(43:00/45:00, 2LP, Brain/Universal, 1982/2018)
“Volle Molle” – Alleine der Titel dieses Livealbums ist schon ein Stück Zeitgeschichte. Diesen Ausdruck, oder ähnliche, verwendet kaum noch jemand. Wie würde man das Werk heute betiteln? Preisfrage!
Für den Rezensenten hat der Titel seit jeher einen etwas provinziellen Anstrich, der durch die Covergestaltung noch zusätzlich verstärkt wird. Sicher zu unrecht, denn immerhin beschließt das Album eine Ära einheimischer Rockgeschichte.
Bei der Veröffentlichung war es aufgrund des Einspruchs der Plattenfirma eine halbgare und auf eine LP-Länge gestutzte Angelegenheit mit etwas eigenwilliger Titelauswahl. Erst die aktuelle Wiederveröffentlichung auf zwei LPs macht aus “Volle Molle” das, was man sich so unter einem amtlichen Live-Album vorstellt. Es ist sogar so, dass das Material der zweiten LP das der ursprünglichen ersten LP, mit Ausnahme des Klassikers “Rockpommels Land”, dort als ca. 16-minütiges Medley, ziemlich aussticht. Einigermaßen merkwürdig auch, dass gleich auf der ersten Seite im Titel ‘Wuppertal Punk’ ein Konzert-Ende inklusive Bandvorstellung zelebriert wird. Das hätte, wenn überhaupt, vielleicht ganz gut an das Ende der vierten Seite gepasst. Aber eigentlich funktioniert so ein Jam aus der Konserve sowieso nicht.
Die in Köln aufgenommene Version von Solar-Music wird sicher eher DieHard-Fans beglücken. Die beiden zusätzlichen Stücke ‘May Day’ und ‘Merry-Go-Round’, der Titelsong des damals aktuellen Albums, rücken den Focus schließlich recht deutlich auf eben jenes Werk.
Aber letztlich fehlt “Volle Molle” irgendwie die richtige Dramaturgie, wie man sie von etlichen Live-Alben anderer Bands kennt. Das Gefühl, dass man der Aufzeichnung eines Konzerts zuhört, will nicht so recht aufkommen, was in erster Linie an der kruden Zusammenstellung der ersten LP liegt. Vielleicht macht man sich ja irgendwann einmal die Mühe, ein wirklich flüssiges Live-Album eines Grobschnitt-Konzerts zusammen zu schneiden. Material gibt es ja wohl zu Genüge.
Was die technische Umsetzung und Aufarbeitung des Materials angeht, verweisen wir auf die bisherigen Besprechungen dieser Serie. Hier gilt Daumen hoch – nichts anderes haben wir erwartet.
Bewertung: 9/15 Punkten
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