The perfect band to do stuff
Dirty Sound Magnet auf Deutschlandtour. Und dann auch noch in Bonn, quasi direkt vor der Haustür der diensthabenden Betreuer – und bei einem von beiden war die Band aus der Schweiz mit ihrem Album “Western Lies” auch in den Jahrescharts vertreten. Nur: Wo und was ist eigentlich Burg Lede im beschaulichen Stadtteil Vilich für eine Location?
Zwischen Feldern und Mondlicht liegt Burg Lede, ursprünglich Burg Schneckenberg, deren Geschichte bis ins 14. Jahrhundert zurückgeht. Die Burg hat einiges an Historie auf dem Buckel, heute wohnen dort Privatpersonen und die Location inkl. Gartenanlage können für Hochzeiten oder ähnliche Veranstaltungen gemietet werden. Jetzt hat einer der dort wohnenden “Burgherren” der Geschichte Burg ein weiteres neuartiges “Highlight” hinzugefügt: Ein Konzert einer Rockband.
Jener “Burgherr” heißt Gilles und wohnt mit seiner Frau als eine von mehreren Parteien in der Burg. Gilles sah Dirty Sound Magnet in deren Heimat live und war vollends begeistert von Musik, Sound und Performance des Trios. Als dann eines der Deutschland-Konzerte der Tour ausfiel, holte er sie kurzerhand zu sich nach Hause. Den Schweizern passte das gut, stand doch am nächsten Tag ein Auftritt in Siegen im Vortex an.
So kommen wir also in eine sympathisch improvisierte Konzertlocation. Während im Burghof Feuer prasseln und man die Romantik des Ortes und der Nacht einatmen kann, ist der Flur des Erdgeschosses zwischen den beiden sich nach oben windenden Treppen auf der einen Seite zur Bar und auf der anderen, am Fuße des Treppenhauses, zur Bühne umfunktioniert worden.
Der perfekte Ort für eine intime Album-Release-Party oder ähnliche Abende in der Zukunft. Heute aber erstmal die Premiere: Für Dirty Sound Magnet sicherlich eine ungewohnte Location. Nach und nach trudeln die Konzertbesucher ein (hauptsächlich aus dem Bekanntenkreis des Veranstalters) und schließlich sind etwa 50 Leute da. Es gibt keinen festen Zeitplan, dafür eine entspannte und lockere Atmosphäre. Die Band – Maxime an den Drums, Stavros an Gitarre und Leadvocals und Marco am kräftig zerrenden Bass – betritt dann auch irgendwann die “Bühne”. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen des ungewohnten Rahmens laufen sie (und ihr mitgebrachter Soundmann) in den nächsten zwei Stunden zur Hochform auf und präsentieren ihren psychedelischen mit Effekten angereicherten, experimentellen Rock. Musikalisch bewegen sich alle drei auf höchstem Niveau und vor allem Gitarrist Stavros spielt, loopt, soliert und lässt die Finger über die Saiten flitzen, dass einem nur der Mund offen stehen bleibt.
Überhaupt ist er ein Schamane auf der Bühne. Anfänglich noch im lockeren Hippie-Hemd, zieht er auch dieses irgendwann aus und tanzt ohne Gitarre, während seine beiden Mitstreiter allein (plus Samples) soundmäßig eine mehrköpfige Band entstehen lassen. Die Hunde des Hauses lieben es, Gilles und Frau werden spontan zum Tänzchen animiert und die geladenen Gäste sind hingerissen von diesem schmutzigen, tollen Sound.
Nach dem offiziellen Teil, der aus Songs des aktuellen Albums plus ein, zwei Songs aus Zeiten als Quartett und einigen neuen, noch nicht vollendeten Stücken besteht, kommen die drei Jungs noch zweimal zurück und lassen das Publikum entscheiden, was sie hören wollen. Zur Auswahl stehen ein ‘Magic Song’, ein ‘Blues Song’ und ein weiterer in Arbeit befindlicher Song. Der wird sofort gewünscht und die Band merkt danach selbst, dass Blues jetzt nicht angesagt ist und lässt in ihrem größtenteils wahrscheinlich improvisierten Magic Song alle Facetten ihres Könnens raus.
Am Ende sind alle glücklich und geflasht. Die Band scheint zufrieden zu sein, wie man hinterher im äußerst sympathischen Gespräch mit Stavros erfährt. Und Gilles hat mit der Burg Lede vielleicht eine neue Location etabliert, die mehr intime Rockkonzerte braucht. Trotz des noch frühen Jahres können die beiden Betreuer ganz eindeutig sagen, dass es bereits eines der Konzerte 2018 war, ist und sein wird, und dass man hier etwas Besonderes erlebt hat. Mad Dogs and Swiss Men.
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Rezension zu “Western Lies” (2017)
Sorry für die miese Qualität der Live-Fotos, Klaus´ Kamera hat sich leider just diesen Abend ausgesucht, um kaputt zu gehen. Die Band bietet heisse Motive und hätte eine bessere Würdigung verdient.