(60:01; MP3 (VBR, fairly high), Kernkraftritter Records/The Crawling Chaos Records, 2018)
Ayahuasca sind keine progressive Death Metal Band. Ayahuasca (Gesprochen: A-ja-w(u)~aska) sind ein Orchester. Ein groß besetztes Ensemble, bei dem Gitarren, Gesang und Schlagzeug chorisch – also mehrfach – besetzt sind.
Man mag es nach den erst Minuten vom Opener ‘Instinct’ noch nicht so recht glauben, doch spätestens wenn Akustik-Gitarren von Presslufthammer-Bassdrums begleitet werden, mehrstimmige Gitarren noch mehr mehrstimmige Gitarren die Ebenen bereiten, Percussions den nächsten Breakdown einleiten, klarer Gesang gepaart mit Growls in einen Refrain überleiten, wird das Orchester Wirklichkeit. Das Kölner Orchester um Kirill Gromada besteht aus drei Sängern (Sliman Abu Sitta, Julien Zeiler und Kirill Gromada ), drei Gitarren (wieder Kirill Gromada , Oliver Hennicke und Eudardo Vizzarro explizit als Lead Guitar) und drei Rhythmus-Instrumentalisten (Yannik Bremerich als ausgezeichneter Schlagzeuger, sowie Timmy Pelgrio und Julien Zeiler als Percussionisten). Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit bis der zweite und dritte Bassist dazustoßen und Pablo Tapia am Bass unterstützen. Gesangliche Höhepunkte sind keineswegs in schwülstig-mehrstimmigen Gesangschor versteckt, sondern tief, laut und böse! Und wenn es am Ende von ‘Instinct’ “Ah hu” heißt, dann ist das als Aufforderung zu verstehen. Als Aufforderung in die Musik einzutauchen, sich führen lassen und dem Orchester zu lauschen.
Beim Titelsong ‘Life Beneath The Mind’ kommt eine kompromisslose Aggressivität der Band zur Geltung. Dreistimmige Riffs, die keine Gnade kennen, treiben den Song mit kraftvoller Geschwindigkeit. Aber auf diesem Album ist so viel mehr: ‘Cendres Et Ruines’ (Staub und Ruinen) zum Beispiel bricht einem förmlich den Nacken, doch wenn die Geige das nahende Gedicht untermalt und es direkt in die Ballade ‘Cult’ übergeht, vergisst man, dass man ein “Progressive Death Metal”-Album hört. Hier beginnt die Musik. Eine Schublade für Ayahuasca ist möglicherweise hilfreich für Neueinsteiger, aber nutzlos für Jeden, der sich vom Sound dieser Gruppe hat anstecken lassen. Jeder Song von Ayahuasca ist eine Kompositionen mit viel Liebe zum Detail.
Auch wenn ein Song ein Nackenbrecher zu sein scheint, es steckt so viel Tiefe darin. Da werden Percussions eingesetzt, Gitarren inszeniert und die Trommler ergänzen sich bei groovigen Parts um die Wette. Alles innerhalb eines Songs und in allen Songs zusammen. Das Kleine im Großen und das Ganze in jedem Detail. Droht eine Melodie mal zu dominant werden, erscheint bereits das nächste Riff. Das kann Gesang, Schlagzeug oder Gitarre sein, denn jeder Teil der Gruppe bestimmt das Fortbestehen des Songs. Oder eben alle zusammen, unisono. Man lauscht tatsächlich einem Orchester. Das ist nicht eine Death Metal Band, die sich mal eben zum Jammen getroffen hat.
Wirklich erstaunlich und positiv überraschend ist neben dem hohen Grad an Musikalität der Mut zum Gitarrensolo. Wo doch der Progressive Metal-Trend eher dazu neigt die Lead Gitarre zugunsten der “Bekömmlichkeit” zurück zu drehen, um sich seinen etwaigen Vorbildern anzupassen, oder eventuell nicht in Disput mit Ihnen zu geraten. Kirill Gromada und Eduardo Vizzarro lassen sich aber diesen Moment nicht nehmen und spielen virtuos und freudig drauf los. Das gibt der Musik noch mehr Menschliches.
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Obwohl acht Personen gleichzeitig etwas präsentieren, führt es nie zum Verlust von Spontanität. ‘Orange Spliff’ zeigt deutlich, wie neun Instrumente schlussendlich wie Eines klingen können. Irgendwann formt sich der Unterschied zwischen Gesang, Gitarre und Schlagzeug zu einem durchdringenden Klang, der sich ganz tief in das Innere bohrt. Man findet sich in gemeinsamen Riffs oder geht so weit wie möglich auseinander, um den Anderen Platz zu lassen.
Ayahuasca liefern mit ‘Beneath The Mind’ ein sehr abwechslungsreiches und äußerst unterhaltsames Album ab.
Bewertung: 14/15 Punkten (GH 12, GI 14, KR 13)
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