White Mountain – The Delta Sessions

(71:15, CD, White Mountain Music/Distrokid/FinestNoise, 2017)
Was wie der Name einer weiteren Genesis-Cover-Band klingt, ist im vorliegenden Fall ein Projekt, das der Hamburger Musiker Mirko Ertner 2013 ins Leben gerufen hat. Vier Jahre später liegt nun mit „The Delta Sessions“ die erste Veröffentlichung vor. Also kein schnell dahin geworfenes Album, sondern ein Werk, das im langen Entstehungsprozess gereift ist und auf den insgesamt fünfzehn Titeln zeigt, dass der Künstler mit viel Liebe zum Detail gearbeitet hat.

Das Album ist in fünf Kapitel aufgeteilt, die von einem Sprecher zu Beginn auch angekündigt werden. Thematisch geht es hier um den Zyklus des Lebens, den die meisten Menschen durchleben. Die einzelnen Chapter heißen ‚Desires‘, ‚Arise‘, ‚Climax‘, ‚Fall‘ und ‚Healing‘ und sie bestehen jeweils aus drei Songs.

Dabei sind einige Instrumentals eingestreut, während man auf der Coverrückseite ablesen kann, wer auf welchen Songs singt. Denn bei diesen Sessions hatten kein festes Line-Up, sondern Ertner hat sich beinahe für jeden Song einen anderen Sänger bzw. eine andere Sängerin ins Studio geholt. Das sind im Einzelnen:

Jackie Koopmann, die auf dem auf das Intro folgende ‚Make A Wish‘ und dem abschließenden 12 ½-minütigen Longsong ‚The Creature‘ singt, sowie – in order of appearance – Jochen Miller, Celina Di Stefano, Nicolas Ciezki, Deibys Artigas, Nina Jiers, Lorenza Vand und Marc Warncke.

Das lässt jetzt beinahe reflexartig an Ayreon und seine mit vielen Gästen eingespielten Produktionen denken – und damit liegt man zumindest an manchen Stellen gar nicht so falsch. Prog-Metal ist sicherlich ein wesentlicher Bestandteil des Albums, ebenso wie einige bombastische orchestrale Elemente. Hinzu kommen einige Ambient Einflüsse, doch überwiegend ist es eben ein Rock-Album. Und die Instrumentals sind keine reinen sphärischen Tasteneskapaden, sondern stellenweise feine Rock-Kracher. Der Einsatz vieler Sänger bzw. Sängerinnen birgt immer die Gefahr, dass allein durch die unterschiedlichen Gesangsdarbietungen das Album einen recht inhomogenen Eindruck hinterlässt oder man einzelne Songs im schlechtesten Fall auch einfach überspringt, da der zugehörige Gesang möglicherweise nicht gefällt. Wobei in diesem Falle zu sagen ist, dass die Gesangsleistungen durch die Bank gut sind und sich da also wenig Konfliktpotenzial ergiebt.

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Mirko Ertner ist praktisch für den Rest zuständig, also Gitarren, Tasteninstrumente, Bass, Schlagzeug – Respekt!

Der abschließende Longtrack ist übrigens eigentlich gar keiner, denn nach rund fünf Minuten folgt erst mal nur Stille, später dann einige Soundeffekte. Als Anspieltipp ist der Song nicht unbedingt geeignet, stattdessen sei der Instrumentaltitel ‚Happiness By Chance‘ empfohlen, der mustergültig zeigt, wie der Komponist geschickt verschiedene Elemente miteinander verknüpft und zu einem sehr vitalen Hörerlebnis macht. Ertner hat sich viel vorgenommen – und es in der Tat auch sehr gut umgesetzt.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, KR 10, PR 10)

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