(41:13, CD, M00M Industries, 2018)
Alles M00M? Oder m00m? Wie auch immer: hinter diesem Namen stecken die beiden Elektroniker Christian Fiesel und Jack Hertz, die nun unter ebendiesem Namen gemeinsam Musik veröffentlichen. Ihre erste Zusammenarbeit ist dieses selbstbetitelte Album jedoch nicht.
Der Moog-Synthesizer über der Mondlandschaft als Coverbild ist tatsächlich ein Sinnbild für die Musik des Albums: hier wird die sogenannte kosmische Musik der 60er- und 70er-Jahre neu aufgerollt und zwischen den beiden Musikern quasi wie beim Tennis vom einen Spieler zum anderen gespielt. Man weiß zwar nie genau, wer gerade was spielt, aber das Hin und Her in der Musik ist sehr deutlich. Die zehn Tracks des Albums fallen dabei mit Längen zwischen zwei und fünf Minuten recht kurz aus, bedenkt man die übliche (Über-)Länge der Stücke dieses Genres. Auch wird durchweg auf sich langsam entwickelnde Spannung in den Stücken verzichtet, die solch Kosmische Musik eigentlich ausmacht. Fiesel und Hertz fallen stattdessen mit der Tür ins Haus und legen in jedem Stück direkt los, um die musikalischen Ideen ohne Umschweife zu präsentieren, weswegen vieles auf diesem Album leider nur skizzenhaft wirkt. Manche Ideen scheinen dabei ins Leere zu laufen und wirken im wahrsten Sinne des Wortes experimentell; als würden die beiden Musiker ihre Ideen im Studio ausprobieren.
Gewiss ist das Mittel der Improvisation zu einigermaßen strukturierten Rhythmen – meist durch Sequenzen – eines der Kernelemente dieses Albums, allerdings wirkt die Musik trotz der guten Produktion generell roh. Das liegt einerseits grundsätzlich an den oft verzerrten Synthesizer-Sounds, die dem Album eine härtere Kante geben, ohne zu sehr nach lo-fi oder Noise zu klingen. Andererseits sind es die nur angespielten, aber fast nie ausgespielten musikalischen Ideen, die das Album zwar füllen, ohne es jedoch zu einem Gesamtkonzept zu führen. Auch sind die Stimmungen der einzelnen Stücke zu wechselhaft, wodurch das Album keine beständige Atmosphäre erzeugen kann und die Wirkung einer Ideensammlung verstärkt wird.
Sicherlich hat “M00M” trotz aller Kritik viel Potential. Was auf diesem Album geboten wird, besitzt eine grundlegende Qualität, allerdings ist sie eben lediglich genau das: Grundlegend. Ich kann nur hoffen, dass die zukünftigen Ideen der beiden Musiker darauf aufbauen und zusammenhängender, gerne auch ausufernder und zugleich doch griffiger gestaltet werden, als es hier der Fall ist.
Bewertung: 10/15 Punkte (WM 10)