(42:22, CD, Atypeek, 2018)
Die Erzählung beginnt im französischen Lille mit Sarah June, die sich alles, was man als Musiker so können sollte, selbst beigebracht hat. Irgendwann, auf ihrer Reise als Singer/Songwriterin, ist sie dann auf den Briten Beryl gestoßen, der sie fortan mit seiner Gitarre (neben Backing vocals und anderen Instrumenten) begleitet. Aus dem Anti-Folk-Duo wurde dann rasch ein Electronic-Rock-Lo-Fi-Fuzz-Folk-Grüppchen als Pierre, Marco und Sylvain dazu gestoßen sind, um die beiden bei ihrem Vorhaben zu unterstützen. Das Ergebnis ist “A Thousand Days”, ein Album, das darauf baut, Folk zu verneinen, ihn trotzdem zu feiern und ihn im Namen des avantgardistischen Stils zu modernisieren: Freak Folk.
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Dass die Kombination von Folk und Electro widersprüchlich erscheint und der daraus resultierende Begriff “Anti-Folk” einfach passt, leuchtet ein und zaubert große Augen bei Liebhabern des Schrägen hervor. Allerdings ist diese Verbindung gar nicht so schräg, wie man zunächst vermuten mag. In der Indie-Szene sind auf Folk basierende Untergenres, die Bezüge zum Electro herstellen und sich etlicher Synthie-Effekte bedienen weder unüblich noch werden sie als kritisch betrachtet. Eigentlich sind solche musikalischen Richtungen sogar recht beliebt. Man denke da an Grandaddy, Bibio, Sufjan Stevens, Amen Dunes und weiteren Bands, die zum Teil auch außerhalb dieser Szene etabliert sind. Im Fall von June Bug stellt sich schnell heraus, dass auch sie weniger nach traditionellem Folk, sondern mehr nach Indie und Neofolk klingen, zwischendurch aber mit so vielen Effekten arbeiten, die zum Teil schon in Richtung Crystal Castles gehen (gemeint ist hier der Videospiel-Tetris-Sound), dass trotz der am Anfang versprochene Harmonie in ‘Now’ das Ohr unerwartet gebrochen wird. An sich wäre das kein Problem, aber irgendwie passt der elektronische Minimalismus stellenweise einfach nicht (‘Let It Rest’), Avantgarde hin oder her.
Dennoch beginnt das Album unglaublich vielversprechend, mit dem besagten Hit ‘Now’, der wie das Beweismaterial zeigt, das Live-Können der Band gut repräsentiert.
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Darüber hinaus liefert das Album noch weitere starke Songs, die im Ohr bleiben und definitiv das Potenzial dazu haben, in Playlists zu landen. Bei ‘Freaks’ gelingt dem Duo der Genre-Mix so fantastisch, gerade weil die Effekte nicht überhand nehmen. Darauf folgen ‘Left Out’ und ‘Mama’, womit die Liste der wirklichen Anspieltipps angehakt wäre. Es passiert selten, dass ein Album durchweg fantastische Songs liefert und leider gehört “A Thousand Days” auch dazu. Trotzdem sind die wenigen Hits, die das Album bietet, auch erstklassig genug, sodass man gespannt auf die nächste Veröffentlichung wartet, die dann hoffentlich in sich geschlossener klingt.
Bewertung: 9/15 Punkten (CA 9, KR 9, DW 9)
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