(49:08, CD, Eigenproduktion, 2018)
“Für Freunde von Steven Wilson, Karnivool, A Perfect Circle, Jeff Buckly, Anathema”. So steht’s im Begleittext. Und das weckt natürlich riesige Erwartungen. Soviel sei direkt zu Beginn schon gesagt: Nein, als Referenzen kommen die im letzten Satz zitierten Bands/Künstler absolut nicht hin. Was aber nicht weiter schlimm ist. Mein Interesse war geweckt und ich sollte von “From Worry To Shame” nicht enttäuscht werden.
Head With Wings ist das gemeinsame Projekt der beiden jungen US-Amerikaner Joshua Corum (Gesang, Gitarre) and Brandon Cousino (Gitarre). Die beiden Musiker tragen ihr erstes Album schon länger mit sich rum: Erste Verweise auf Tätigkeiten am Album finden sich schon 2014, doch erst im Juni 2018, zum 10. Jahrestag der Ermordung von Meredith Emerson, Joshua‘s Cousine, wurde das Album veröffentlicht. Damit das passieren konnten, brauchten die beiden Gitarristen natürlich Verstärkung. Diese fanden sich in Andrew Testa (Drums), Joe Elliott (Bass), Frank Sacramone (Gitarre, Earthside), Jamie Van Dyck (Gitarre, Earthside) und and Ben Shanbrom (Backing Vocals, Earthside).
Das Album fängt mit ‘Goodbye Sky’ vielversprechend an. Ganz langsam und gefühlvoll baut sich der knapp sechsminütige Opener auf, lässt sich viel Zeit, um zur Hälfte zum ersten Mal zu explodieren. Von nun wechseln sich die leisen Parts, in denen vornehmlich die Stimmung der ersten Hälfte wieder aufgegriffen wird, mit hartem Rock ab, und das funktioniert prächtig.
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Auch das folgende ‘Somewhere, Something Gives’ kann durchaus beeindrucken. Etwas weniger filigran im Songwriting, aber gleichwohl auf hohem Niveau wird hier guter druckvoller, alternativer Rock geboten, der lediglich durch ein kurzes, spacig anmutendes Solo unterbrochen wird.
‘In Memoriam’ überzeugt durch einen catchigen Refrain (“In memoriam, we’ll find a way / to curb the pain and move on in our own way / In memoriam, I cry out today”), der im Kopf kleben bleibt. Als Gegenpol kommt ‘Misantrophy’ etwas düster daher, wirkt sperrig, und kann auch nicht durch großartige Melodien punkten, hat aber in den Instrumentalparts ebenfalls starke Momente, erinnert dabei durchaus an frühe Dredg. Es gibt schlechtere Assoziationen.
Der melancholische Titelsong ‘From Worry To Shame’ nimmt das Tempo in den Strophen raus, rockt dafür umso mehr in den Refrains und demonstiert einmal mehr die songwriterischen Fähigkeiten von Joshua und Brandon.
In der zweiten Hälfte des Albums finden sich schließlich auch weniger spektuläre Songs. So kann ‘Beyond The Wall’ nicht in Gänze überzeugen. Und auch das vergleichsweise leichtfüßige ‘Stepping Stone’ schließt nicht an die starke erste Hälfte an.
Diese schwächere Periode ist allerdings nur von kurzer Dauer, denn gegen Ende geht die Form wieder nach oben. ‘In Dark Motel Room’ zeigt die Band wieder von der druckvolleren Seite. Und auch das abschließende ‘Treading Lightly’ überzeugt. Der letzte Song plätschert in den über sieben Minuten Laufzeit eine ganze Weile nett, aber recht unspektakulär daher, um die letzten knapp drei Minuten dann doch noch einmal zu ungeahnten Höhen aufzufahren. Noch ein letztes Mal wird es laut zum großen Finale.
Über weite Strecken tolles und intelligentes Songwriting, ein guter, leidenschaftlicher Gesang, gute Gitarrenarbeit. Head With Wings legen ein sehr beachtliches Debüt-Album vor. Freunde von Agent Fresco, Dredg, Coheed And Cambria dürfen gerne ein Ohr riskieren.
Bewertung: 11/15 Punkten (AI 11, KR 10)
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