Tiger Moth Tales – The Depths Of Winter

(71:23, CD, White Knight Records/JustForKicks, 2017)
Es ist noch gar nicht so lange her (2015), da tauchte der Name Tiger Moth Tales zum ersten Mal in der Prog-Szene auf. Mit dem Debütalbum „Cocoon“ erntete der in früher Kindheit erblindete Multiinstrumentalist Pete Jones schon erste Lobeshymnen. Das Nachfolgealbum ließ nicht lange auf sich warten, jedoch besaß „Storytellers – Part One“ aufgrund der vielen Erzählpassagen und teils skurrilen Arrangements einiges an Spaltpotenzial.

Album Nummer Drei hat dann etwas auf sich warten lassen, allerdings ist in der Zwischenzeit auch einiges passiert. So ist Pete Jones mittlerweile festes Mitglied bei Camel geworden und mit ihnen auch schon getourt. Trotzdem fand er Zeit für die Fertigstellung eines neuen Albums. Und auch auf seinem dritten Werk sind wieder die typischen Elemente von Tiger Moth Tales zu hören. Die Zusammenstellung von Genesis-inspiriertem Retroprog, balladesken Nummern und den unweigerlich zu erwartenden Erzählpassagen ist ihm hier perfekt gelungen und so zeigt sich „The Depths Of Winter“ als sein bisher ausgereiftestes Album, das dem Fan des Symphonic Progs wärmstens ans Herz gelegt werden kann, denn die Musik geht tatsächlich bisweilen zu Herzen. Die Kompositionen strahlen eine intensive Atmosphäre aus und erzeugen nachhaltige Wirkung.

Aufgrund der sehr abwechslungsreichen Kompositionen mag dies dazu führen, dass nicht jeder Song beim Hörer gleichermaßen zündet. Auch muss man damit klarkommen, dass der Rhythmus programmiert ist, doch das fällt auf diesem wunderschönen Album kaum ins Gewicht.

Vielmehr können die vielen schönen instrumentalen Arrangements überzeugen. Dazu gesellt sich noch die überaus angenehme Stimme des Protagonisten, der zwar vieles im Alleingang eingespielt hat, jedoch bei manchen Titeln noch Unterstützung erfuhr. Im Einzelnen:

Pete Jones – vocals / keyboards / drum programming / guitars / clarinet / recorder / ukulele / percussion
Luke Machin – lead guitar (track 2)
Emma Friend – flute (tracks 1, 2, 7)
Jamie Ambler – voice (track 4, 8)
Mark Wardle – fluegelhorn (tracks 2, 3, 4)

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Auf ein kurzes Intro mit Flöte folgt gleich das erste Highlight des Albums, der Song ‚Winter Maker‘, ein exzellentes Stück Symphonic Prog, bei dem im Mittelteil ein getragenes Bläserarrangement für Farbtupfer sorgt, in ähnlicher Machart übrigens wie dies Big Big Train seit einiger Zeit in schöner Regelmäßigkeit fabrizieren. In diesem Falle sind dafür verantwortlich: Sara Baldwin (Flügelhorn), Sarah Wardle (Tenor Horn), Joe Heartfield (Tenor Trombone), Andy Baldwin (Euphonium), Steve Bottomley (BBb Bass).

In ähnlicher Form geht es zunächst weiter, auch der mit 13 ½ Minuten Spielzeit längste Track ‚Exposure‘ fügt sich nahtlos in den sinfonischen Wohlfühl-Prog ein. Auf ‚The Ballad Of Longshanks John‘ agiert zum ersten Mal Jamie Ambler als Geschichtenerzähler, der Song ist Folk-orientiert und erinnert bei der „Robin“-Gesangspassage sehr an den damaligen Soundtrack von Clannad zur Robin Hood Fernsehserie. Im Mittelteil wiederum wird ein orchestrales Arrangement eingebracht, das in Kombination mit den gesprochenen Passagen an „The White Ladies“ von Trace denken lässt.

Im Mittelteil des Albums geht es dann in den Songs ‚Migration‘ und ‚Take The Memory‘ recht bedächtig zu, wobei Jones hier für eine spezielle Note durch den Einsatz der Klarinette sorgt. Schöne Melodien prägen diese Songs. Ein feines Flötenspiel bildet das Intro zum instrumentalen Track ‚Sleigh Ride‘, dem sich sanfte Tasten und eine originelle Gitarre anschließen. Danach wird die Nummer sehr perkussiv, um schließlich mit Tomita-ähnlichem Synthesizersound zu enden. Und auch die restlichen Songs fallen in keinster Weise qualitätsmäßig ab, so dass der Fan des Symphonic Progs hier auf einer Länge von rund 70 Minuten bestens bedient wird, wobei man an einigen Stellen beinahe zwangsweise an Steve Hackett denken muss.

Jones verzaubert mit schönen Melodien und schafft es in manchen Songs, typische alte Genesis Atmosphäre zu erzeugen, ohne gleich als reiner Klon daherzukommen.
Betörend schönes Album. Und man darf auf die Live-Umsetzung auf der Loreley gespannt sein.
Bewertung: 13/15 Punkten (WE 10, JM 13, KR 11, KS 10)

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