Festivaldaten-Update vom 07.05.18

Es gibt #Festiwellness, Baby!

Betreutes Proggen-Alternatives Logo (Michael Schulze)
Eventuell auch die Gründung, auf alle Fälle aber die Benennung von BetreutesProggen geht auf zwei Beobachtungen im richtigen Leben zurück:
1. die wirklich musikbegeisterte Klientel, die sich die heute vielfach zu beobachtenden Konzertpreise überhaupt leisten können bzw. wollen, wird immer älter. Gewaltig viel älter.
2. Es kann so angenehm sein, wenn sich noch nicht ganz so silberfüchsig ergraute Progfans unauffällig, aber liebe- und effektvoll um die Prog-Senioren kümmern – auch und gerade auf Progrock-Konzerten und Festivals. Über einen erweiterten Generationenvertrag quasi.

Was unsere erste Beobachtung angeht, so haben wir die Bestätigung jetzt sogar schriftlich (“Die Wissenschaft hat festgestellt”):
1. Die selbst ja schon altehrwürdige Financial Times konstatierte jüngst: “Rock festivals are at the frontline of a shrinking youth market. When Glastonbury began in 1970 the UK’s median age was 34. It is now nearly 40.

2. Die vom Veranstalter FKP Scorpio durchgeführte Umfrage unter knapp 2.400 Gästen des A Summer’s Tale 2016 und 2017 gibt Aufschluss darüber, was insbesondere erwachsene Musikfans von guter Live-Unterhaltung erwarten:
“Das Durchschnittsalter liegt bei 38,5 Jahren – befindet sich also deutlich über dem von anderen Festivals, auch jenen im Portfolio von FKP Scorpio.”
(Exkurs: wenn wir uns – der Arthritis wegen äußerst langsam und vorsichtig – auf dem Felsen, im Spirit of 66 (nomen est omen!) im Rind, Colos-Saal oder in der Boerderij umschauen, sehen wir ofth ein gefühltes Durchschnittsalter von rüstigen 59. Doch weiter im [Presse-]Text:)
“17 Prozent sind bereits 2016 mit Kindern angereist, im Folgejahr hat sich der Anteil sogar auf 24,7 Prozent erhöht. Insgesamt 33,7 Prozent der Kinder sind dabei nicht älter als zwei Jahre.

Natürlich ist und bleibt die Musik zentral für die Mehrheit der Besucher: rund 84 Prozent bezeichnen Bands als ausschlaggebend für den Ticketkauf. Allerdings nennen auch 74,4 Prozent bei dieser Frage ebenfalls das Gesamtkonzept. 40,5 beziehungsweise

38,6 Prozent geben die malerische Location oder den nachhaltigen Ansatz als Kaufkriterium an. Für 25,4 Prozent spielt auch das kulinarische Angebot eine wichtige Rolle. Die Besucherumfrage zeigt: Musik ist wichtig, aber insbesondere Erwachsene stellen höhere Anforderungen an die Unterbringung, den Service und das kulturelle Gesamtkonzept eines Festivals.”

In diesem Zusammenhang fällt auf, dass ein unheilvoll mit dem Axel Springer-Imperium verbandeltes Musikmedienhaus seine Großevent-Formate schon glaubt, als “Indoor Komfort Festivals” bewerben zu müssen. Dann doch lieber so wie die bereits genannte Boerderij, wo man schon lange bei Bedarf ganz einfach Rolli-Tickets erwerben kann.

So sieht’s also aus bei den Events. Und in zumindest großen Teilen der Progger-Szene. Als kleinen Betreuungs-Bestandteil für die Unentwegten, die weiter auf die Prog-Wallfahrt gehen, tragen wir im Folgenden wieder zusammen, was bei den Festivals seit dem letzten mal an Berichten, Billing-Meldungen oder Neuerungen etc. hereingekommen ist:

Beispielsweise vom alljährlichen Betreuer-Ausflug zum Progdreams Festival (02.-04.3.2018, Zoetermeer (NL), De Boerderij), hatten wir Euch bereits in Wort und Bild berichtet, vom Artrock Festival zu Reichenberg reichen wir den Report baldmöglichst nach.

Das Gresiprog auf der anderen Seite ist uns erstmals auf der Festival-Landkarte begegnet. Es fand Ende April im französischen Le Cheylas statt – gespielt haben u.a. Franck Carducci, die Morrighans und The Watch.

Nachdem Burg Herzberg ist vor dem Burg Herzberg und ist … die Warmup Hippie Convention! Bereits heute am 07.05. steigt die Sause in der Columbiahalle, Berlin, “mit Video- und Diashow zur Geschichte des Burg Herzberg Festivals, mit der erstmaligen Vorstellung des Buches von Frank Schaeffer „Burg Herzberg Festival since 1968“ und mit dem Verkauf einiger Restkarten für das ausverkaufte Burg Herzberg Festival im Juli.”

Unmittelbar bevor steht das traditionsreiche Prog’Sud: Vom 10.-12.05. kann in Les Pennes-Mirabeau, Jas’Rod (F) u.a. mit Godsticks, Lazuli, Giorgio „Fico“ Piazza Band, Aerostation Band, den großartigen Blank Manuskript und abermals der Franck Carducci Band geproggt werden.

Post-Proggies haben übrigens gar keinen Tick für Gelb, Posthörner oder Briefmarken. Sondern einen für progressive Spielarten des PostRock. Den tragen sie am besten auf das Pelagic Fest. Vom 18.-20.05. spielen in Berlin an verschieden Locations (Cassiopeia/Badehaus/Bi Nuu) u.a. Caspian, pg.lost, EF, Rosetta, Bison, Arms and Sleepers, Abraham, Hypno5e, LLNN, Radare, Briqueville, Earthship, Twinesuns, Shrivel.

Noch einen Tag länger geht es beim Moers Festival über Tische und Bänke (18.-21.05., Moers). Die Moersezeichen kommen dabei von u.a. Efterklang, Talibam! Peter Brötzmann, Spinifex, Peter Erskine, Sebastian Gramss’ States Of Play (!), Henning Sieverts.

Das Glitterhouse-Festival Orange Blossom Special (OBS) ist traditionsgemäß mehr auf Americana u. Folk denn auf Prog fokussiert, bringt aber u.a. Birth Of Joy ins ostwestfäliche Beverungen.

Leider schon lange ausverkauft ist das Freak Valley (FVF, das wir uns selbst dieses Jahr erstmals geben. Vom 30.05.-02.06. tanzen die Freaks in Netphen-Deuz auf dem AWO-Gelände zu den Klängen von u.a. OM, My Sleeping Karma, Yuri Gagarin, Dyse, Nap oder Rage of Samedi.

Noch härter gesottene Proggenossen kommen beim Bospop vom 01.-02.06. in Nijmegen (NL) sicher auf ihre Kosten mit u.a. Opeth, Meshuggah, Baroness oderrr Igorrr.

Sogar Rock im Park und Rock am Ring (01.-03.06., Nürnberg bzw. Nürburgring) haben progressive Waren im Portfolio. Wie wäre es denn mit A Perfect Circle, Muse oder Baroness?

Honourable Mention für das Mayfeld Derby, das vom 15.-17.06. Mannheim auf dem Maimarkt-Gelände ausgetragen wird. Hier gibt es u.a. All Them Witches, Brother Grimm und Neurosis (!) zu erleben.

Kaum einer weiteren Erwähnung von uns bedarf unser Festival der Woche – das Graspop Metal Meeting. Trotz des metallischen Namens hat es vom 21.-24.06. im belgischen Dessel für unsere Gemeinde u.a. immerhin Ayreon (exkl. Festival-Show!), Neurosis, A Perfect Circle, Sons Of Apollo, TesseracT, Iron Maiden, Wolves In The Throne Room oder Baroness im Programm.

Soweit für heute – sehen wir uns auf einem Festival – z.B. dem FvF im Siegerland oder dem Midsummer Prog am 23.06. in den Niederlanden? No Sleep Till Valkenburg!

PS: Ihr veranstaltet selbst ein Festival mit argumentierbarem Prog-Bezug? Dann schickt uns sehr gern die Infos und wir nehmen es auf, wenn es stilistisch passt.

Live-Foto: Tobias Berk

FestiWellness-Logo: Michael Schulze