(52:39, CD, Eigenproduktion, 2018)
Das Experiment des amerikanischen Musikers Aaron Clift geht nun in die dritte Runde. Nach “Lonely Hills” (2012) und “Outer Light, Inner Darkness” (2015) geht es pünktlich im Drei-Jahresrhythmus weiter. Entgegen des Albumtitels muss nicht befürchtet werden, dass hier alles schief geht, denn es ist ein ordentliches Album geworden, wenngleich auch nicht alles glänzt.
Im Kern ist die Band ein Trio, bestehend aus
Aaron Clift – vocals / keyboards
Devin North – bass guitar / electric guitar / fretless bass / upright bass
Tim Smith – drums / percussion.
Die Liste der beteiligten Gastmusiker ist recht lang:
Dave North – electric and acoustic guitar / solo guitar
Van Wilks – electric guitar
Derek Halfmann – electric guitar / solo guitar
Dave Sebree – solo guitar
Fred Springer – classical guitar
Arielle – electric guitar / backing vocals / solo guitar
Kevin Chin – electric guitar / solo guitar
Jon Biangero – mellotron
Milo Hehmsoth – piano
Charles Anderson – violin
Lana Dziekonski – violin
Ellie Prager – cello.
Sonderlich experimentell ist dies nicht, was uns das Aaron Clift-Experiment präsentiert. Vielmehr ist es eine Mischung aus leichtem Symphonic Prog, klassischem Rock und AOR. Die große Schar an Gast-Gitarristen lässt zu Recht vermuten, dass hier die Gitarre eine wichtige Rolle spielt und es durchaus mal kräftig zur Sache gehen kann, ohne dass sich dies jedoch Richtung Prog Metal bewegt. Selbst bluesige Gitarren kommen mal ins Spiel (Stichwort Van Wilks), und auch ruhige Nummern wie das abschließende, vom Piano bestimmte ‘Back To The Water’ gehören zum Programm der Amerikaner.
Namensgeber Clift agiert an den Tasten eher unauffällig, ist aber durch hohen Gesangsanteil recht präsent. Das muss nicht zwingend eine gute Nachricht sein, denn der eine oder andere mag möglicherweise mit der Gesangsperformance leichte Probleme haben. Den Rezensenten erinnert die teils wackelige Intonation gelegentlich an BJH-Gründer John Lees. Das mag etwas gewöhnungsbedürftig sein, verdrängt aber nicht den Eindruck, dass hier neben mainstreamigen Nummern auch ansprechende Kompositionen zu hören sind.
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Nach einem eher mäßigen Opener kommt der zweite Song, ‚Last Crash‘, sehr erfrischend aus den Boxen, was speziell am einfallsreichen Gitarrenspiel liegt. Auffällig ist, dass auf dieser Scheibe gelegentlich Passagen auftauchen, wo man in Gedanken Gesangsmelodien oder auch Instrumentalteile weiterspinnt, da man sie schon zu kennen glaubt. Und dann entwickelt es sich doch in eine andere Richtung. Im genannten Song klingt beispielsweise ganz kurz mal Gentle Giant an – doch deshalb sollte man bloß nicht auf die Idee kommen, sie wären jedem GG-Fan zu empfehlen. Noch doller wird es im darauffolgenden Song, dem über achtminütigen ‘Absent Lovers’. Ein wunderschönes Intro mit akustischer Gitarre, Spinett und Streichern schmeichelt sich ein, in Kombination mit der folgenden Gesangsmelodie landet der Hörer fast zwangsläufig bei King Crimson’s “Islands” Album. Keine zwei Minuten später ist man bei Jethro Tull, um später wieder zu King Crimson zurückzukehren, Mellotron inklusive.
Auf ‘Savage In A Fancy Suit’ wird man durch die Gesangslinie kurz mit der Nase (oder besser: den Ohren) auf Black Sabbath gestoßen. Ein schönes Zusammenspiel von Orgel und E-Gitarre wertet den ansonsten eher mäßigen Song etwas auf. In Teilen stark ist wiederum das acht-minütige ‘Dream Within A Dream’, speziell gegen Ende mit überzeugendem Gitarreneinsatz (erinnert an die Rabin-Live-Variante vom ‘Starship Trooper’ Endteil ‘Würm’).
Manche Songs sind eher Prog-Leichtgewichte oder unspektakulärer Melodic Rock, demgegenüber stehen Momente, die auch den Prog-Fan aufhorchen lassen. Und auch der Mellotron-Liebhaber kommt gelegentlich auf seine Kosten.
Bewertung: 9/15 Punkten (JM 9, KR 9)
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