(75:26, CD, A&O Records, 2017)
Der entscheidende Hinweis ist schon auf dem Frontcover abgedruckt: “Hommage an 70 Jahre AMIGA“ steht dort. Und genau das ist es, was Manuel Schmid (Gesang, Tasteninstrumente) hier präsentiert. Eben jener Manuel Schmid, der als Frontmann entscheidenden Anteil daran hat, dass Stern-Combo Meissen wieder in Bestform zu erleben ist. Zusammen mit dem ehemaligen SCM-Musiker Marek Arnold (Saxophon, Klarinette, Tasteninstrumente), Markus Dreßler (Bass, Gitarre) und Ekkehard Dreßler (Schlagzeug, Perkussion, Gesang) stellt er Lieblingslieder aus alten DDR-Tagen vor und kombiniert dies mit ein paar Kompositionen aus seinen Soloalben. Mit dem hier bereits vorgestellten ”Seelenparadies” hat er 2016 ein sehr emotionales Album herausgebracht, das bei diesem Auftritt vom 19. November 2016 in Gera ebenfalls Berücksichtigung fand. Schmid mischte das Album selbst ab, um das Mastering kümmerte sich der uns wohlbekannte Eroc. Das CD-Cover stammt übrigens vom Livekonzert im Bergkeller Reichenbach im Vogtland am 16.06.2017.
Es handelt sich hierbei erwartungsgemäß nicht um ein Prog-Album, sondern um einen Nostalgietrip, der natürlich für Fans aus den östlichen Regionen sicherlich einen anderen Stellenwert hat als beispielsweise für einen Sauerländer (wie den Rezensenten). Während man im Ruhrpott am ehesten noch Bands wie oben erwähnte Stern-Combo Meissen oder Lift in der eigenen Sammlung wiederfindet, sind Namen wie 4PS oder Holger Biege eher unbekannt. Ein Stück wie das von Schmid gespielte ‚Sagte mal ein Dichter‘ von letztgenanntem Künstler ist hingegen dort ein Klassiker. Weitere gecoverte Künstler bzw. Bands sind Veronika Fischer, Karat, Electra, Karussell sowie Silly. Es wird also ein breites Spektrum abgedeckt, wobei der Prog-Faktor wie erwähnt nahe Null liegt – der Prog-Fan wird am ehesten vielleicht noch bei ‚Albatross‘ von Karat angesprochen. Man sollte hier die Erwartungen also entsprechend adjustieren.
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Stattdessen gibt es aber einen schönen Querschnitt, bei dem Schmid mit seiner wunderbaren Stimme glänzen kann, speziell bei seinen eigenen Liedern, aber auch beispielsweise bei den Songs von Lift. So trägt er zum Abschluss den Lift-Klassiker ‚Sommernacht‘ ohne instrumentale Begleitung vor. Mutig, aber er kann es eben!
Randnotiz: seine aktuelle Stammband wird hier komplett ausgespart. Es gibt auch so genug vorzustellen. Die Band präsentiert sich in guter Form, Marek Arnold setzt ein paar Akzente an Saxophon und Klarinette, als Gäste tauchen noch Ex-Lift Musiker Wolfgang Scheffler (Tasteninstrumente) und Knut Bräuer (Saxophon) auf.
Schmid verfügt über eine tolle Stimme, auch live – und so hört der Schreiberling dem Mann einfach gerne zu, auch wenn es mal gar nicht um Prog geht!
Bewertung: 10/15 Punkten
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2 Kommentare
Hallo Juergen,
das CD-Cover stammt vom Livekonzert im Bergkeller Reichenbach im Vogtland am 16.06.2017.
Viele Grüße
Teuchi
Ich bin durch Zufall auf dieses Album gestoßen, da ich mich allgemein für anspruchsvolle Rockballaden und Artrock interessiere. Und ich finde, Manuel Schmid hat mit seiner Stimme und mit Marek Arnolds Saxophon den Geist des Ostrocks völlig authentisch wiederbelebt, jedoch manche Lieder obendrein noch richtig schön neuinterpretiert. Und wenn wir den Gesang betrachten, darf das bemerkenswerte Klavierspiel des ausgebildeten Pianisten natürlich ebenso nicht ungewürdigt sein.
Und es gebührt Respekt dafür, dass diese schönen Lieder mit dem gleichen Esprit zurückkommen zu allen Liebhabern der Szene, die sie nicht nur ein Leben lang nicht vergessen, sondern wieder hören wollen. Und das in der gleichen Leidenschaft und mit der selben Klangmagie, wie sie damals das Lebensgefühl und das Denken und Fühlen der Menschen waren. Und wie es nach wie vor die poetische Schönheit der Muttersprache ausmacht.
Kann es nur wärmstens empfehlen!