(37:30, CD, Golden Antenna/Broken Silence, 2018)
Fotocrime ist das aktuelle Projekt um den Multi-Instrumentalisten Ryan Patterson (Coliseum, The National Acrobat), auch schlicht R genannt, der ein wichtiger Bestandteil der Musikszene von Louisville (Kentucky) ist. “Principle of Pain” wurde innerhalb eines Jahres geschrieben, ohne dass R jemandem seine Arbeit zeigte. Erst als es zum Prozess der Vervollständigung des Albums kam, teilte er sein neustes Projekt mit engen Freunden und Bandmitgliedern, die ihm letztendlich auch unter die Arme gegriffen haben. Dabei spielen Shelley Anderson und Nick Thieneman eine entscheidende Rolle, die feste Bestandteile der Band sind, und so das Trio bilden. Nach den beiden EPs “Always Hell” und “Always Night“, folgt somit ihr erstes Full-length-Album, das den Fokus auf Drumcomputer und analoge Synthesizer legt. Also, The Cure und Joy Division Fans aufgepasst: Schwarze Lederjacken anziehen und Augen dunkel schminken, denn jetzt kommt der 80er Jahre Gothic-Post-Punk wieder zurück.
“Principle of Pain” ist ein persönliches Album, aber auch eines, das sehr klischeehaft mit dem Gothic-Stil spielt. Gerade die BDSM-Ästhetik des Album-Artworks, das die Künstlerin Noelia Towers entworfen hat, viele Song-Titel und auch der des Albums selbst, verleiten dazu, es als Stereotyp abzustempeln. Das stellt aber spätestens dann kein Problem mehr dar, wenn der erste Song einsetzt. Mit seiner dunklen, dennoch sehr emotionalen Stimme singt Ryan über gesellschaftliche Zustände und Misogynie “Nadia, they lied / Last year’s men won’t hide us” und gibt aber auch gleichzeitig einen Hinweis auf den Bandnamen “Like a photo of a crime / Through a window at night”. Im Laufe des Albums empfindet man diese kleinen Stereotypen jedenfalls überhaupt nicht mehr als problematisch, sondern als sehr passend, gerade weil es keinen einzigen peinlichen Moment gibt und viele Hooks und Melodien prägnant sind. Als wahrer Hit des Albums entpuppt sich ‘The Rose and the Thorn’, eine tanzbare Darkwave-Nummer, die sich durch wiederholende Gitarrenriffs und durch kitschig-melancholische Lyrics auszeichnet: “The long place between you and me”. Hier zeigt Ryan wieder seine verwundbare Seite und schafft es, dass man sich Szenarien ausmalt, in denen man sich noch nie befunden hat.
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“Principle of Pain” ist ein Werk, das keinen Hehl daraus macht, woher die Einflüsse kommen, diese aber gekonnt in die moderne Zeit einbettet und zugleich tiefgründige, emotionale Texte abliefert, die wie erwähnt, ab und an kitschig wirken können, aber auch durch ihren Charme erzeugen. Darüber hinaus merkt man den Songs Ryans Erfahrung an. Nie ist es zu überladen oder zu monoton.
Bewertung: 10/15 Punkten (KR 8, DW 10)
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