Novatia – Flow

(27:58, CD, Eigenveröffentlichung 2017)
Das niederländische Quintett Novatia brachte im November 2017 seine dritte EP “Flow” heraus. Der Name ist Programm – der “Flow” zieht sich durch diese ganze Konzept-EP und auch thematisch geht es darum, im Flow zu bleiben, zu sein oder in ihn zurückzufinden.

Eröffnet wird die Thematik mit dem melancholischen ‘The Night is filled with Colours’. Diesen Song schrieb die Band als Teilnehmer bei einem Wettbewerb, in dem es darum ging große Kunstwerke musikalisch umzusetzen. Novatia entschieden sich für ein Bild Van Goghs, ‘Terrace of a café at night (Place du Forum)’, in dem es dem Künstler nach eigenem Empfinden endlich gelang, eine nächtliche Szenerie authentisch auf seine Art und Weise auf Leinwand zu bannen. Die Band gewann zwar den Wettbewerb nicht, doch gelingt es ihnen die Atmosphäre des Bildes musikalisch nachzustellen. Gleichzeitig ist es ein Versuch, van GoghsGefühle während und nach Fertigstellung des Bildes zu transportieren. Mit dem ersten Song, den sie für die EP geschrieben haben, waren die Jungs dann übrigens auch direkt im besagten Flow, um weitere Songs zu schreiben.

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Wie zum Beispiel das folgende ‘Between The Lines’. Eine Band besteht ja immer aus mehr als den eigentlichen Bandmitgliedern. Dazu gehört meist ein größerer Personenkreis, der in der einen oder anderen Form zu dem Bandprojekt gehört. Novatia haben diese Freunde in einer Online-Community vereint und nennen sie etwas pathetisch In-Novatia. Sie ließen sich von einer Bekannten aus dieser Gruppe, die Frauen in Neu-Delhi unterstützt, beeinflussen und wählten als Thematik, dass man in all den negativen Nachrichten zwischen den Zeilen auf das Positive schauen soll. Das alles musikalisch umgesetzt mit einem sich steigernden Beginn, harten Riffs (laut eigenen Angaben die härtesten Riffs in der Bandgeschichte) und Keyboard-Soli. Die Band selbst bezeichnet den Songs als den proggigsten der ganzen EP.
Das Fusion-inspirierte ‘May We Interrupt’ entstand, nachdem die Band bei einem Straßenfestival spielte und merkte, dass die meisten Leute bei ihnen und den anderen Bands nur vorbeizogen und als Hintergrundmusik wahrnahmen. Sie warfen ihre Setlist über Bord und improvisierten viel. Der Name passt also: Man kann den Song nebenbei als Hintergrundmusik laufen lassen, oder sich darauf einlassen und damit auseinandersetzen. Das gilt für Musik generell. Ein wenig aus dem Fenster lehnen die Niederländer sich, als sie erneut den Vergleich zu Van Gogh ziehen und darauf hinweisen, dass die Leute auch an (seinen) Kunstwerken oft vorbeigehen und sie nur am Rande wahrnehmen.

Für ‘This Drive’ ließ die Band sich wieder von In-Novatia beeinflussen und sinnieren darüber, wie ein Ego dem eigenen Flow im Wege stehen kann. Das passierte ihnen während des Enststehungsprozesses des Songs auch selbst gelegentlich, hatten sie sich doch als Aufgabe gestellt, einen Song über eben jene Thematik an nur einem Tag zu schreiben. Das Resultat ist ein bassgetriebener Funk-Song, der mit einer Bläsersektion garniert wurde.
Den Abschluss der EP macht das sich zurücknehmende, akustisch-jazzig aufgebaute Stück ‘Before Autumn Comes’. Hier wird eine Geschichte ihrer zweiten EP weitergeführt. Es geht um einen depressiven Protagonisten, der nur selbst in der Hand hat, wie und ob der Sommer weitergeht und der Herbst kommt. Vorgetragen wird das ganze mit emotionalem, fast ein wenig theatralischem Gesang. Wirklich schön sind hier die Percussioneffekte und -einsätze.

Eine runde, durchdachte EP, die ihrem Namen gerecht wird. Der “Flow” zieht sich wirklich von vorne bis hinten wie ein roter Faden hindurch und wird musikalisch und textlich kreativ und abwechslungsreich dargestellt. Einen leicht pathetischen Touch hat die Band ebenfalls, den kann man jedoch bei der guten Musik und den tiefsinnigen Ideen als sympathischen Spleen abtun.
Bewertung 11/15 Punkten (KR 9, PR 11)

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