(59:18, CD, RareNoiseRecords, 2017)
Nein wirklich durchkomponiert klingt es nur an wenigen Stellen – virtuos improvisiert, ja. Vielleicht genau so wie man es unter Verweis auf Mick Karn (oh ja genau dieses Bass-Genie!) erwarten würde. Und so reiht sich “Elevator Man”, das hier zu besprechende Album des italienischen Bassisten Lorenzo Feliciati (u.a. Naked Truth), ein in eine Riege von ambitionierten Bass-Solowerken des gerade genannten, leider viel zu früh verstorbenen Mick Karn.
Trotz dieser offenkundigen Reminiszenz, was auch den Hang zu einer „ein-Stück-ein-Lineup-Philosophie“ betrifft, merkt man ganz deutlich, wo hier die Unterschiede, insbesondere in Sachen Songwriting, und die Grenzen markiert sind.
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Feliciati ist unbestritten ein Meister auf seinem Instrument, ein Connaisseur hinsichtlich der Auswahl seiner Lineup für die einzelnen Song und ein Genie, wenn es um Sounddesigns und Soundscapes geht – aber seinen Anspruch, mit diesem Werk Schritte in Richtung Songwriting zu machen, erfüllt er nicht ganz.
Nicht, dass wir uns hier missverstehen: “Elevator man” macht einen Riesenspaß, und aufnahmetechnisch ist das schon ein Monolith. Wer eine entsprechende Anlage bzw. Lautsprecher verfügt, wird eine Dynamik und eine Range zwischen Höhen und Tiefen entdecken, dass es ein kaum zu übertreffender hedonistischer Genuss ist. Das variiert natürlich zwischen den einzelnen Stücken – aber soundtechnisch passt hier fast alles. Und wer nicht weiß, dass es ein song-orientiertes Album sein soll, wird sich dann auch nicht an mangelndem Songwriting stören.
Ein kurzes Wort zur Riege der Instrumentalisten: Neben Pat Mastelotto, den wir hier an dieser Stelle wirklich nicht mehr vorstellen müssen, sind auch Chad Wackerman (Holdsworth), Mattias IA Eklundh (u.a. Freak Kitchen, Jonas Helborg Trio, Art Metal) auch Marco Sfogli, Cuong Vu an der Trompete und Roy Powell (u.a. Naked Truth, Mumpbeak, InterStatic) am Clavinet vertreten.
Allein diese Aufzählung verrät sicher schon einiges über den Charakter der einzelnen Stücke und deren stilistische Vielseitigkeit. Das kann man positiv sehen – weniger euphorisch betrachtet, geht hier auch einiges an „flow“ verloren. Jazziges, teilweise free-jazziges wechselt sich ab mit zum Teil poppigen, mal traditionell prog-rockigen, mal frippertronical Anleihen. Also auch hier zahlt es sich aus, sich keine all zu engen Grenzen setzen – und wer Feliciatis Beiträge bei Koi oder Naked Truth kennt, sollte sich bewusst sein, dass er hier nicht morse of the same zelebriert.
Das, was die Stücke miteinander dann doch verbindet, ist die charakteristische Bass-Arbeit Feliciatis, die dem Album einen originären und singulären Touch verleihen. Verbunden mit der Dynamik und den virtuosen und vielseitigen instrumentalen Fähigkeiten seiner Mitstreiter, sollte jeder, der ein Faible für Bass-basierte Musik hat, hier beide Ohren riskieren.
Bewertung: 11/15 Punkten (DNL 11, KR 12)
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