Groom Epoch – Solar Warden

(51:35,  CD, Golden Robot, 2018)
Es war einmal ein Schlagzeuger, dem die Freude an seinem Spiel von einem Produzenten aus dem Leib getrieben wurde. So geschehen 1987 in Los Angeles während der Produktion des Albums “Starfish” der australischen Indie-Legende The Church, als das Produzententeam Waddy Wachtel/Greg Landanyi dem Schlagzeuger Richard Ploog die stoische Präzision eines Drumcomputers abverlangte. Das Ende vom Lied war Ploogs Ausstieg bei The Church während der Produktion des Nachfolgealbums “Gold Afternoon Fix”. Ploog zog sich im Folgenden sogar komplett aus dem Musik-Business zurück.

Erst fast 30 Jahre später scheint Ploogy, wie ihn Steve Kilbey in seiner (auch verfilmten) Autobiographie “Something Quite Peculiar” liebevoll nennt, die Lust an der Musik wiedergefunden zu haben. Mit der Formation Groom Epoch, die weiterhin aus ehemaligen Musikern der Go-Beetweens und Died Pretty besteht, legt er nun das zweite Album mit dem Titel “Solar Warden” vor. Gewisse The Church-Reminiszensen sind durchaus aus dem Werk herauszuhören. Nicht zuletzt wegen Ploogs Schlagzeugspiel, dessen typische Fills sofort an seine Zeit mit dieser Band erinnern.

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Die Stücke entwickeln ihren Charme im übertragenen Sinn oft erst auf den zweiten Blick und weisen die eine oder andere raffinierte Feinheit auf. Insbesondere ‘Fodder For Zion’ mit schräg-psychedelischen Gitarrenspiel und ‘Give Up The Ghost”, bei dem man sich angenehm an frühe Fischer-Z Zeiten erinnert fühlt, verdienen sich die Bedienung des “Like”-Buttons. Erwähnenswert ist weiterhin, dass jedem Song eine kurze Sound-Kollage aus Geräuschen oder Sprachfetzen angehängt ist, die möglicherweise auf den Genuss von bewusstseinserweiternden Substanzen zurückzuführen sind.

Das große Manko des Albums ist allerdings der Protagonist selbst, der, so entspannt er auch trommelt, als Sänger eine sehr gewöhnungsbedürftige Vorstellung abliefert. In der sonoren Tonlage von Brad Roberts (Crash Test Dummies) und der Phrasierung einer Adler-Schreibmaschine  drückt er seinen Songs einen meist eher anstrengenden Stempel auf. Dazu kommen hin und wieder noch recht eigensinnige Background-Chöre hinzu, die man ebenfalls erst mal verdauen muss.

Zwar gewöhnt man sich nach und nach an den Gesang, aber Fazit bleibt, dass “Solar Warden” was das musikalische Potenzial betrifft, einen besseren Sänger oder Sängerin verdient hätte. So muss man schon einen besonders toleranten Tag erwischen, um dieses Werk vollends genießen zu können.
Bewertung 8/15 Punkten

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