The Security Project – Contact

(57:02, CD, 7D Media/Just for Kicks, 2017)
Seit 2012 ist das Security Project unterwegs, um hauptsächlich die Musik der ersten vier Alben von Peter Gabriel live neu zu entdecken. Die Band schart sich um Jerry Marotta, den Schlagzeuger dieser ersten Alben, und Trey Gunn, der bei King Crimson die einem Chapman Stick ähnliche Touch Guitar gespielt hat: Michael Cozzi an der Gitarre, David Jameson an den Tasten und der Eigenharp sowie die Sängerin Happy Rhodes.

Mit “Contact” erscheint ein weiteres der nun insgesamt vier Livealben der Band, was angesichts des Konzepts der Interpretation von Peter-Gabriel-Songs nicht verwundert. Leider ist hier kein ganzes Konzert zu hören, sondern nur eine Auswahl an Aufnahmen aus den USA und Japan, und ebenso wenig das volle Repertoire der Band – ohne Songs der ersten beiden Alben von Peter Gabriel. Die Sängerin Happy Rhodes ist der Neuzugang der Band und folgt Brian Cummins, der seit Jahren als Sänger von Genesis- und Peter-Gabriel-Coverbands aktiv gewesen ist. Seine Stimme klingt dem Original tatsächlich sehr ähnlich, was bei Happy Rhodes auf eine Art glücklicherweise nicht der Fall ist. Sie interpretiert die Songs auf ihre eigene Weise, wobei ihr mitunter die Verve fehlt und sie die Songs recht glatt und unaufgeregt singt. Bei den intensiven Klassikern ‘San Jacinto’ und ‘The Rhythm Of The Heat’ geht dadurch etwas an Atmosphäre verloren, die das Security Project jedoch mühelos schaffen könnte. Denn es ist Happy Rhodes selbst, die bei ‘Mother Stands For Comfort’, einem Lied von Kate Bush, zeigt, was sie mit ihrer Stimme anstellen kann: eine großartige, leidenschaftliche Performance und eine der besten des gesamten Albums.

Die anderen Musiker der Band halten sich größtenteils an die originalen Arrangements und verändern mitunter nur Details, allerdings gibt es auch Ausnahmen wie ‘I Have The Touch’, dessen leicht angestaubter 80er-Popsound glücklicherweise zurückgelassen und stattdessen angemessen modernisiert wurde. Das Lied hat auch im Original einen starken Drive, der jedoch durch die poppige Produktion nie so recht zum Vorschein gekommen ist. Wie auch Happy Rhodes als Sängerin zeigt die Band leider nur bei einem einzigen Lied ihre ganze Klasse, nämlich der Vermischung von ‘Games Without Frontiers’ und ‘Of These, Hope’ von “Passion”, dem Soundtrack zum Film “Die letzte Versuchung Christi” bzw. “The Last Temptation of Christ”. Das Thema aus dem Soundtrack wird in den letzten Teil des Popsongs eingebaut und von der Band in seiner Intensität immer weiter gesteigert, bis sich beide Stücke zu einem vermischen.

Die Band selbst wirkt sehr homogen in ihrem Sound. Niemand spielt sich in den Vordergrund, was der Musik sehr gut tut, da sie nur selten auf Soli zugeschnitten ist und vielmehr eine bestimmte Atmosphäre kreieren soll. Allerdings wirken die Hintergrundvocals häufig seltsam aufgebauscht und passen ab und an nicht zum angenehmen Sound der Band. Ebenso ist manchmal ein Knacken und Rauschen in der Aufnahme zu hören, was bei der ansonsten sehr guten Soundqualität schade ist.

Als ich vor Monaten von dieser Band erfuhr, war ich skeptisch angesichts der Natur eines jeden Coverprojekts. Auch wenn die Band mitunter behutsam mit den Originalsongs umgeht, überrascht sie jedoch positiv und zeigt neben ihrer guten Qualität auch ein Potential nach oben. Ein Jazzkritiker lobte die Band ausdrücklich dafür, Peter Gabriels Lieder endlich in den musikalischen Repertoire-Kanon zu heben (wie es zumindest in der Welt des Jazz mit guten Liedern üblich ist), und dem kann man nur zustimmen. Wurden die ersten vier Alben jahrelang von Peter Gabriel selbst eher stiefmütterlich behandelt, obwohl die Fans sie als Meisterwerke betrachten, erlebt diese Musik durch das Security Project eine interessante Interpretation, die hoffentlich noch lange fortgeführt wird.
Bewertung: 10/15 Punkten (WM 10, KR 12)

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Alle Abbildungen: The Security Project / 7d Media