Maiden uniteD – Empire of the Clouds
(23:33+18:06, 2EP-CD, Yazmine Park/Nuppel, 2018)
2006 forderte der niederländische Iron Maiden-Fanclub Joey Bruers dazu auf, eine spezielle Show zu kreieren: Und zwar etwas anderes als eine stinknormale Coverband. So performte dieser mit mehreren Gastmusikern einige, neu-arrangierte Maiden-Songs – rein akustisch. Diese Idee wurde also zu einem Projekt, das Projekt zu einer Band, mit stets wechselnden Gastmusikern, sodass sich mittlerweile auch an die Vocals gewagt wird. Was 2010 also mit “Mind The Acoustic Pieces”, einer rein akustischen Version des Maiden-Klassikers “Piece of Mind” (im Original von 1983) begann, wird nun, drei Alben später (“Across the Seventh Sea”, 2012; “Remembrance”, 2015) mit der EP “Empire of the Clouds” weitergeführt.
Das Original ist auf dem 2015 erschienen “Book of Souls” zuhause und mit einer Länge von mehr als 18 Minuten der längste Song der Band – bisher. Erzählt wird die tragische Geschichte der “Silver Ghost”, des britischen Verkehrsluftschiffs R101, das in der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober 1930 in Paris abstürzte. Durch die Feuerwalze kamen 48 Passagiere ums Leben. Bis heute munkelt man, das Schiff sei überladen gewesen, Kapitän Raymond habe Warnungen ignoriert, man bringt sogar dessen Zuneigung zum Alkohol in Verbindung mit dem Unglück. Naja, erzählt haben die Menschen schon immer viel; das größte bis dato gebaute Luftschiff (“the Titanic fits inside”), ein tragisches Unglück und Alkohol, das schreit doch förmlich nach einer Metal-Ballade!
Iron Maiden erhörte diesen Ruf bekanntlich. Was von den Briten so großartig quasi in Breitwand umgesetzt wurde, haben Maiden UniteD wirklich klasse neu interpretiert. Das Stück wurde in vier Teile gesplittet, dabei liegt der Fokus immer noch klar auf der Akustik, eine schier wahnsinnige Vielfalt an Instrumenten sorgt für ein Sound-Erlebnis der Extraklasse. Da stört es auch gar nicht, ist sogar eher bereichernd, dass der erste Teil aus einem sechs-minütigen Intro besteht. Zumal, und das ist interressant gelöst, ein Erzähler ganz zu Beginn in die Geschichte, die dieser Track erzählt, einführt und einige Details preisgibt. Das ist wirklich nicht so albern, wie es klingen mag. Radiorauschen sorgt dafür, dass sich das Ganze anhört, als habe man es mit Original-Aufnahmen zum Unglück bzw. mit Ausschnitten aus einer alten Doku zu tun. Eben mit solch einer eingespielten Aufnahme ist dann auch der Übergang von Teil eins zu Teil zwei gelöst. Hier setzen die Vocals ein, ein ganz anderes Feeling als mit Bruce, nicht nur wegen des fehlenden britischen Akzents, dennoch in keiner Weise schlecht. Am Ende des Tracks, dem Konzept ganz treu, wieder ein Stück Geschichte. Und dann geht es los, und zwar mit der Katastrophe… Keine Sorge, keiner musikalischen!
Hier kommt es zu dem Punkt, wo es dramatisch wird auf der R101. Das kann man hören. Auch merkt man spätestens hier, dass diese Unterteilung in vier Abschnitte wirklich Sinn machen kann, schließlich gibt es im Original ja auch diese Sprünge, die die ganze Story des Luftschiffs untermalen sollen. So beginnt der sehr kurze, letzte Teil ganz ruhig und melancholisch, erzählt dann aber auch von Wut, das Ende der Geschichte wird eingespielt, das Ende des Songs unterstreicht nochmal die ganz Tragik. Großes Kino, toll umgesetzt.!
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Die zweite EP präsentiert Live-Aufnahmen aus dem Theater Carré in Amsterdam. Als Maiden UniteD am 27. Januar 2018 dort ihre Version des Songs präsentierten, war das Publikum so begeistert, dass es überhaupt zu der vorliegenden Veröffentlichung als Album kam. Was soll man sagen, die Betreuerin wäre zu gerne Teil dieses Publikum gewesen. Hier gibt es allerdings nur drei Teile – das Intro fehlt. Tut dem Ganzen keinen Abbruch, versöhnt wird der eifrige Hörer am Ende mit einem Bonus-Track des Paul Di’Anno-Klassikers ‘Killers’.
Alles in allem ein großartiges Stück Musik, besser kann man einen Tribut kaum gestalten. Der kreative Umgang mit der Geschichte macht Sinn, die musikalische Umsetzung begeistert, hier ist die Passion für Maiden wirklich zu spüren. Empfiehlt sich nicht nur für Fans des Originals.
Bewertung: 15/15 Punkten (JD 15, KR 15)
Die “Sailors of the Sky” sind:
Vocals: Wudstik (For All We Know, Ayreon)
Guitar: Ruud Jolie (Within Temptation, For All We Know)
Bass: Joey Bruers (Up The Irons)
Piano: Huub van Loon (The Ultraverse)
Cello: Perttu Kivilaakso (Apocalyptica)
Hammond: Thijs Schrijnemakers (Orgel Vreten)
Drums: Mike Coolen (Within Temptation)
Narrator: Edward Reekers (Kayak, Ayreon)
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Rezension “Mind the acoustic pieces” (2011)
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