[´ramp] – synchronize or die

(15:00 + 21:41 + 21:27 + 18:00, DoLP, Adansonia, 2018)
Synchronisiere, Vogel, oder stirb! Beziehungsweise: Wir sind die Borg-Sequenzer, Widerstand ist zwecklos. Da lassen wir uns also lieber assimilieren. Und verabschieden uns Sekunden später gleich mal von ein paar alten Vorurteilen. Etwa dem, dass Elektronische Musik meist große Kühle verbreitet. Wucht und Majestät ja, das trifft auch auf [‘ramp]s bereits seit Februar erhältliche Veröffentlichung zu. Aber gleichzeitig sind das zumindest teilweise ausgesprochen warme Klangfarben, die sich da über einem magischen Sequenzer-Groove kaum merklich auf- und wieder abschichten, ineinanderlaufen und wieder trennen…

Das Label Adansonia Records hat zum Hintergrund Folgendes zu berichten: “Mit „synchronize or die“ stellt der in der Nähe von Bielefeld ansässige Stephen Parsick das zehnte Album seiner Formation [‘ramp] vor – und feiert nach einer längeren kreativen Pause den 20. Jahrestag des ersten [‘ramp]-Konzertes im Jahre 1997. Während Parsicks Soloarbeiten unter eigenem Namen eher im Bereich der experimentellen Drone Music und des Dark Ambient zuhause sind, sind die Alben von [‘ramp] fest im elektronischen Underground des Berlins der 1970er Jahre verwurzelt. Als bekennender Liebhaber klassischer Synthesizer aus der Frühzeit des Genres greift Parsick hier in die Vollen und spielt ohne MIDI und Computerunterstützung hypnotische Klangstrukturen ein, ausgerüstet mit analogen Sequenzern, antiken Synthesizern sowie analogen Keyboards, Mellotron und Rhodes Piano.”

synchronize or die by [‘ramp]

Das Titelstück beginnt den Reigen, hier ist der Rhythmus im durchlaufenden Loop – dem Basso Ostinato der Sequenzer-Zunft – tatsächlich geradezu hypnotisch. ‘2600’ beginnt mit einem kleinen Meteoritenschwarm und entsprechenden flirrenden Störgeräuschen. Nach dem Durchfliegen arbeitet sich aber auch hier wieder so eine – diesmal nicht ganz so tiefbassig, sondern zusätzlich nach Vibraphon klingende – Leitsequenz heraus.

‘Hanging Gardens’ nimmt die gesamte C-Seite ein, ‘Godzilla’ (nicht mit dem von Blue Oyster Cult verwandt oder verschwägert) herrscht allein über Seite D.

Der Meister berichtet selbst zum Album: “synchronize or die is the result of this sabbatical. i decided to elaborate on the technique i had discovered for creating complex sequencer tracks and multi-layered rhythmical patterns, without employing computers running audio software: making use of some old-fashioned synchronizers from the 1980s, i recorded multiple layers of sequences onto a digital eight-track recorder, using a clicktrack to tie in additional sequencers while overdubbing or mixing down to stereo. this is the reason why the trusty old friendchip src units adorn the album sleeve.

Most of the tracks were created on my own in the seclusion of my dachgeschoss recording space, with one notable exception: torque was created in collaboration with fellow synthesiser enthusiast axel jungkunst who helped me out with his massive modular synthesiser rig and additional sequencer backings which resulted in one of [‘ramp]’s most accessible titles of all time – whatever that means.”

Als CD erschien “Synchronize…” 2017 auf dem hauseigenen Label doombient.music, über Adansonia ist diese Pracht nun als limitiertes Doppelvinyl wie folgt erhätlich: 250 x DLP black/orange marbled vinyl, 180g, hand numbered heavy, high-gloss gatefold cover, black poly lined inner sleeve – 100 x DLP orange/black splattered vinyl, hand numbered heavy, high-gloss gatefold cover, black poly lined inner sleeve, gimmick (no wholesale). Das Album enthält einen Download-Code für Bandcamp, der einen zusätzlichen Bonus-Track bietet.

Schnell, allzuschnell und doch fast unmerklich ist inzwischen auch die vierte LP-Seite durchgelaufen. Doch wir spüren – ganz tief im Weltraum, 20 Parsick – Verzeihung! – Parsek hinter dem Einhornkopfnebel pulsieren und synchronisieren die Sequenzer immer noch diese wunderbare Musik.
Bewertung: 12/15 Punkten

PS: Die Doppel-LP klingt unverschämt gut, gerade in den tiefsten Frequenzen (Mastering von Dirk Jan Müller). Zu Risiken, was Risse im Putz und im Ehevertrag angeht, fragen Sie Ihren Statiker und Paartherapeut.

Surftipps zu [#ramp]:
Bandcamp
Bandcamp (doombient.music)
Bandcamp (Stephen Parsick)
Soundcloud (Doombient)