Amberfield über die größtmögliche Freiheit

»Sowas wie einen Masterplan gab es tatsächlich nicht.«

Wir staunten nicht schlecht, als uns Amberfield aus Neuss ihr Debütalbum “said.” zukommen ließen. Emotionale, packende Songs im Spektrum des modernen Progressive Rock, eine qualitativ hochwertige Produktion, dazu eine großartige, weibliche Stimme – und das alles komplett selbst organisiert. Was manchen Alteingesessenen an Herzblut und Tatendrang fehlt, das versprühen Amberfield umso mehr in ihrer aufgewühlten und aufwühlenden Musik. Keine Frage: Ein schriftliches Interview musste spontan in die Wege geleitet werden, um zu erfahren, wie man so etwas überhaupt hinbekommt.

Herzlichen Glückwunsch nochmal zu eurem herausragenden Debütalbum! Und da stellt sich gleich die erste Frage: Hat es mit dem Punkt im Titel eine besondere Bewandtnis?

Amberfield: Erstmal danke für die Blumen! Das bisherige Feedback war durchweg positiv, was uns natürlich sehr freut. Wir haben über mehrere Jahre eine Menge Zeit und Herzblut in die Produktion des Albums gesteckt und sind sehr, sehr glücklich, es endlich fertiggestellt zu haben und es veröffentlichen zu können.

Der Titel steht insgesamt für einen Abschluss der Themen, die unsere Sängerin Hannah in den Songtexten be- und verarbeitet hat. Mit dem Schreiben der Texte und der Fertigstellung der Lieder waren diese Themen quasi erledigt und all diese Dinge verarbeitet; der Punkt unterstreicht diese Endgültigkeit noch zusätzlich.

Wie kann man sich eigentlich so einen Weg zum Debütalbum vorstellen – vor allem dann, wenn man, wie in eurem Falle, praktisch alles selbst managed?

Der Weg ist auf jeden Fall länger als man selber glaubt… Vor mindestens einem Jahr waren wir zumindest schon auf dem Stand “wir sind fast fertig”. Das Album war vom Songwriting zu dem Zeitpunkt auch wirklich fast rund, doch dann gab es trotzdem noch so viele Dinge, die erledigt werden mussten (letzte backing vocals und overdubs, Feinschliff am Sound, Feinschliff am Artwork, Bandfotos, suchen und beauftragen eines passenden Mastering-Studios, Aufbereitung fürs Presswerk etc.), sodass es sich doch noch ein ganzes Stück verschoben hat.

Wenn man ganz vorne anfängt, geht’s natürlich mit dem Songwriting los. Da arbeiten wir im ersten Schritt viel online über Cloud-Lösungen, das heißt, jemand stellt eine Songidee mit ein, zwei oder auch mehr Parts online, ein anderer arbeitet daran weiter, baut Abläufe um, nimmt neue Parts auf oder bearbeitet bestehende; zu dem Zeitpunkt sind das dann meistens nur Gitarren und Keys mit programmierten Drums und provisorischem Bass. Das Grundgerüst wird dann im Proberaum ausgearbeitet, die “echten” Drum- und Bassparts kommen dazu und am Ende dann noch Vocals und Gesangslinien.

https://www.youtube.com/embed/juacAYVKTc4

Bis auf die Drums, die wir in einem Studio eines Bekannten aufgenommen haben, konnten wir alles bei unserem Gitarrist Sebi aufnehmen. Er hat in seiner Wohnung ein gut ausgestattetes Home Studio aufgebaut, in dem abgesehen von den Drums 90% des Albums recordet wurden. Dadurch konnten wir immer mal wieder punktuell einzelne Songs, Ideen oder Instrumente aufnehmen (im Gegensatz zu einem klassischen mehrwöchigen Studioaufenthalt) und auch immer mal wieder bestehendes verfeinern oder ändern.

Nachdem sich so langsam herauskristallisiert hatte, welche Songs am Ende auf dem Album landen würden, hat unsere Bassistin Natalie parallel mit dem Erstellen des Artworks losgelegt. Sie hat ganz klassisch “analog” gearbeitet – Das Cover und das komplette restliche Artwork basiert komplett auf Hintergründen auf Leinwand, und auf Zeichnungen auf Papier, die dann später digital darübergelegt wurden. Da wir eine demokratische Band sind, war darüber hinaus noch eine ganze Menge Abstimmungsarbeit nötig, bis jeder mit dem Sound, der Songabfolge, dem Artwork und allem weiteren zufrieden war oder ein Kompromiss gefunden wurde. Parallel dazu gibt es noch einiges mehr ohne direkten Bezug zum Album zu beackern (Pflege aller Social-Media-Kanäle und Online-Shops, über die wir verkaufen, Website, Bemusterung und noch einiges mehr). Wie gesagt – es ist wirklich ein langer Weg, der viel Zeit verschlingt; am Ende hat man so aber in allen Bereichen freie Hand und größtmögliche Freiheiten. Wir würden es beim nächsten Album wieder genau so machen!

Man kann tatsächlich raushören, dass viel Liebe zum Detail drinsteckt. Ihr macht auf jeden Fall den Eindruck, ganz genau zu wissen, was ihr mit eurer Musik wollt.

So was wie einen Masterplan gab es aber tatsächlich nicht, wir haben nicht bewusst auf einen bestimmten Stil hingearbeitet – die Songs haben sich einfach so ergeben. Aber schön zu hören, dass unsere Detailverliebtheit auch rüberkommt!

Was ist eigentlich euer jeweiliger Background? Wie habt ihr euch gefunden?

Zu unserem Background: Dennis und Sebi (Drums bzw. Gitarre) haben mit 17 durch jammen und covern zusammen angefangen Musik zu machen und seitdem eigentlich pausenlos in verschiedenen Konstellationen in Bands gespielt; unter anderem bei Beside (Artrock/Pop) und beim Fusion-Projekt a fish’s diving suit / a bird’s parachute, bei dem Karsten auch beteiligt war. Dennis hat 2010 sein Studium am Drummers Institute abgeschlossen und arbeitet seitdem hauptberuflich als Schlagzeuger, Sebi bietet seit einigen Jahren nebenberuflich Services im Bereich Producing/Recording und Audio-Nachbearbeitung an. Natalie und Karsten (Bass bzw. Keyboard) wiederum waren vor amberfield mehr als zehn Jahre bei In Morpheus‘ Arms (Progressive Metal) aktiv. Natalie ist als Teenager über Gitarre zum Bass gekommen und hat seitdem Erfahrungen in diversen Rock- und Metalbands gesammelt, Karsten hat sein Instrument ganz traditionell an einer Musikschule gelernt. Nachdem beide vorherigen Hauptbands nicht mehr oder nur noch sporadisch aktiv waren, haben wir Amberfield gegründet. Hannah hat uns dann 2016 komplettiert; Amberfield ist tatsächlich ihre erste “richtige” Band, es gab vorher aber schon ein paar Coverbands und selbst geschriebene Songs, die sie mit ihrer Stimme veredelt hat.

Jetzt wäre es natürlich interessant zu wissen, ob und wann man euch denn live sehen kann?

Wir spielen am 14. September in Moers und sind dabei, weitere Termine zu planen. Wenn alles glatt läuft, gibt es außerdem im ersten Quartal 2019 auch ein paar Gigs als Vorband für eine nicht ganz unbekannte Band – näheres dazu können wir aber noch nicht verraten!

An dieser Stelle verweise ich auch gerne auf dieses Video hier:

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Mehr Informationen

Man sieht einen kurzen Ausschnitt aus dem Song ‘Steady Brake’, wobei ihr am Ende eure Klamotten hin- und her tauscht. Darf man fragen, in welchem Kontext dieser Clip entstanden ist?

Das Video ist in unserem “Bandcamp” entstanden. Wir hatten uns für ein langes Wochenende in einem abgelegenen Ferienhaus eingenistet, um intensiv an unseren Songs zu arbeiten. ‘Couldn’t Care Less’ ist zum Beispiel komplett dort entstanden. Das Video war eine komplett bescheuerte und spontane Aktion – wir haben einfach unsere Smartphones im Raum verteilt (teilweise mit Gaffa Tape an der Wand befestigt) und noch ein paar Gimmicks eingebaut, wie Instrumente und Klamotten durchrotieren. Der Sound ist übrigens zu hundert Prozent live von dort!

Ich bedanke mich schonmal recht herzlich für das Interview und für die Einblicke, die ihr gegeben habt! Das letzte Wort gehört natürlich euch – Gibt es etwas, das ihr unseren Lesern und potentiellen Hörern sagen wollt?

Ja, kauft unser Album oder hört zumindest rein – ihr werdet es nicht bereuen! 😉
Wer sich vorher live ein Bild machen möchte, sollte uns am 14.09. in Moers einen Besuch abstatten. Wir freuen uns über jeden Zuschauer!

Außerdem möchten wir uns bei BetreutesProggen für das Interview bedanken!

 

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