(51:52, CD, Lynx Music/Just for Kicks, 2017)
Polnischer Progressive Rock ist seit vielen Jahren ein fester und erfolgreicher Bestandteil der Prog-Szene. Neben Größen wie Riverside, Lunar Soul, Believe, Collage oder Quidam gibt es eine lange Liste qualitativ anspruchsvoller Bands bei unseren östlichen Nachbarn. Die in Krakau gegründete Band Millenium gehört sicherlich ebenso dazu und das bereits seit 1999. Das aktuelle Album „44 Minutes“ ist mittlerweile schon das 14. Album. Musikalisch orientieren sich die Polen an Pendragon oder an den frühen Marillion und verschreiben sich damit überwiegend dem NeoProg. Was aber nicht bedeutet, dass andere Musikstile wie Melodic Rock oder AOR zu kurz kämen. Gravierende musikalische Veränderungen sind allerdings über die Jahre nicht zu erkennen.
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So stehen fortwährend melodiöse und harmonische Songstrukturen im Vordergrund, was stets für ein Klima des Wohlgefühls sorgt. In der aktuellen Besetzung: Lukasz Gall (Vocals), Piotr Płonka (Electric & Acoustic Guitars), Krysztof Wyrwa (Bass), Dariusz Rybka (Saxophone), Grzegorz Bauer (Drums), Ryszard Kramarski (Keyboards, Acoustic Guitar) und als Special Guest Karolina Leszko (Vocals, Backing Vocals) ändert sich dies auch auf „44 Minutes“ nicht. Bei diesem Genre besteht allerdings schnell die Gefahr der Belanglosigkeit und der Wiederholung. Auch Millenium setzt sich dieser Gefahr aus, bringt aber auf dem aktuellen Album durch herrliche Saxophonpassagen geschickte Farbtupfer und Abwechslung in diverse Tracks und hebt sich dadurch von der Vielzahl ähnlicher Bands wohltuend ab.
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Nicht nur der Eingangstitel ‘The Colours of My Life’ erhält durch den gezielt eingesetzten Bläsereinsatz einen leicht jazzigen Touch. Saxophonist Dariusz Rybka, seit 2017 nun festes Mitglied, bringt neuen Schwung und größere Abwechslung in die Melodieführung. Dadurch wirken die 8 Titel, inklusive dem nur bei der CD Version beigefügten Bonus Titel `Ending Title´, kompositorisch gereifter als viele Songs der Vorgängeralben. „44 Minutes“ handelt vom Nachdenken über das schnelle Vergehen des eigenen Lebens – ausführlich nachzulesen im Booklet. So ist es nicht verwunderlich, dass eine gewisse Melancholie über allen Songs liegt, die dieses Album stimmungsvoll begleitet. Anteil haben daran nicht nur der erwähnte Saxophoneinsatz, Gilmour´sche Gitarren, sowie sanfte Keyboardteppiche, diverse elektronische Spielereien und ein groovender Bass runden ein gelungenes Werk ab. Einzig der Gesang erscheint vor allem durch die Gastsängerin gelegentlich etwas zu aufgesetzt und leicht süßlich, aber das ist die ewige Diskussion und bleibt doch letztendlich Geschmackssache.
Das letzte Album der Polen zeigt einmal mehr all ihre Talente für Melodie und Harmonie. Die Kritiker werden genau das bemängeln und sich mehr dynamischere bzw. härtere Passagen wünschen. Wer Spaß an eingängigen Songs hat, wird Freude daran finden, sich zurückzulehnen und ein wenig verwöhnen zu lassen. Sollte man dann immer noch nicht genug haben, bleibt der Griff zum Solo-Projekt des Millenium-Keyboarders Ryszard Kramarski, mit seinem ebenso angenehmen Album „Music inspired by The Little Prince“.
Bewertung: 9/15 Punkten (KR 7, HR 9)
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The Ryszard Kramarski Project – Five Hundred Million Little Bells
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