(40:01, CD, Eigenproduktion, 2017)
[zupft Blütenblätter von Peter Gabriels vielleicht berühmtestem Bühnenkostüm:]“Sie sind’s. Sie sind’s nicht. Sie sind es! Eine “Supergroup” nämlich. Dazu werden die Mondpartikel m.E. a) durch die vergleichsweise Berühmtheit und Klasse der Mitstreiter genau wie b) durch die Güte des gemeinsam Gebotenen. Bei a) handelt es sich um den hier federführenden Niko Tsonev (Komponist, Gitarre, Bass u.v.m.; u.a. Steven Wilson, Lifesigns), erneut verstärkt durch seine früheren Wegbegleiter Craig Blundell (Drums; u.a. Steven Wilson, Frost*, David Cross Band), Adam Holzman (Keyboards; u.a. Steven Wilson, Miles Davis, Robben Ford), Theo Travis (Blasinstrumente; u.a. Soft Machine, No-Man, Porcupine Tree, Robert Fripp); Samy Bishai (Violine; u.a. Natacha Atlas, Digitonal) und last but not least Georgina “Grog” Lisee (Gesang; u.a. Die So Fluid).
Beim Tanz mit “Esmeralda” spielt also neben Meistergitarrist Tsonev ein guter Teil der Steven Wilson-Band auf. Gemeinsam entfachen sie einen alsbald unaufhaltsam in sein Zentrum ziehenden Orkan attraktiver zeitgenössischer Musik, der durchaus auch mit Pop flirtet. Aber im Gegensatz zum bisweilen einerseits in Manierismus und andererseits ins “La La La”(-Land) abdriftenden aktuellen Werk seines Ex-Bosses geht hier Spontanität immer über Konzept, Humor über Charts-Kalkül und Virtuosität über “Ich kann mir das jetzt leisten”-Angeberei.
Das mit einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne entstandene Album beginnt den wirbeligen Reigen gleich mit dem Titelstück, einem federnden Rocker mit viel Pop-Appeal. Aufgrund des ohrwurmigen Refrains und wegen Grogs strahlendem Gesang zwischen Rosie Bones, Suze DeMarchi und Linda Perry wäre er vielleicht sogar radiotauglich, käme da nicht erst eine lange Generalpause und dann zwei zumindest für die meisten Radioformate entschieden zu anspruchsvolle Fusion-Soli. Tanztempel-tauglich bleibt er aber allemal. Die von der Jazzrock-Attacke Gebeutelten werden vom langsameren ‘Helium I’ in den Arm genommen und von Nikos Markenzeichen-Bendings sanft gewiegt – bis Theo Travis’ Flötenspiel und die Streicher auf ‘Helium II’ sogar idyllische Landschaften aus “Voyage Of The Acolyte” oder “Geese And The Ghost” vor uns entstehen lassen. Doch die Reise geht weiter.
‘Winter Mountain’ wird wieder von dem dominiert, was die aparte Grog mit ihrer wandlungsfähigen Stimme zwischen Streicheln, Locken und Strafen veranstalten kann. Von ihr stammen auch die Gesangsarrangements der Track 1, 4 und 7.
Das Instrumental ‘White Light’ müsste u.a. Steve Vai-Fans zusagen, die erste Video-Auskoppelung ‘Michelangelo Don’t Stop’ eigentlich allen Freunden von (hier sehr entspannter) Musik zwischen Jazzrock und Progrock – sowie vermutlich vielen Schlagzeugern…
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Die vielteilig-komplexe Ballade ‘The Strength Of A Thousand Year Rose’ führt noch einmal alle Stärken dieser besonderen Musiker ins Feld, mit eindringlichem Gesang und intensiven Soli. ‘Leon’s Experiment’ ist der einzige Beitrag jenseits von sieben Minuten. Obwohl das Album in den jeweiligen Studios der beteiligten Musikern – also separat – entstand, begeistert hier vor allem die intime Interaktion der Solierenden.
Das von Jon Astley (u.a. Paul McCartney, Peter Gabriel) gemasterte Album lässt auch beim Sound keine Wünsche offen. Es gibt einfach so wunderbar turbulente, ja stürmische Musik, wie unser Album der Woche. Niko spendiert folgende Anekdote dazu: “Weirdly, when mastering with Jon Astley, we had a tremendous hurricane going on outside the studio”. Und als diese bescheidene Rezension entstand, zog Tief-Bitch Orkanieke gerade Westdeutschland und vor allem den Niederlanden ausgesprochen schmerzhaft den Scheitel.
Wir hoffen wirklich, dass “Esmeralda” auch weiter für mehr als ein wenig Wirbel in der Szene sorgt.
Bewertung: 13/15 Punkten (WE 10, GH 10, KR 13, KS 11)
PS: Das attraktive Artwork stammt von Brett Wilde (vgl. Lifesigns). Die Schönheit gibt es (gefertigt von Plane Groovy) sinnvollerweise auch auf 180g Vinyl, jedenfalls solange noch welche von der limitierten 300er Auflage übrig sind.
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Rezension Niko Tsonev – Black Feather (2008)
Rezension Niko Tsonev – Banshees And Harpsichords (2013)
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