘About Time’ schon einmal auf stolze 33 Minuten, ein ‘Not The End’ auf immerhin noch respektable zehn. Wobei die Ausuferungen auf jeden Fall auch dem Improvisationslust oder gar –wut geschuldet ist. Ein gar nicht einmal zu dezent agierendes Saxophon wuchtet den Sound ebenfalls nicht allzu dezent in Richtung Jazzrock wohingegen die Rhythmusfraktion, die sich hin und wieder in hypnotische Ekstase spielt, Sonic Youthsche Tendenzen annimmt. Womit nun auch Noiserock mit im Spiel wäre. Das stilistische Kauderwelsch indes wird durch leichte Ausflüge in Richtung Progressive Rock vom Standpunkt der Experimentalmusik ein wenig abgeschwächt, aber eben nicht seines Anspruchs beraubt. Dass sich das Spectrum Orchestrum aber erlaubt, aus einem aus einer Laune heraus entstandenen Sound-Exkurs gleich ein reguläres Album zu zimmern grenzt schon ein wenig an Hybris.
Bewertung: 6/15 Punkten (CA 6, KR 10)
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