Mother of Millions – Sigma
(42:00, CD, ViciSolum, 2017)
Anathema, Tool und Katatonia? Dieses Dreigestirn ruft ein Online-Versender auf, um das Konzeptalbum “Sigma” der griechischen Band Mother of Millions werblich nicht ganz ungeschickt einzuordnen. Tool erscheint dem Rezensenten hier ein wenig arg weit hergeholt, doch die beiden verbleibenden Komparativa machen durchaus Sinn, wobei wir hier bei beiden Referenzbands die jeweils mittleren Phasen, also jene nach ihren jeweils unterschiedlich ausgeprägten Interpretationen des Death Metal zum Vergleich heranziehen sollten.
Jetzt wissen wir also schon, wem Mother of Millions ähneln – doch wer sind sie denn eigentlich? Mother of Millions ist eine fünfköpfige Band aus Athen, die sich selbst als Progressive-/Alternative Band sieht. Allesamt Männer, weswegen wir den Bandnamen nicht allzu wörtlich nehmen sollten. Gegründet 2008, versuchten sich die Griechen an diversen Songs und Konzepten, fanden ihre Richtung 2014 mit dem Konzeptalbum „Human“. Da dieses Album die Band vollends zufrieden stellte und man auch eine Fanbasis fand, legen Mother of Millions nun einen stilistisch verwandten dennoch distinkten Nachfolger vor.
“Sigma” umfasst neun Stücke, die sich mit dem Schweigen der Masse, der Schweigespirale und der Schuld befassen. Das Soundkostüm ist ein wenig düsterer als beim Vorgänger, dennoch kraftvoll, solistisch virtuos, rhythmisch ambitioniert und melodiös melancholisch um nicht zu sagen gnadenlos wütend und hoffnungslos traurig. Das Progressive-Rad wird nicht neu erfunden, dennoch packt das Album über die volle Länge. Nicht zuletzt aufgrund eines sehr geschickten Spiels mit den gewählten musikalischen Leitmotiven, die hier immer wieder von unterschiedlichen Instrumenten und in unterschiedlichen Tempi und Dynamiken aufgenommen, angedeutet, oder gespiegelt werden.
Kommen wir noch einmal kurz zurück zu den Referenzen. Den Rezensenten umfing während des Hörens von Sigma die unbändige Lust wieder einmal “The Perfect Element” von Pain Of Salvation zu hören. Warum? Die Atmosphäre beider Alben zeigt sich ganz ähnlich. George Prokopiou lässt sich stimmlich nicht ganz mit Daniel Gildenlöw vergleichen, doch seine Art Gesangsmelodien aus dem Hut zu zaubern, scheint nicht so weit entfernt. Und auch die instrumentale Sektion von Mother of Millions zeigt, dass sie eine weitestgehend klischeebefreite, großartige Atmosphäre schaffen kann, die zwischen cinematischen, bitter-bösen metal- bis hin zu poppigen Gothic-Elementen changiert, ohne beliebig zu werden. Da steckt schon ein Plan dahinter, der sich auch am wirklich finessenreichen Spiel mit dem kompositorischen Leitmotiv ablesen lässt.
So macht Progressive-Metal, der hier und da an Vorbilder denken lässt, aber genügend Raum für Eigenes lässt, extremst Spaß!
Bewertung: 10/15 Punkten (GH 11, DNL 10, KR 11)
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