(44:39, CD, Duplex Records/Soulfood, 2017)
Thulsa Doom sind eine Metal-Band aus Norwegen, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt und damit direkt Sympathiepunkte bekommt. Eine Band, deren Mitglieder sich Papa Doom (Vocals), El Doom (Guitars, Vocals), Doom Perignon (Guitars, Vocals), Angelov Doom (Bass) und Fast Winston Doom (Drums & Percussion) nennen und deren Dank an Fru Doom, Fru Doom, Fru Doom, Mama Doom & Mademoiselle Perignon gehen, kann man eigentlich nur mögen. El Doom heißt eigentlich Ole Petter Andreassen, der auch bei The Cumshots und El Doom & The Born Electric Outfit spielt, und mehrere norwegische Bands produziert hat, wie z.B. Mayhem, Gluecifer, Hurra Torpedo, The Wonderfools oder Lonely Kamel.
Thulsa Doom haben zwischen 1999 und 2005 drei Alben und eine EP herausgebracht und stehen für Stonerrock, der nicht im klassischen Blues-Doom-Jam-Hell-Stil gespielt wird, sondern bei dem es um weniger Stoner und mehr Rock geht. Die Songs und die songdienlichen Feinheiten stehen im Vordergrund. Die Tendenz geht sogar zum Classic Rock. Bands wie Kvelertak preisen Thulsa Doom gar als Einfluss.
Nach 12 Jahren Pausen und nur einigen Live-Auftritten ging die Band dann wieder ins Studio und nahm “A Keen Eye for the Obvious” auf. Natürlich perfekt vorbereitet, wie man dem Info-Sheet entnehmen kann: “Singer Papa Doom has slept in a pyramid and is perfectly preserved. And the guitar-solos are better than ever. The songwriting team is both adventurous and clever (and sometimes completely insane).” Das Songwriting-Team besteht übrigens aus “Doom, Doom, Perignon.” Dann kann es ja losgehen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
‘Lady Nina’ hat nichts mit Marillion zu tun, ist aber ein Road-trippiger Album-Opener, der einem den Fahrtwind um die Ohren sausen und die Haare flattern lässt. Straight groovt der Song nach vorne und besticht durch den Harmoniegesang im Refrain. Der Rezensent wird an die großartige Band Horisont erinnert, nur ist hier weniger Keyboard und weniger 70er-Rock-Flair zu hören, sondern es wird eher die doomige Stoner-Seite hervorgehoben. Und es geht um’s Trinken.
Im passend betitelten ‘Eloquent Profanity’ werden Steine auf Leute geworfen, das Ganze wild, treibend und melodisch verpackt und zwischenzeitlich ein bisschen verrückt. ‘Wrap The Bad Up’ kommt schön schleppend und verzerrt träge daher, passend zur “I had one of those moments, I had one of those days”-Zeile. Manche Songs tragen übrigens in Klammern geführte “Untertitel”, bei diesem ist es ‘(see how hard it gets)’, was auch öfter gesungen wird. Ähnlich wird Titel-mäßig beim folgenden ‘Shadows On The X-Rays’ verfahren, das ‘(for Anselm Kiefer)’ ist und durch den zwischenzeitlichen Wechsel von leise und laut besticht. ‘Consider Me’ kommt gar entspannt daher und stellt die spannenden Fragen, ob das Mädel an diesem Abend einen auch mag, wenn man ihr keine Drinks kauft oder die konsumierten Pillen aus Zucker wären. Aus dem Alltag gegriffen.
Das absurde ‘Bag Of Fries’ macht textlich so viel Spaß, dass man keine Line herauspicken kann (warum muss denn auch überall Käse drauf sein?!) und erinnerte musikalisch und vor allem gesanglich an eine bekannte Band, auf die der Rezensent einfach nicht kommt. Definitiv das Highlight des Albums. ‘Quest Of Fire’ geht ab und hat einen dem Titel entsprechenden pathetischen Text, wäre da nicht der in Klammern geführte Untertitel ‘(a man walks into a bar)’. Herrlich. In ‘Magazine’ verspricht die Band (uns?), ein (unser?) Magazin eines Tages zu lesen. ‘In Italics And Bold (for Sun Yuan and Peng Yu)’ kommt richtig tief und emotional rüber und wird versüßt durch das im Booklet an den Text angehängte “(singer shamelessly steals a book from Sabbath and continues quoting lines from his favourite movies)”. Den Abschluss macht die Band mit dem Metal-Song ‘Baby, Hate It (for paracetamol)’, das im Refrain immer wieder zum fröhlichen Rock zurückkehrt.
Das Album macht Spaß, die Texte sind schön abgedreht, die Stimme von Papa Doom ist toll und musikalisch ist sowieso alles erste Sahne. Da müssen bis zum nächsten Release bitte nicht erst wieder 12 Jahre vergehen – und die Band darf auch gerne mal in unseren Gefilden touren!
Bewertung: 13/15 Punkten (KR 11, PR 13)
Surftipps zu Thulsa Doom:
Facebook
Duplex Records
Twitter
Spotify
Wikipedia