(42:55, CD, Ataraxia, 2017)
Jahrelang war von Isildurs Bane außer ihrer Konzertreihe “IB Expo” fast gar nichts zu hören und nun erscheint nach knapp über einem halben Jahr mit “Off The Radar” bereits das zweite Album der Schweden im Jahr 2017. War der mit Marillion-Sänger Steve Hogarth aufgenommene Vorgänger “Colours Not Found In Nature” doch mehr im melodischen Art Rock Bereich und besonders in einer gewissen aktuellen Marillion Tradition ausgerichtet, so ist das rein instrumentale Nachfolgewerk, welches über einen Zeitraum von 2011-2017 entstand, wieder viel mehr im typischen Isildurs Bane-Fahrwasser gehalten.
Doch was heißt bei Isildurs Bane eigentlich typisch? Denn die Schweden haben in ihrer langen Karriere mit sinfonischem Progressive Rock begonnen, arbeiteten sich durch kunstvoll verschnörkelten, leicht zappaesken Art Rock, schreckten auch nicht vor sperrigen Improvisationen zurück, um wieder bei songdienlicherem Material zu landen. Einzige Konstanten in all dieser Zeit blieben Bandleader/Keyboarder Mats Johansson, sowie Schlagzeuger Kjell Severinsson, die heutzutage von einem kleinen Kammerorchester (mit klassischem Instrumentarium von Violine, Trompete, Klarinette bis hin zu Flöte, sowie diversen Perkussionswerkzeugen von Vibraphon bis Marimba) und verschiedenen Gastmusikern (u.a. King Crimson Schlagzeuger Pat Mastelotto) begleitet werden.
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Beim aktuellen Output setzt man vor allem auf die Tradition von Werken wie das 1997 erschienene “MIND Volume 1”, aber lässt auch Anleihen an die verspielten Augenblicke von “Cheval – Volonté De Rocher” (1989) oder “The Voyage – A Trip To Elsewhere” (1992) erkennen. Diese Einflüsse werden jedoch nicht kopiert, sondern lediglich aufgegriffen und fortgeführt. Man wendet sich also eindeutig vom gesangsorientierten, eher harmonischen Material wieder ab, was sicherlich nicht für alle Hörer der Band sofort nachvollziehbar ist. Doch stellten Isildurs Bane schon immer Kunst vor Kommerz, war die eigene musikalische Vision wichtiger, als irgendwelche Erwartungen zu erfüllen.
Es plingt und kracht, man muss ständig mit ungeplanten Überraschungen rechnen, aber ganz so abstrakt wie “MIND Volume 3” ist dieses Album bis auf das experimentelle ‘Endless Air’ nicht geraten. Jedoch ist vieles musikalisch offener, gewagter und setzt klanglich und rein instrumental auf Abwechslung und Überraschungen. Elektronik, Art Rock, Fusion, Kammermusik und Avantgarde wandeln zwischen expressiven Passagen und schwebender Ruhe. Trotz großer Besetzung wirkt vieles auch bisweilen minimalistisch, introvertiert. Durch eine gekonnte Spannungstiefe wandeln die sorgsam arrangierten Einfälle zwischen faszinierender Distanziertheit, verkopfter, dynamischer Durchdachtheit, aber ebenso ergreifender Schönheit, wie der rein von akustischer Gitarre vorgetragene Bonustrack ‘Uvertyr/Open’.
Ein tiefgründiges Album, das vor allem auf lange Zeit mit seiner Finesse und strukturellen Feinheiten überzeugt.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Abbildungen: Isildurs Bane / Ataraxia