Böse Zungen könnten behaupten, Teri Gender Bender habe ihren Look von den auch hier wie in überhaupt allem die Pioniere und wahren Urheber darstellenden Polen geklaut – konkret von Dorota Popolski. Wir würden so etwas allerdings nie tun. Sondern lieber darauf verweisen, dass die Frontfrau in Rot und ihr Power-Trio Le Butcherettes eine der wenigen Bands sein dürften, die als Vorgruppe für jemand vom ATD-I-Format anheizen können, ohne dabei selbst zu verblassen.
Und das unter nicht ganz optimalen Voraussetzungen. Einlass für das kurzfristig vom Palladium nach Ehrenfeld verlegte Konzert war bereits 18 Uhr, also für manch einen kurz nach dem zweiten Frühstück. Eine halbe Stunde später legten die Butcheretten schon los und waren eine weitere halbe Stunde später bereits wieder fertig. Aber was für 30 Minuten das waren! Glücklich, aber auch geplättet zurückgelassen, weiß man eigentlich gar nicht, was hier mehr elektrisiert: der aufpeitschende Gesang von Teresa Suárez alias Teri, ihr zügigen Zugang zu Gummizellen versprechendes Stageacting, ihr durchdringender Orgelsound, das reduzierte, aber ungemein effektive Gitarrenspiel oder das perfekte Zusammenspiel mit Schlagzeugerin Alejandra Robles Luna und Bassist Riko Rodríguez-López.
Was Wikipedia als “Garage Punk” schubladisiert, hatten wir mal beschrieben als ” ein Zusammentreffen der Pretenders mit den Stranglers. Oder von Patti Smith mit Devo als Backing Band”. Und Teris Vortrag als “anmachenden Mix aus Siouxsie, Björk und Nina Hagen.
19:22 Uhr, das Indie-Rock Duo Death From Above (auch noch mit Namenszusatz “1979” zu finden) nimmt den Stab und das von den Mexikanern hinterlassene Qualitätsniveau auf – und übernimmt sich dabei tatsächlich nicht. Mehr als Schnupperhörkontakt auf Streamingdiensten hatte es bislang nicht mit den Kanadiern gegeben. Umso erfreulicher war diese rundum überzeugende Live-Darbietung. Mit nun mal wirklich minimalistischen Mitteln – ein singender Drummer ( Sebastien Grainger und ein Bassist (Jesse F. Keeler) sowie ein wenig Technikunterstützung – mehr braucht es nicht für eine heiße Rockshow, die nicht nur beim Hitzegrad an jenes andere Pyro-Duo The Picturebooks erinnert.
Der Sound ist wenig variabel, aber das ist den sich jetzt zu Material wie dem Titelstück der aktuellen Alles-Gute-kommt-von-oben-Scheibe “Outrage! Is Now” einhottenden Besuchern der inzwischen prall gefüllten Live Music Hall egal. Zurecht.
Auch dieser Support Act hätte gerne länger spielen dürfen. Ging aber nicht, denn der ambitionierte Zeitplan sah vor, dass nach dem Konzert noch eine Party in der LMH über die Bühne gehen sollte. Also mussten ATD-I schon um halb neun ran. Und bestätigten erneut unseren Eindruck von der Reunion-Tour: das jüngere Material, z.B. vom aktuellen “in•ter a•li•a” kommt auch in der Live-Darbietung einfach nicht an Kultklopfer wie „Relationship Of Command“ heran (umso toller, dass die Show mit ‘Arcarsenal’ begann). Und trotz der Niveauunterschiede fesselten die texanischen PostHardcore-Meister von Anfang bis Ende.
Wobei Cedric Bixler-Zavala nach Becherwürfen auf die Bühne kurzzeitig mit Konzertabbruch drohte. Doch auch diese Klippe wird schnell genommen. Apropos Cedric: als der Autor gerade anfing, mit dem völlig verzerrt rüberkommenden Gesang doch etwas unglücklich zu werden, lotste uns Fotograf Tobi einfach an einen nur wenig weiter vorne liegenden Bereich, wo der Sound sehr ansprechend war. Es war mir noch nie aufgefallen, dass in der LMH wenige Meter einen so großen Unterschied machen können. Nach einer Stunde und der Zugabe ‘One Armed Scissor’ war allerdings auch die Freude darüber Geschichte – so wie das gesamte Konzert. Das nennen wir mal kurz und knackig. Aber allemal besser als kein Ende findende Langeweiler oder?
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Konzertbericht At The Drive-In, Le Butcherettes, 30.03.16, Köln, Palladium
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Setlist vom 06.03.18
Konzertbericht Le Butcherettes, The Picturebooks, 23.09.16, Köln, Artheater
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Live-Fotos: Tobias Berk