IQ – Ever (2018 Remix – 25th Anniversary Collector’s Edition)

(04:14:00, 2CD/DVD, Giant Electric Pea, 1993/2018)
12 Juni 1993 ca. 19:30, in der 77. Minute des DFB Pokalendspiels beendet Ulf Kirsten die Träume der Amateure von Hertha BSC vom Pokalsieg und einer echten Sensation. Während ganz Fussball-Deutschland, wenn nicht im Stadion, vor dem Fernseher saß, versammelte sich ganz im Westen des Landes vor der Stadthalle in Kleve die Anhängerschaft einer ganz anderen Veranstaltung. IQ, neben Marillion und Pallas die populärste Neo-Prog Formation der frühen Achtziger, lud zur Veröffentlichung des Albums “Ever” und der Rückkehr von Original-Sänger Peter Nicholls ein. Wer in der Szene etwas auf sich hielt, der kam aus allen Ecken Deutschlands, Hollands und anderer Nachbarländern. Kaum jemand, der nicht mit mindestens einer “Ever”-CD in der Hand am späten Abend die Heimreise antrat.

25 Jahre später erhält dieses Werk nun auch das inzwischen allseits so beliebte Jubiläums-Treatment, hübsch verpackt mit Remix, Remaster und allerlei Extras. Keine Frage, “Ever” ist ein Klassiker und verdient zum 25. Geburtstag entsprechend gewürdigt zu werden. Was Remixe betrifft, ist das Prog-Völkchen jedoch von jeher konservativ und eher skeptisch. Man denke an die Remixe der klassischen Genesis-Alben von Nick Davis, die einige Diskussionen nach sich zogen. Auch die Remix-Aktivitäten von Steven Wilson finden neben Bewunderung auch einige kritische Stimmen. IQ-Gitarrist Mike Holmes hat jedoch insbesondere mit dem Remix des IQ-Debüts “Tales From The Lush Attic” aus einem Aschenputtel eine Prinzessin hervorgezaubert. Da “Ever” im Gegensatz zu genanntem Debüt eine standesgemäße Produktion zu Teil wurde, sollte man keine weitere klangliche Offenbarung erwarten. Kennt man das Album wirklich gut, dann fallen hie und da ein paar Kleinigkeiten auf. ‘Fading Senses’ offenbart ein paar Details, die man bislang entweder überhört hat oder tatsächlich erst im Remix hinzugefügt wurden. Im Übergang vom Vokal- zum Instrumentalteil ist eine tiefe Stimme zu hören, die dort bislang nur schwer zu orten war. In ‘Further Away’ hat der Background-Gesang an diversen Stellen mehr Volumen und einige Keyboard-Sounds sind nicht mehr zu 100 Prozent identisch, weil sie im originalen Mix nur per Midi-Signal getriggert wurden. Das finale Gitarrensolo wird zudem erst ca. 25 Sekunden später ausgeblendet.  Schlagzeug und Bass klingen insgesamt organischer und der Sound ist hörbar transparenter.

https://www.youtube.com/watch?v=aGg-FKSu8gY

Das Bonusmaterial ist umfangreich. Neben einer Live-Aufnahme von “Ever” aus dem Colos-Saal in Aschaffenburg von 2018 und 5.1 Remix von Album und Live-Version, finden sich zahllose Out-takes, Rohversionen und verworfene Ideen auf der DVD des Sets. Klanglich ist dieses Material überwiegend recht bescheiden, war es doch eigentlich nie zur Veröffentlichung bestimmt. Für den echten Fan ist es gleichwohl trotzdem eine Fundgrube, die einen interessanten Einblick in die Entstehungsgeschichte von “Ever” gibt. Zu den 5.1-Versionen kann an dieser Stelle leider nichts gesagt werden, weil das entsprechende Equipment nicht zur Verfügung steht.

Das beiliegende Booklet ist ausgesprochen informativ und schön gestaltet. Auch die inzwischen ausgeschiedenen Musiker Martin Orford und John Jowitt kommen darin zu Wort.

Argumente für eine Erst- oder Neuanschaffung dieses Klassikers gibt es also genug. Good Value for Money ist das Set allemal. Wer das Original oder eine der bisherigen Nachpressungen besitzt, hat aber ebenfalls eine gute Aufnahme im Regal. Der Band ist es jedoch zu gönnen, dass auch die neue Version viele Käufer findet. Verdient haben sie es jedenfalls.
Keine Bewertung

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