Project Patchwork II – Re/Flection

Musterreviewcover(72:04, CD, Progressive Promotion Records, 2018)
Gerd Albers wohnt in Wuppertal, ist Musiker und HSV-Fan. Letzteres ist in diesen Tagen nicht wirklich Grund zur reinen Fröhlichkeit (der Rezensent weiß ein Lied davon zu singen), dennoch gibt es derzeit doch Grund zur Freude: Gerd Albers legt zusammen mit Peter Koll das zweite Album ihres Project Patchwork vor. Und das hat es in sich.

2015 erschien Tales From A Hidden Dream, welches nicht nur das Debüt des Projekts darstellte, sondern auch die Verwirklichung des lang gehegten Traums der Veröffentlichung eines eigenen Albums, ohne großes Geld, weitestgehend in Heimarbeit, mit Hilfe vieler befreundeter Musiker. Was damals ein erstaunlich gutes Stück Musik ergab.

„Re/Flection“ heisst nun der Nachfolger. Im gesprochenen Prolog und den Liner Notes zu den Songs wird erläutert, was der Titel meint: ein Nachdenken über verschiedene, teils sehr persönliche, teils zeitaktuelle Themen, die den Musiker in der Mitte des Lebens bewegen: menschliche Gemeinschaft, Religion, Erste Liebe, Alter und Tod, Flüchtlingsproblematik, Populismus und manch anderes.

Erneut folgten zahlreiche honorige Musiker der Einladung zur Mitwirkung, darunter Melanie Mau, Jessica Schmalle, Martin Schnella, Markus Steffen, John C. Mitchell und einige andere, darunter auch Marek Arnold, der ebenso für den Mix verantwortlich zeichnet.

Die Nachdenklichkeit des Sujets spiegelt der überwiegend ruhige Duktus der Musik wider, mit immer wieder äußerst schönen Gitarrensoli und geschmackvoll elegischen Holzbläser-Parts, in der Hauptsache retro- bis neoproggig angesiedelt, aber auch mal folkig bis funky, gänzlich unblöd poppig und sogar mit Country-Anleihen versehen. Abwechslungsreichtum bot auch schon das Debüt, auf „Re/Flection“ aber werden die überraschenden Wendungen in den bis knapp 10 Minuten langen Songs durchweg ohne wesentliche Brüche dargeboten, womit das Ganze deutlich homogener und konzeptueller wirkt. Was auch an den reichlich vorhandenen, schönen Melodien mit nicht wenig Ohrwurmcharakter liegt, die das Werk wie ein roter Faden durchziehen. ‘Yearning For Confraternity‘ oder auch ‚Fear Of Loss‘ seien nur mal als diesbezüglich besonders gelungene Anspieltipps genannt. Die Produktion ist, wie bei PPR gewohnt, äußerst sauber, das Digipack besticht durch ein sehr schönes, phantasievolles Artwork.

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Weitere Informationen

2007 schrieb Gerd Albers in einem Forum: „…bekannterweise bin ich Drummer einer Rock-Cover-Band, habe aber hie und da schon mal erwähnt, dass ich an einer Prog-Nummer rumwerkel … alle Vocals/Instrumente mit Ausnahme des Git. Solo am (vorläufigen) Ende und einiger Rhythmus Sektionen habe ich selbst eingespielt, was mir insb. bei den Tasten etwas schwer fällt, weil ich nämlich keine Ahnung von diesem merkwürdigen Instrument habe. Da ich auch kein guter Sänger bin, will der Sänger unserer Band mir demnächst mal seine Stimme leihen, dann wird´s vielleicht besser…“. Stand 2018 bleibt nur zu sagen: Project Patchwork ist mit „Re/Flection“ ein richtiges Klasse-Album gelungen. Mit solcher Qualität, dass ein Vergleich mit deutschen Prog-Top-Acts wie Subsignal, RPWL oder Seven Steps To The Green Door mittlerweile überhaupt nicht mehr gescheut werden muss. Und das will schon was heissen.

Wenn’s doch nur auch dem HSV noch helfen würde…seufz…
Bewertung: 11/15 Punkten (GH 11, KR 12)

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