(67:36, CD, Mikrokleinstgarten/Cargo, 2018)
Obacht, hier kommt mal etwas ganz anderes. Denn erstens wird hier so richtig gereimt – mal im Paar-, mal im Kreuz, manchmal sogar im unreinen Reim. Und zweitens auf Deutsch. Warum? Es gilt, die “Zwanzigerjahre im Leben einer Dorfkapelle” aus Gleina (Sachsen-Anhalt) zu besingen: “Indie-Band, Herzensbrecher-Bande. Zehn Jahre Abarbeitung an der eigenen Identität”. Allerdings findet das Ganze so generisch, ja allegorisch statt, dass sich – zumindest ab einem gewissen Lebensalter – viele Hörer wiederfinden könnten.
Warum tut man so etwas? Weil man nicht muss: “Wenn man nur genug Zeit hat, kann man Shakespeare sein (Ein Schelm, der dabei an tippende Affen denkt, KR). Und alles andere auch. Und das macht uns schön, denn wir müssen nicht. Und nicht zu müssen, ist der Grund unserer Liebe” (Vorwort von Sänger Marcus Pawis). Wir freuen uns, dass sie taten, ohne zu müssen. Denn das ist so poetisch, wütend aufbegehrend wie oft auch traurig:
und du fragst dich noch immer wann der große Wurf dir gelingt?
Während du zusehen musst, wie dein eigener Schatten schon über dich springt
(‘Raus aufs Land’)
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Und auch hier gilt: nur die Liebe zählt. Oder war Lüge das Wort?
“Wir sollten frei sein, doch es ist ein Nullsummenspiel
Komm und sei mein, komm und sei mein Ventil!
(‘Ventil’)
Gibt es neben all dem Konzept und der Lyrik denn auch Prog? Klar: ‘Mitte Ende Zwanzig’, mit acht Minuten sogar noch ein Longtrack, bitte sehr.
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Sogar die Verlockungen von Sirenen wie der Loreley werden hier thematisiert:
Das Schiff steht still, es spricht der Wahn
Zu seinem Kapitän
Wir halten Kurs im Irrefahren
Ich habe Land gesehen
(‘Sirene’)
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Das Ganze vermittelt bei aller sprachlichen Schönheit – vor allem im ersten Teil – einen reichlich desillusionierten Blick auf das Leben. Gibt es denn auch Licht(e) am Ende des Tunnels bzw. der Dekade? Das findet am besten selbst heraus, es lohnt sich!
Die mit einem dem Anspruch entsprechend klingenden Sound gesegnete “Dekade” wurde von Tino Eppler (u.a. Deus Diabolus) gemastert. Zu kaufen ist sie als digitales Album oder als CD im edelst ausgestatteten und mit kongenial sprechenden Fotos (das zu “Raus aufs Land” ist besonders toll!) von Philipp Baumgarten illustrierten, 44-seitigen Buch. Dennoch kostet die Buchfassung nur 15 Euro!
Bewertung: 11/15 Punkten (CA 12, KR 11)
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