(Diverse 2CDs, Universal Music Polska, 2017/8)
Wie kaum eine andere Band, haben SBB seit den 2000er Jahren ihre Archive durchforstet und eine Unzahl an Livealben veröffentlicht, so dass mittlerweile alle Phasen der Bandhistorie konzertmäßig abgedeckt sind. Neben den inzwischen nur noch schwer erhältlichen Boxen “Lost Tapes Vol.1” und “Lost Tapes Vol.2” wurden in den Jahren 2008/9 diverse Doppel CDs von unterschiedlichen Auftritten meist in Polen und Deutschland in limitierter Auflage herausgebracht, die in letzter Zeit Universal Music in Polen neu auflegte. Bisher erschienen folgende Livemitschnitte:
• “Live In Opole 1974. Rock Przez Cały Rock” (nur als einfach CD)
• “Live In Opole 1976. A Late Night Recital”
• “Live In Frankfurt 1977. Follow My Music”
• “Live In Neckargemünd 1978. From A Town Called N.”
• “Live In Sopot 1978. Extended Freedom”
• “Live In Köln 1979. In The Shadow Of The Dom”
• “Live in Marburg 1980. The Final Concert”
Das Besondere an diesen Aufnahmen ist die Tatsache, dass zum Teil komplette Konzerte ohne einen(!) einzigen bekannten Titel von den offiziellen Studioalben bestritten werden, man also jede Menge ungehörtes Material bzw. teils bekannte Fragmente in neuem Zusammenhang zu hören bekommt. Dabei leben die Polen ihr Faible für ausgiebige Improvisationen nachhaltig aus, wobei das freie Spiel meist einen recht durchkomponierten Charakter aufweist und im typischen Stilmix der Band, also im sinfonischen, rhythmisch zurückgenommenen Progressive Rock Bereich mit gelegentlichen Jazz Rock Ausflügen angesiedelt ist. Weiterhin wird sich solistisch in verschiedenen Instrumentenkonstellationen ausgetobt, so dass die klassische SBB Besetzung Józef Skrzek (Gesang, Bass, Keyboards), Apostolis Antymos (Gitarre, Schlagzeug) und Jerzy Piotrowski (Schlagzeug) genügend Spielraum erhält, um ihr Können unter Beweis zu stellen.
Doch leider sollten auch gewisse Makel dieser spannenden Mitschnitte nicht unerwähnt bleiben. Die Aufnahmequalität ist gerade bei den früheren Aufnahme teilweise historisch, sprich hier darf keine High End Qualität und ein immer ausgewogenes Soundbild erwartet werden. Auch sind die begleitenden Geschichten in den Booklets ausschließlich in Landessprache abgefasst, so dass man sich, sofern nicht des Polnischen mächtig, nur an den Bildern erfreuen kann. Zudem zündet logischerweise nicht jede Improvisation, sind zielsuchende Interaktionen und gewisse Längen nicht von der Hand zu weisen.
Wer sich mehr für den improvisativen, jazz-rockigen Part von SBB interessiert, dem sei “Live in Marburg” empfohlen. Für ein Konzert, welches mehr auf das Studiomaterial, in diesem Fall die Alben “Follow My Dream” und “Welcome” fußt, ist am besten “Live In Sopot” in Betracht zu ziehen. Wenn man sich also nicht gleich die eingangs erwähnten zwar lohnenswerten, aber recht teuren Boxen zulegen möchte, der wird hier sicherlich preiswerter bedient und kann ebenso selektiv entscheiden, welche Aufnahmen und zeitlichen Phasen ihm oder ihr am ehesten zusagen.
Bewertung: je nach Album 9-11/15 Punkten
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Abbildungen: SBB / Universal Music Polska